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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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ihm mit ernstem Blick direkt in die Augen. Dann sah ich kurz über die Schulter zu Ramirez, der nur kurz nickte. Dann brummte ich: “McLucky? Oliver McLucky?”
    “Ja … der bin ich.” antwortete er zurückhaltend und etwas verdutzt.
    “Special-Agent Jason Crocket. Das hier ist Special-Agent Ricardo Ramirez. Wir hätten ein paar sehr dringende Fragen an Sie.” Ich näherte mich seinem Kopf noch ein wenig und flüsterte: “ Sehr dringende!”
    Ohne ein Wort des Widerspruchs öffnete er die Tür weiter und ließ uns ein. Wir gingen stramm und rasch an ihm vorbei in den nächsten Raum.
    “Special-Agents?” raunte mir Ramirez zu. “Cool!”
    “Eines der wirksamsten Mittel, um sich bei vielleicht verwöhnten Kindern von mächtigen, reichen Vätern Respekt zu verschaffen.” erwiderte ich schnell.
    Wir standen in einem Zimmer, das offenbar als Wohnzimmer genutzt wurde. Ein großer Fernseher, eine Stereoanlage mit überdimensionalen, schwarzen Boxen und schätzungsweise hunderten von CDs und DVDs auf den Regalen links und rechts des Hifi-Centers aufgereiht. Dem gegenüber eine geschmackvolle, cremefarbene Couch und ein niedriger Tisch, auf dem einehalbgeöffnete Pizzaschachtel und eine offene Coladose zeigten, dass wir ihn wohl gerade beim Essen gestört hatten. In einem Regal, das vom Boden bis zur Decke reichte und fast anderthalb Meter breit war, waren eine Unmenge an Büchern der unterschiedlichsten Richtungen untergebracht. Überwiegend rein wissenschaftliches Material, was für einen Biologiestudenten von Nutzen sein könnte, aber auch Lexika über Literatur, Kunst und Architektur sowie eine in Leder gebundene Bibel. Zwischen den dicken Buchrücken, von denen die wenigsten auch nur die Andeutung einer Knickfalte aufwiesen, blickten aber immer wieder Umschläge verschiedener Comics hervor. Ich erkannte Gruselgeschichten in Bilderform, Mickey Maus und sogar einige Mangra-Hefte mit aufreizenden Japanerinnen in kurzen Röcken und in Kampfpositionen auf dem Cover.
    Ich musste innerlich grinsen. Es war klar, dass die großzügige Ausstattung von den Eltern finanziert worden war und sowohl dies wie auch die Literatur in den Regalen ihm die besten Chancen bieten sollten, auf seiner beruflichen Laufbahn so erfolgreich wie nur irgendwie möglich zu sein. Und doch lebte er - wie jeder andere Student auch - nicht nur in der Welt der Wissenschaft und Bildung, was seine Eltern aber sicher viel eher erwartet hätten als die Tatsache, dass sich seine Interessen auch noch auf ganz andere Gebiete bezogen. Aber Geld allein machte nun mal nicht glücklich!
    Ramirez und ich sahen uns schweigend im Zimmer um. Ich betrachte besonders genau die Wände, die Regale und den Ausblick aus dem Fenster. Mein Partner hatte einen Kugelschreiber in der Hand, durchschritt langsam das Zimmer wie ein Mienenfeld, hob hier und da eine Seite Papier an und runzelte brummend die Stirn.
    Oliver McLucky war in der Zwischenzeit fast unhörbar in den Raum gekommen, blieb aber unschlüssig in der Nähe des Türrahmens stehen. Er beobachtete jeden unserer Schritte und jede unserer Handbewegungen sehr genau.
    Ob er vielleicht etwas zu verbergen hatte, was wir nicht finden sollten, fragte ich mich.
    Ich sah zu Ramirez und zeigte mit dem Kinn kurz in die Richtung McLuckys. Er nickte nur und ging dann langsam auf den etwas verdutzt dreinblickenden Mann zu, der sofort einen Schritt zur Seite machte. Ramirez nahm seinen Platz ein, stellte sich breit in den Türrahmen und verschränkte seine Arme vor der Brust, die dichten Augenbrauen über dem Rand der dunklen Sonnenbrille finster zusammengezogen.
    Oliver McLucky versuchte ein Lächeln in meine Richtung. Offenbar machte ich auf ihn den `harmloseren` Eindruck.
    “Bitte, setzen Sie sich doch. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?” fragte er freundlich.
    “Nein danke”, gab ich reserviert zurück, “wir stehen lieber. Wir möchten Sie auch nicht lange stören. Aber … vielleicht setzen Sie sich besser für einen Augenblick.”
    Ohne Widerrede setzte er sich knapp auf die Sitzkante der Couch. Ich beobachtete ihn genau. Ich glaubte, kleine Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen zu können. Seine Hände waren gefaltet. Er rieb immerzu die Handinnenflächen aneinander. Wieder fragte ich mich, ob es wohl etwas gäbe, was er vor uns auf alle Fälle verbergen oder verstecken wollte.
    “Wie laufen die Geschäfte?” fragte ich mit einem fast schon gelangweilten Unterton.
    “Geschäfte? Welche Geschäfte

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