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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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hatte.”
    Ramirez und ich waren verstummt und starrten nur auf die erscheinenden Nachrichten und die ständig neuen, teilweise stark obszönen Namen in der Liste.
    “Willkommen in der geheimen Welt der Adriana Lion!” murmelte Chapler.
    “Wenn Sie sagen, das sei noch der harmloseste - wie sieht dann die Steigerung aus?” fragte ich ganz beiläufig.
    Chapler betätigte wieder die Maus und klickte den Bildschirm weg. Dann wanderte er mit dem Cursor zu einem anderen Symbol. Plötzlich ertönten laute, spitze Schreie, durchdringendes Stöhnen und das Knallen von Leder. Ich schreckte zurück.
    “Ich habe gerade die Lautsprecher angestellt. Für die nächste Seite ist das unbedingt nötig.” erklärte Chapler. Er klickte mit der Maus und ein neuer Bildschirm erschien.
    Ein hölzernes Tor erschien auf dem Monitor, zweiflüglig, mit schweren schwarzen Eisenbeschlägen an den Scharnieren. Seitlich davon sah man Lederpeitschen, die rhythmisch schwangen und das knallende Geräusch von sich gaben, schwarze Ledermasken und Ketten, die bedrohlich rasselten. Dahinter immer wieder das eindeutige Stöhnen von Männern und Frauen. Auf dem Tor erschienen zwei Zeilen, beide noch freigelassen für eine entsprechende Eingabe.
    “Bereit?” fragte Chapler uns mit einem schiefen Blick. Sein Lächeln war verschwunden. Der Ernst in seinen Augen zeigte mir, dass es wohl auch ihm beim ersten Anblick dessen, was wir jetzt gleich sehen sollten, die Sprache verschlagen haben musste.
    Langsam schlug der Cursor vor uns einen Bogen und landete in der ersten der beiden Zeilen. Chapler beugte sich vor und gab ein paar Buchstaben ein. In derzweiten Zeile erschienen statt Buchstaben nur Sterne - ein verborgenes Passwort.
    Das Tor öffnete sich mit einem leisen Quietschen.
    Der Beobachter hatte nun den Eindruck, als würde er durch das Tor hindurchgehen und die Welt dahinter betreten. Wieder tauchten Nachrichten in einem Fenster auf, daneben stand die Namensliste der Anwesenden. Mein Blick wanderte erstaunt darüber. Dann schüttelte es mich. “Peitschenmeister, Black Master, Dirty Milkman, Fat Big Boss … ganz eindeutig eine andere Richtung als in dem Chat zuvor.”
    “Richtig.” stimmte Chapler mir mit düsterer Miene zu. “Hier sind wir nun in einem Chat, den man ohne weiteres fast als “gewaltverherrlichend” einstufen könnte. Die hier anwesenden Chatter haben alle ein und das selbe Ziel: ihrer Leidenschaft für Schmerz, Demütigung oder Knechtung in irgendeiner Weise einen Kanal zu verschaffen. Hier sind wir bei Lack- und Lederfetischisten, Maskenträgern, Geschlechtsverkehr in Gruppen, mit oder ohne Maskierungen sowie allen Arten von Fesselungen, Peitschen- und Holzstabschlägern.”
    “Mein Gott.” murmelte Ramirez. Sein Blick spiegelte seine Fassungslosigkeit wider. “Und Sie wollen sagen, dass hier auch Adriana Lion unterwegs war?”
    “Ja, das war sie. Und mehr noch: hier war sie sogar angemeldet! Das heißt, dass sie sich für diese Seiten eindeutig mehr als nur interessiert hat. Sie wollte jederzeit Zugang zu ihnen haben - einer der Vorteile als festes Mitglied in einem solchen Club. Aber die Anonymität aus anderen Chaträumen, wie diese Spaßchats von eben, hat in dem Augenblick ihre Grenzen erreicht, wenn man durch eine Anmeldung, also einen festen Zugriff mit Angabe der eigenen Personalien mitsamt der Ausweisnummer zur Alterskontrolle, diese Anonymität völlig verliert. Jedenfalls für den Master!”
    “Wer oder was ist ein Master ?” fragte ich verblüfft. Das alles erschien mir ein wenig unwirklich. Ich hatte das Gefühl, hier in die Intimität einer Parallelwelt eingedrungen zu sein, wobei ich für mich noch keine klare Entscheidung getroffen hatte, ob ich diese neue Welt nun interessant oder ganz und gar abstoßend finden sollte.
    “Er ist praktisch der Aufpasser.” erklärte Chapler. “Hinter einem dieser Namen in der Liste steckt kein normaler Chatter, sondern eine Person, die den Überblick über Chat und seine Anwesenden hat. Er - oder sie - kontrolliert, dass niemand die unsichtbare Grenze der gegenseitigen Übereinstimmung überschreitet. Fühlt sich ein Chatter durch einen anderen zu sehr bedrängt oder sogar belästigt, wird dieser vom Master gerügt und kann sogar aus dem Chat ausgeschlossen werden.”
    “Eine Kontrollinstanz also. Er wacht über die Einhaltung der allgemeinen Regeln und Gesetze der Sado-Maso-Kunst im Internet. Alles hat seine Grenzen. Erlaubt ist, was beiden gefällt. Wer die Grenze

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