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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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überschreitet, ist raus aus dem Spiel.” meinte Ramirez.
    “Auch wenn diese Grenzen hier sehr weit gesteckt sind, wie ich bemerken möchte.” fügte Chapler lakonisch hinzu.
    “Das ist ja praktisch eine … eine Parallelwelt. Und jeder kann darauf zugreifen. Von überall her. Jeder kann Gleichgesinnte treffen, sich mit ihnen austoben, oder …” Ramirez hielt inne.
    “Oder sogar mehr.” vollendete ich seinen Satz. Was geschah, wenn sich jemand nicht mehr nur über das Internet vergnügen wollte, sondern den Versuch unternahm, es real mit dieser Person zu erleben? - Keine Frage, die Möglichkeit bestand. Und wenn die Grenze dann überschritten werden sollte …
    “An was denkst du gerade?” fragte mich Ramirez.
    Ich antwortete nicht gleich. Ich war noch dabei, meinen Gedanken weiterzuspinnen, bevor ich langsam antwortete: “Das Internet hält viele Möglichkeiten offen. Für jeden. Von überall her. Für jede Fantasie. Völlig anonym, wenn man will. Sie hat gerne gechattet…”
    “Ob sie ihren Mörder vielleicht über das Internet kennengelernt hat?” Chapler sprach den Gedanken laut aus, der sich meiner bemächtigt hatte.
    Wir drei sahen uns wortlos an.

*** 8 ***
    Um drei Uhr mittags saßen Ramirez, Chapler und ich im Büro von Chief Whealer, um ihn über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Chapler erklärte noch einmal detailliert, was er auf der Festplatte von Adriana Lions Laptop gefunden hatte Bei der Tatsache, dass der Täter aller Wahrscheinlichkeit nach sogar versucht hatte, alle Daten aus ihrem Emailfach sowie den sogenannten Verlauf zu löschen, legte sich Chief Whealers Stirn in tiefe Falten.
    Kurze Zeit zuvor hatte wir noch einen Anruf Ed Vonholens bekommen. Er hatte den Inhalt Oliver McLuckys Computer gesichert und auch ein wenig in seiner Wohnung schnüffeln können. Dabei war ihm aber nichts außer einem unauffälligen Koffer mit kleinen durchsichtigen Röhrchen mit kleinen Pillen in die Hände gefallen. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um Amphetamine, womit sich wohl der Biologiestudent noch etwas Geld nebenher verdiente. War es nur das, was wir nicht entdecken sollten, als er uns so unruhig beobachtet hatte? Leider gab es keine anderen Hinweise, dass er mit dem Mord an Adriana Lion direkt etwas zu tun haben könnte.
    Chapler hatte sich gleich den Inhalt der Festplatte vorgenommen und darauf ähnliche Seiten wie auf dem Laptop der toten, jungen Frau gefunden. Aber es gab bis auf einen einzigen Chatroom keine Übereinstimmungen. Seine waren überwiegend harmlose Chats über Liebe, Sex und Zärtlichkeiten - nichts von den leder- und schmerzverkleideten Orgienchats, wie wir sie bei Adriana Lion gefunden hatten. Damit konnte man ihn als Täter schon fast ausschließen. Fast.
    Nachdem wir unsere Berichte vorgetragen hatten, erhob sich Whealer. Er verschränkte die Arme und durchschritt den Raum, den Blick zu Boden gerichtet.
    Niemand von uns sagte ein Wort.
    “Die Sache ist also schlimmer, als wir angenommen hatten.” begann er leise als würde er nur zu sich selbst sprechen. “Eine junge Frau, attraktiv, unauffällig, Single, gebildet, gesellschaftsfähig, intelligent, noch dazu gut im Job, immer von allen Freunden und Kollegen als freundlich und hilfsbereit empfunden, trägt hinter den hübschen Augen ein kleines Geheimnis mit sich. Sie chattet gerne. Und nicht nur in normalen, sondern bevorzugt in ausgefallenen Chats, in denen es um Gewalt und Sex im Zusammenhang mit Sado-Maso, Foltertechniken, Fesslungen, Lack und Leder geht. Und sie ist nicht durch Zufall dorthin geraten. Sie hat sie bewusst und gezielt ausgewählt, sich sogar dort angemeldet. Regelmäßig, vermutlich an den Wochenenden, bleibt sie zuhause und chattet mit Fremden.”
    “Es wäre möglich, dass sie irgendwann einen dieser Chatpartner besser kennengelernt haben könnte.” ergänzte ich unsere Theorie. “Vielleicht fand sie ihn außergewöhnlich interessant. Sie lädt ihn ein, um diese Fantasie vielleicht real umsetzen. Oder sie wollte sich nur mit ihm unterhalten. Vielleicht hatte sie in ihm nur einen Gleichgesinnten gesehen: eine Person mit zwei Gesichtern. Vielleicht ging es ihr gar nicht um Sex, sondern sie wollte ihn nur normal kennenlernen. Er kommt zu ihr - und will mehr…”
    Whealer kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Mit einer Handbewegung deutete er auf einen Stoß Papiere, der zu seiner Rechten lag.
    “Wir haben Spuren von Badeschaum in der Badewanne gefunden. Wir

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