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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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ausfindig zu machen.” erklärte Chapler uns.
    “Oder auch andere auf sich aufmerksam zu machen.” raunte Ramirez.
    Er hatte Recht. Bei einer kurzen Durchsicht der Namen aller anwesenden Chatter fiel mir wiederholt die hohe Anzahl an männlichen Namen auf. Es waren etwa fünfundsiebzig Chatter online, von denen schätzungsweise fünfzig männlichen Ursprungs waren.
    “Wie sehen wir jetzt ein Profil?” fragte ich. Chapler führte mittels der Maus den Cursor zu einem beliebigen Namen in der Liste. Als er eine Sekunde darauf verharrte, erschien ein gelb unterlegtes Fenster.
    Zum Öffnen des Profils Namen doppelklicken.
    Chapler gab der Maus einen Doppelklick. Eine Sekunde später erschien in einer Ecke des Bildschirms eine Art Notizblatt.
    Name: Lolita
Alter: --
Hobbys: Find´s doch raus!
    Über mich: Plumpe Anmache zieht bei mir nicht!
    “O.K. Frage beantwortet. - Und wo finden wir jetzt Adriana Lions Profil?”
    Chapler schloss das Fenster wieder, bewegte zielsicher den Cursor und blätterte die Liste der Chatter nach unten. Und dann erschien der Name schließlich, der für uns so interessant war.
    Chapler öffnete das Profil.
    Name: Lotusblüte
Alter: wird noch nicht verraten
Hobbys: Lesen, Chatten und ein bisschen Flirten;-)
Über mich: Ich habe Humor, aber auch Krallen. Ich kann lachen, aber auch fauchen.
Ich kann eine Versuchung sein - oder dein schlimmster Alptraum!
    “Wow!” meinte Ramirez beeindruckt. “Ich bin ja wirklich glücklich verheiratet und habe absolut nichts an solchen Chats - bisher hatte sich aber auch noch nie die Gelegenheit dazu ergeben. Und wäre ich jetzt ein Single, auf der Suche nach Spaß und einer Herausforderung, dann würde mich dieses Profil ganz bestimmt neugierig machen! Garantiert!”
    “Da gebe ich dir Recht. Aber sie kannte ihre Reize. Sie wusste, dass sie auf Männer Eindruck machen konnte. Wir haben Bilder von einer Betriebsfeier bei ihrem Chef zu sehen bekommen. Nicht zu offenherzig, aber für jeden Mann sehr ansprechend. Und sehr zugeknöpft hat sie sich ihren männlichen Arbeitskollegen gegenüber auch nicht gerade gegeben. Ich glaube, dass sie eine Frau war, die durchaus reizvoll gewirkt hat - und das auch ganz genau wusste.”
    “Auf den Bildern lächelte sie immer. Ihr Kopf war immer ein bisschen geneigt, sie sah einen von leicht unten an.” murmelte Chapler vor sich hin. “Das machte einen frechen und gleichzeitig liebenswerten Eindruck. Fast schon ein wenig unterwürfig, findet ihr nicht? Man weiß ja, dass Männer auf eine solche Mimik sehr schnell reagieren, sich sexuell angesprochen fühlen. Beschützerinstinkt und so weiter. Noch dazu hatte sie sich passend gekleidet, sich passend frisiert, war kaum geschminkt - sie hatte das ja kaum notwendig gehabt. Eine natürlich schöne, junge Frau. Und dann geschieht ihr so etwas! Scheußlich! Widerlich! Er hat dieses Leben einfach zerstört!” Chapler sah keinen von uns bei diesen Worten an, sondern starrte stur auf den Bildschirm.
    Mitfühlend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter.
    Ich wusste genau, was in ihm vorging, wie er sich gerade fühlte, was ihn bewegte. Schon auf der Fahrt von Adrianas Wohnung zum Department war es mir aufgefallen.
    Er hatte sich die Fotos und die Akte die ganze Zeit angesehen. Ununterbrochen, hoch konzentriert und mit diesem mitfühlenden Glanz in den Augen, der nur von einem dunklen Streifen Zorn untermalt worden war.
    Er hat eine besondere Fähigkeit, dachte ich nun bei mir. Er konnte sich einen Menschen ansehen und sich dann emotional in ihn hinein versetzen. Nun wünschte ich mir, wir hätten ihn gestern Nacht in Adriana Lions Wohnungdabei gehabt. Wer weiß, welche Erkenntnisse er gewonnen hätte, welche Eingebungen er gehabt hätte, die uns verschlossen geblieben waren.
    Der Junge hatte Potential!
    “O.K. Chapler, schaffst du das? Oder sollen wir dich mal ablösen?” fragte Ramirez leise. Er hatte seine Hand auf seine Schulter gelegt. Natürlich war meinem Freund nicht entgangen, dass Chapler jetzt zum ersten Mal auch mit seinen eigenen Gefühlen kämpfen musste, um seinen Job zu machen.
    Und diese Geste war typisch für meinen Partner. Fast schon freundschaftlich!
    Auf alle Fälle mehr als nur kollegial!
    Chapler schüttelte den Kopf und atmete tief durch.
    “Nein, nein, geht schon. `Tschuldigung. Sollen wir anfangen?”
    “Ja, klar. Fangen wir an. Aber wie?”
    “Na ja, vielleicht erst mal begrüßen, was meint ihr?” Und schon hatte er einen Gruß in die Tastatur

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