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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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interessant klingt. Stimmt´s?
    Kurze Pause.
    O.K. Ich geb's zu. Ich habe dein Profil gar nicht gelesen. Aber jetzt gerade, jetzt habe ich es gelesen. Klingt sehr schön. Aufregend.
    Und?
    Und - was?
    Würdest du mir einen Wunsch erfüllen?
    Ja sicher. Welchen?
    Du hast gelesen, was ich mag. Auf was ich stehe. Was mich anturnt. Ich denke, das lässt sich doch ausgezeichnet mit deinen geschickten Händen vereinen. Oder wie denkst du darüber?
    Wieder eine kurze Pause.
    Du möchtest von einem Unbekannten angetanzt werden?
    Nicht nur angetanzt, du naiver Masseur. Ich will mehr. Erfüllst du mir das?
    Wieder eine Pause. Die Sekunden verstrichen. Plötzlich erschien in unserem Fenster eine Mitteilung:
    Masseur # 115288# hat die Verbindung unterbrochen!
    “Game over!” sagte ich enttäuscht. “War ich zu direkt?”
    Ramirez schüttelte müde den Kopf. “Ich denke, du hast das sehr gut gemacht. Nein, wenn er es gewesen wäre, hätte er dich wohl hingehalten, zu einemweiteren Gespräch verführt. Und du hast recht: er würde auf gar keinen Fall jetzt die Deckung verlieren und unvorsichtig werden. Sein Schema ist doc bisher gut aufgegangen. Warum sollte er es jetzt ändern? Nein, das war einfach nicht unser Mann!”
    Ich sah auf den Bildschirm. Keine weiteren Fenster. Keine Chance mehr?
    Aber was hatte ich denn auch erwartet? Dass uns gleich am ersten Abend bei einer so weichen Aktion sofort eine Festnahme gelingen würde? Das wäre Traumtänzerei gewesen. Ich war realistisch genug um zu wissen, dass sich dieses Spiel noch Wochen hinziehen könnte, bis wir einen brauchbaren Hinweis hätten. Und wenn man bedachte, dass mein Partner durchaus Recht haben könnte, und unser Täter auf den Geschmack gekommen war, dann würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis wir wieder ein neues Opfer zu beklagen hätten.
    Bei diesem Gedanken zog sich mein Magen äußerst schmerzlich zusammen.
    “Schluss für heute.” meinte ich frustriert. Doch gerade als ich den Chat schließen wollte, erschien ein Flüsterfenster.
    Hallo. Ich hoffe, ich störe nicht.
    Der Chatter trug den Nickname BigWolf . Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich zurück. Ich wollte ihn mal schreiben lassen. Außerdem taten mir die Finger vom Tippen weh. Es vergingen ein paar Sekunden.
    Du hast sicher erst mal viel Zeit gebraucht, um dich gegen diese Flut von barschen und ungehobelten Männern zu wehren.
    Ich legte den Kopf schief. Das klang … interessant.
    Ja, das stimmt. Ich grüße dich. antwortete ich kurz.
    Ich bin sicher, dass sie dich mit obszönen Angeboten und widerlichen Details gelangweilt haben. Oder täusche ich mich?
    Nein, das ist völlig richtig. Woher weißt du das?
    Ich bin oft hier im Chat. Ich bin BigWolf. Und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, hier im Chat ein bisschen für Ordnung zu sorgen, soweit es mir möglich ist.
    “Eine Art Superman im Wolfspelz?” witzelte Ramirez kopfschüttelnd.
    Dein Name klingt irgendwie böse und nicht gerade sehr vertrauenserweckend, schrieb ich. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich.
    Nun, Big bedeutet ja nun Groß, daran gibt es nichts zu rütteln. Aber als Wolf zeigt man viele Charakterstärken, die von so vielen Männern heute vergessen worden sind.
    Ach ja? Und welche wären das?
    Oho, an deinem Ton merke ich, dass dich die Männer ganz schön genervt haben müssen. Vielleicht beenden wir das Gespräch einfach an dieser Stelle?
    Nein, so war das nicht gemeint. Sorry.
    Es dauerte etwa eine halbe Minute, bis die Antwort erschien.
    Also gut. Der Wolf hat viele Stärken. Kraft und Schnelligkeit, Ausdauer und Wachsamkeit. Aber er ist eigentlich ein ruhiges Wesen, das bis zum Tode seine Partnerin beschützt. Ein Wolf ist zwar ein Einzelgänger, verliebt sich aber einmal pro Jahr unsterblich, und würde im wahrsten Sinne des Wortes alles für seine Angebetete tun. Er ist für diese Zeit treu und aufopfernd, verteidigt sie gegen Hunger, indem er für sie die gefährliche und kraftraubende Jagd erledigt. Gegen Kälte, indem er sie mit seinem Körper auch im dicksten Schnee wärmt. Du siehst, ein Wolf zu sein hat viele gute Seiten.
    Schon möglich, schrieb ich. Aber welche dieser Eigenschaften sind deine eigenen?
    Ich behaupte: von allem ein bisschen. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.
    Eine kurze Pause.
    Und im Moment sieht es aus, als könntest du ein wenig Wärme und Schutz gebrauchen. Oder täusche ich mich?
    Mir geht es gut. Die aufdringlichen Kerle sind weg!
    Glaubt mir eins: ich

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