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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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her.
    “Hier fehlt eindeutig etwas.” murmelte er.
    Ich trat neben ihn. Und tatsächlich sah es aus, als wäre in der rechten Ecke ein größerer Platz frei gelassen worden, so als sollte etwas dort hingelegt oder gesteckt werden.
    “Bingo!” rief Ramirez plötzlich. Er hielt die Kiste etwas schief und zeigte mit dem Zeigefinger auf die unterste Falte eines dunklen Schals, der den Boden der Kiste bedeckte.
    Darauf entdeckte ich, was Ramirez gesehen hatte: ein orangefarbener Faden!
    Die gleiche Farbe wie die Seidentücher sie hatten, mit denen sie gefesselt worden war!
    Ich nahm eine kleine Papiertüte aus der Tasche und eine Pinzette. Schnell hatte ich den Faden eingefangen und eingetütet.
    Ramirez sah mich an. “Du hattest Recht! Er wusste genau, wo er suchen musste! Aber es besteht noch immer die Möglichkeit, dass sie sie auch selbst herausgeholt hat - schließlich war sie zu einem gewissen Grad bereit dazu!”
    Ich nickte zustimmend. Ja, diese Möglichkeit bestand. Aber ich glaubte nicht daran.
    “O.K., zurück zum Rollenspiel. - Ich bin jetzt der Mörder. Wurde ich eingeladen? Ja, davon gehen wir jetzt einfach mal aus! Ich bin eben erst angekommen. Was machen wir zuerst?”
    “Mit einem Besucher - zumal unter diesen besonderen Umständen - stößt man erst mal mit etwas Spritzigem an.” meinte Ramirez ernst.
    Wir gingen in die Küche und schalteten das Licht ein. Alles war sauber und aufgeräumt.
    “Keine Gläser im Spülbecken!” raunte mein Partner, fast schon etwas enttäuscht. Er warf einen Blick in die Spülmaschine, fand aber nur ein paar Teller, Tassen und Besteck.
    “Vielleicht war nichts zum Anstoßen im Haus?” mutmaßte er schließlich.
    Ich ging zum Kühlschrank und fand in der Tür eine gute Flasche Cava und einen ausgezeichneten Champagner. Beide waren noch ungeöffnet.
    “Dann sind sie wohl direkt zur Sache gegangen? Leidenschaft! Ausziehen! Das heißt, dass irgendwo Kleidungsstücke verstreut liegen müssten. Aber da war nichts! Noch nicht einmal eine Socke!” Murmelte ich mehr zu mir selbst.
    “Sie haben sich vielleicht im Schlafzimmer erst ausgezogen.” warf Ramirez ein.
    “Nein, das glaube ich nicht. Denkst du daran? Leidenschaft! Sex! Es knistert! Es brennt! - Der Teppich im Schlafzimmer ist ein Kunstteppich, eine Imitation eines Tierfells. Lange, weiße Fasern. Wenn wir darauf gehen, legen sich die Fasern direkt nieder. Wer sich zum Sex trifft und sich auszieht macht das meist nicht gerade ruhig und gesittet - also sollten die Fasern in alle Himmelsrichtungen stehen. Das tun sie aber nicht!”
    Wir gingen zurück ins Schlafzimmer.
    Der Teppich war mitsamt allen Fasern flach niedergedrückt. Ramirez zückte sein Handy und ging zurück ins Wohnzimmer. Ich hörte ihn leise sprechen und sich mehrmals entschuldigen. Dann kam er zurück.
    “Gulwin sagte, dass der Teppich schon bei ihrem Eintreffen so gewesen sei. Also keine Spuren eines Kampfes - worauf sie zuerst geachtet hatten - oder ungebändigter Leidenschaft, was wohl ähnlich wie Kampfspuren ausgesehen hätte.”
    “Hat er schon geschlafen?” fragte ich.
    “Ach was, natürlich noch nicht! - Was glaubst du denn? Natürlich hat er schon geschlafen. Und zum ersten Mal war er nicht so gut gelaunt. Er war schon fast … mürrisch!”
    Wir grinsten und es lockerte die düstere, gespannte Atmosphäre, in der wir uns befanden. Ich fühlte mich irgendwie unwohl. Dieses Gefühl, eine Privatsphäre zu betreten, eine Intimität zu entehren, hatte von mir Begriff ergriffen.
    Aber ich spürte, das wir sehr nahe an etwas dran waren!
    “Also kein leidenschaftliches Entkleiden im Schlafzimmer? - Vielleicht! Es sieht aber eher so aus, als hätte der Täter alle Fasern nachträglich niedergedrückt, egal, welche Spuren wir sonst finden könnten!”
    “Warte mal, langsam.” meinte Ramirez mit erhobenen Händen. “Spinnen wir diesen Gedanken mal weiter. Du bist hierher gekommen, wohl mit einer festen und eindeutigen Absicht. Noch dazu hat sie dich eingeladen. Zu Sex, Sado-Maso, was auch immer. Sie ist ausgehungert - und Männer sind das ja sowieso immer. Kein Anstoßen! Kein wildes Entkleiden im Flur. Erst hier im Schlafzimmer. Vielleicht. Die Spuren im Teppich dazu fehlen, wurden beseitigt. Jetzt kommt´s: die Tücher. Hat sie sie rausgeholt? Dann wäre er doch bestimmt schon an sie herangetreten, hätte sie vielleicht von hinten geküsst … Atemspuren! Die Spiegeltür am Schrank! Er ist genau an der Stelle, die geöffnet werden

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