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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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eingegeben, der auch umgehend auf dem Bildschirm zu lesen war.
    Hallo an alle! Na, was gibt´s Neues?
    Wir warteten. Aber nichts geschah. Also mussten wir es erneut versuchen.
    Alle so schweigsam heute?
    Gespannt lehnten wir uns zurück.
    “Das klappt ja super!” knurrte Ramirez ungeduldig.
    “Ich glaube, dass es gleich losgeht. Wartet noch ein bisschen.” meinte Chapler in beruhigendem Ton.
    Ich beobachtete weiter den Bildschirm, auch wenn ich nicht genau wusste, was genau ich eigentlich beobachten sollte. Es erschienen Nachrichten von anderen Chattern. Allgemeine Grüße an alle Neuen oder auch persönlich an Chatter, die man offensichtlich schon von anderen Treffen kannte.
    Aber sonst nichts Besonderes. Und alles geschah in einem quälend langsamen Tempo.
    Plötzlich öffneten sich gleichzeitig zwei kleine Fenster vor uns. Am obersten Rand standen jeweils die Namen: Prinz Löwenherz und Adonis . Anfangs waren sie beide noch leer. Doch dann erschienen auf beiden Mitteilungen.
    Und wir trauten unseren Augen nicht.
    Na, du kleine geile Maus? Langeweile? schrieb der Chatter, der sich selbst Adonis nannte.
    Wir sahen uns an. Chance ergreifen oder nicht?
Chapler begann zu tippen.
    Ja, bin auch mal wieder da. Mir ist langweilig. Kennen wir uns nicht?
    Auch auf dem zweiten Bildschirm war ein Zweizeiler erschienen.
    Komm zu mir auf´s Schloss, meine Süße. Was willst du denn mit all diesen Bekloppten?
    Würde ich gerne. Aber ich glaube, wir kennen uns sogar, oder? antworteten wir dem Prinzen.
    “Auf diese Art bekommen wir vielleicht einen Hinweis, mit wem Adriana Lion hier so gechattet hat.” erklärte Chapler.
    “Mach weiter.” ermunterte ich ihn.
    Der Adonis hatte inzwischen geantwortet.
    Nein, wir kennen uns - glaub´ ich - nicht. Leider! Das heißt: noch nicht. Aber wie wär´s denn mit uns beiden? Einem muskulösen, gut gebauten Mann wie mir kannst du doch sowieso nicht widerstehen!
    “Für wen hält sich der denn? Mister Unwiderstehlich, oder was?” Gebannt verfolgte Ramirez die Botschaften auf dem Bildschirm.
    Und warum sollte ich nicht widerstehen können? erwiderte Chapler.
    Warum? Weil KEINE Frau einem echten Kerl widerstehen kann. Also? Wie magst du es denn gerne?
    “Das gibt´s doch nicht! Der geht direkt auf´s Ganze! Und hält sich für den schönsten Kerl unter Gottes Sonne.” brauste Ramirez auf. Chapler blickte mich kurz an und klickte den Bildschirm auf mein Kopfschütteln hin weg.
    “Der hilft uns nicht!”
    Prinz Löwenherz war in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben und hatte uns ebenfalls eine Mitteilung geschickt.
    Jetzt sag nur, dass du zu den Frauen gehörst, die einen erst richtig kennenlernen wollen, bevor sie etwas wagen. Danach hört sich dein Profil aber ganz und gar nicht an. Na ja, dann halt nicht. Tschüs.
    “Der hat MICH abserviert.” rief Chapler erstaunt mit offenem Mund und warf die Arme in die Luft.
    “Nimm´s nicht so schwer, Sportsfreund. Alle Männer sind Schweine. Da muss man durch!” meinte Ramirez mit einem freundschaftlichen Klapps auf seine Schulter.
    Wir lachten leise.
    Als Chapler auch diesen Bildschirm weggeklickt hatte, sahen wir kaum etwas von dem üblichen Bildschirm des City-Chats. Denn während wir uns mit Adonis und dem imaginären Prinzen abgegeben hatten, hatten sich fast ein halbes Dutzend weitere dafür Fenster geöffnet, in denen uns die verschiedensten Chatter mit eindeutig männlichen Nicknames angeschrieben hatten.
    “Auf geht´s. Einen nach dem anderen. Es sind genug für alle da!” Mit diesen Worten ließ Ramirez die Finger knacken.
    Drei Stunden später gaben wir entnervt auf.
    Wir hatten eine Flut von Fenstern durchgearbeitet, in denen teilweise sehr eindeutige Angebote zu lesen waren. Teilweise waren die Zeilen schüchtern und unsicher verfasst worden, andere dagegen einfach nur plump und überheblich. Nacheinander hatten wir die Chatter mit Smalltalk aus der Reserve zu locken versucht und mit ein paar harmlosen Fragen konfrontiert.
    Wir wollten die Hoffnung einfach nicht aufgeben, vielleicht doch noch jemanden zu finden, der mit ihr gechattet hatte oder der wusste, mit wem sie sich gerne unterhalten hatte.
    Doch mit jedem Fenster, das wir schlossen, gewannen wir einmal mehr die Gewissheit, dass es im Vergleich hierzu sehr viel leichter war, eine kleine Nadel im Heuhaufen zu suchen. Unsere Rücken schmerzten, der Kaffee war aufgebraucht und unsere Augen brannten, so dass wir nicht mehr länger ohne Mühe auf den Bildschirm sehen

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