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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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ich gerne von ihm gehabt hätte. Wer weiß … vielleicht bin ich schon zu lange allein?”
    “Eine berechtigte Frage. Die Bewohner dieses Hauses gaben an, dass sie eher selten männlichen Besuch hier hatte. Und sogar ihre Eltern konnten nicht mit Gewissheit sagen, wann sie ihren letzten Freund hatte. Dabei hatten sie ein recht offenes Verhältnis, besonders zwischen Mutter und Tochter gab es nur wenige Geheimnisse.” Ich ließ für einen Augenblick meine Gedanken schweifen.
    “Da schwingt Sehnsucht durch diese Räume, die Leidenschaft einer jungen Frau nicht zu vergessen. Jeden Samstag begibst du dich in eine Traumwelt, eine Welt die es real nicht gibt - in der du aber deine Leidenschaft ausleben kann.”
    “Aber doch nicht völlig! Was ist denn schon das Internet?” schnaubte er mein Freund gespielt verächtlich.
    “Richtig. Sie hatte vielleicht wirklich den Wunsch, die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit zu überschreiten. Sie will es vielleicht wirklich einmal riskieren.”
    “Nach einer langen Zeit, in der ich allein war und mich vielleicht kaum mit Männern getroffen habe, werde ich wahrscheinlich langsam ungeduldig, missmutig - und auch unvorsichtig. Ich gehe ein Risiko ein, und zwar ganz bewusst.”
    “Adriana will es erleben. Was tut sie also? Sie sucht sich jemanden, der ihre Leidenschaft teilt. Gehen wir einmal davon aus, dass sie einen potentiellen Kandidaten gefunden hat.”
    “Sie wird ihn sorgfältig ausgewählt haben - aber unter nicht mehr ganz so wachsamen Augen. Sie verspürt diese Lust in sich, will mehr als nur Bildschirmnachrichten - sie lädt ihn ein!”
    “Sie verrät ihm ihre Adresse.” stimmte ich zu. Ich spürte, wie sich mein Puls erhöhte. Wir waren auf der richtigen Spur.
    “Und damit hat er alles, was er braucht.” meinte Ramirez nachdenklich.
    “Mit fällt gerade noch etwas anderes ein. - Gehen wir noch einmal ins Schlafzimmer.”
    Wir standen mitten im Raum. Das Fenster war gekippt worden. Eine leichte, kühle Brise ließ den leichten Vorhangstoff aufbauschen. Es war dunkel. Ich machte das Licht an. Das Bett war noch immer zerknautscht und zerwühlt. Das Kopfkissen zeigte die Spuren von Schweiß. Die Seidentücher waren im Labor, nur Kreidemarkierungen zeigten die Stellen, an denen sie befestigt waren.
    Wir zogen uns die Handschuhe über.
    Ich öffnete die erste Schublade des Schranks. Socken, Strumpfhosen, ein paar Stirnbänder. Alles ordentlich sortiert. Ich öffnete die zweite Schublade. Ihre Unterwäsche. Auch hier alles ordentlich aufeinander gelegt und sortiert.
    Ich öffnete nacheinander alle Schubladen und die großen Schranktüren. Ramirez tat es mir nach.
    “Nichts!” sagte ich laut.
    “Was meinst du?”
    “Es wurde rein gar nichts zerwühlt. Kein Suchen. Keine Zerstörung der Ordnung.”
    “Stimmt. Jetzt, wo du es sagst. Aber worauf möchtest du hinaus?”
    “Er wusste genau, wo er was fand! Die Tücher waren ihre eigenen gewesen, das hat die Untersuchung im Labor ergeben. Und außerdem können Tücher noch zu anderen Zwecken als nur zum Halsschmuck verwendet werden, nicht wahr?”
    “Du meinst … sie mochte zarte Fesslungen? Sado-Maso wie auf den Internetseiten?”
    “Man kann natürlich nicht mit Gewissheit sagen, ob sie es schon einmal wirklich getan hat. Aber wenn wir mit unserer Vermutung richtig liegen, dann hatte sie eine Vorliebe für diese spezielle Art von Spielen. Und sie wollte zumindest dafür vorbereitet sein - für alle Fälle, verstehst du?”
    “Du meinst, wenn der Richtige plötzlich da wäre?”
    “Genau. Es wäre doch ärgerlich, wenn man sich erst etwas organisieren möchte, wenn es am schönsten wird, oder? Und damit komme ich zum nächsten Punkt: hast du irgendwo Utensilien gefunden, mit denen man sich etwas Sado-Maso-mäßig beschäftigen kann?”
    “Nein, aber das ist ja auch klar, denn das … verstecke ich ja gut, damit es so schnell keiner findet. Scheiße!” fluchte er und gab sich einen Klapps auf die Stirn.
    Im Kleiderschrank stand auf dem obersten Regalbrett eine große Anzahl cremefarbener Pappkartons ohne Aufschrift. Wir nahmen vorsichtig einen nach dem anderen heraus und sahen hinein. Wir fanden Weihnachtskugeln, Lichterketten, etwas Werkzeug, Verlängerungskabel, Schals, Handschuhe,…
    “Augenblick!” rief Ramirez, als ich die Kiste schon zurückstellen wollte.
    Er nahm sie mir aus der Hand und ging zum Bett, genau unter die Lampe. Er öffnete wieder den Karton und drehte ihn ein paar Mal hin und

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