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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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betreten, schlug ihm auch schon dieser penetrante Geruch eines billigen Bodenbelags und Terpentin entgegen. Die Reinigungskräfte waren gerade durchgekommen und hatten ihre tägliche Runde beendet, die stets in den Büros im oberen Stockwerk begannen und hier unten endeten.
    In den Katakomben!
    Links von ihm führte eine Treppe aufwärts. Die Wände waren dort mit einem hellen Gelb gestrichen worden. Er wusste, dass sich dieser Flur mit jedem Stockwerk, das es empor ging, mehr veränderte.
    Zunächst würden kleine Bilder an den Wänden erscheinen. Dann wandelte sich das Metallgeländer in ein Holzgeländer, welches sich elegant nach oben schwang. Dort, wo sich der Haupteingang und das Portal mit der gläsernen Drehtür befand, wurde aus dem billigen Teppich eine edle, schwarze, marmorierte Fliesenfläche, die sich förmlich über den ganzen Boden des Foyers ergoss. Riesige Pflanzenkübel gab es dort, mit Palmen die täglich gegossen wurden. Und hohe Fenster. Je höher man dann ging, umso heller wurden die Räume und die Farben, und um so edler und kunstvoller wurden auch die Bilder.
    Ganz oben war er noch nie gewesen.
    Auf einer Zwischenebene, bis zu der er sich einmal vorgewagt hatte, saß stets ein Wachmann in einem kleinen Raum mit Videobildschirmen. Bei ihm begann sich der Raum noch einmal zu verändern. Das Geländer trug Intarsien, und man erzählte sich, dass sich die Chefs dieses Geländer aus einem alten, sehrbarocken Haus hatten demontieren und hierher bringen lassen. Man sah, dass es sehr gepflegt war - und nur wenige Hände es überhaupt berührten. Ein dicker moosgrüner Teppich schluckte jedes Geräusch, das ein Fuß oder Schuh hätte machen können. Von unterhalb der Stelle, wo der Wachmann seinen bequemen Ledersessel für seinen anstrengenden Job stehen hatte, hatte er damals gerade noch so einen Blick auf die Eingangspforte zu den Büros der Geschäftsleitung erhaschen können. Sie war aus dunkler, mächtiger Eiche, von glänzenden messing- oder goldbeschlagenen Scharnieren getragen, überall gab es feine Schnitzereien, die sich verspielt um die zentralen Punkte der großen Flügeltüren rankten: zwei große runde, kunstvoll gearbeitete Knäufe aus geschliffenem Glas, in dem sich die Sonne spiegelte.
    Ein leichter Anflug von Wehmut befiel ihn. Sein Lächeln verschwand für einen Augenblick. Er drehte sich nach rechts. Die Treppe führte abwärts und verschwand im tiefer gehenden Halbdunkel. Die Farbe war dunkelgrün und blätterte an einigen Stellen schon von der Wand. Nur für Personal stand noch einmal in großen, roten Lettern da.
    Er wusste, als er die erste Stufe betrat, dass das Grün gleich enden würde und in nackten Stein übergehen würde, den man in einem lieblosen Weiß getüncht hatte, was aber heute mehr nach einem tristen Grau aussah.
    Aber es sieht fast so aus wie der Abstieg in meinen Keller, dachte er bei sich.
    Das gab ihm Auftrieb. Zügig ging er die Stufen hinunter. Er spürte sein Lächeln wiederkehren, das Kribbeln im Bauchraum meldete sich wieder.
    Nach ein paar Metern kam er zu den Sicherheitstüren aus bruchsicheren Glas und dem Registrierungscomputer. Er trug sich in die Liste ein, wobei er seiner Unterschrift heute sogar noch einen außergewöhnlichen, schwungvollen Bogen verlieh, steckte die Karte in das Gerät und gab seinen Code ein. Die Tür öffnete sich und seine Anwesenheit war registriert worden.
    “Guten Morgen, Richard.” wurde er plötzlich von der Seite angesprochen.
    “Morgen, Alex. Gibt´s was Neues?”
    Sein Gegenüber musterte ihn. “Mann, du hast ja ausgesprochen gute Laune. Mensch, schöne Nacht gehabt, was?” feixte er dann.
    Ja, aber nicht so wie du denkst - sondern viel, viel besser!
    “Ja, ja, was das schon ausmachen kann.” antwortete er in leicht verschwörerischem und gleichzeitig genießerischem Tonfall.
    Alex grinste breit. “Dann mach dich mal an die Arbeit! Sektor 2 hatte heute Nacht einen Totalausfall! Wir haben alles auf Sektion 6 übertragen, aber heute sollte das Problem schnellstens beseitigt werden. Einer der Server macht merkwürdige Geräusche, fast wie ein Kratzer. Ich glaub´, es ist Nummer 17. Und die Netzwerkübertragung zum Kontrollserver der Station B hat mal wieder Probleme gemacht. Als ob da jemand reinfunken würde …”
    Er horchte auf.
    “Reinfunken?” fragte er erstaunt. “Wie soll das denn gehen - ist doch ein geschlossenes System!”
    “Ach, du weißt doch - oder vielmehr weißt du nicht - was Hacker heute

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