Dunkle Symphonie der Liebe
daraufbrennt,
Ihr schönes Land zu malen.«
»Der Palazzo ist phantastisch«,
schwärmte Josef. »Ich würde furchtbar gern versuchen, ihn auf einem Bild
festzuhalten.«
»Nun, du bist uns natürlich
jederzeit willkommen«, lud Don Giovanni ihn ein. »Im Innenhof kann man die
Architektur ganz besonders gut studieren.«
»Grazie, Signor, ich weiß Ihr Angebot
zu schätzen.«
Byron knirschte mit den Zähnen.
Das Letzte, was er sich wünschte, war, dass Josef mehr Zeit als unbedingt nötig
bei der Familie Scarletti verbrachte. Unten in der Küche konnte er die
Polizeibeamten hören, die das Personal befragten. Alfredo war am Rande der
Hysterie und redete so schnell, dass man kaum verstehen konnte, was er sagte.
Byron war sich durchaus bewusst, dass seine Verwandten jedes Wort hören
konnten, aber sie setzten ihre höfliche Unterhaltung mit Don Giovanni und
Antonietta fort, als hätten sie nicht die geringste Ahnung von dem Drama, das
sich in den unteren Stockwerken abspielte.
Byron ließ die Gespräche an
sich vorbeiplätschern. Eleanor versuchte vergeblich, Antonietta aus der Reserve
zu locken. Antonietta war sich viel zu eindringlich der Tatsache bewusst, dass
sich die Polizei im Haus befand. Sie hatte eine lebhafte Phantasie, und der
Gedanke, dass ihr ehemaliger Koch im Wäscheschacht steckte, zerrte an ihren
Nerven.
Plötzlich erregten andere
Geräusche, die von den Flügeltüren im Innenhof kamen, Byrons Aufmerksamkeit.
Er hörte Francos erschrockenen Ausruf, der abrupt abbrach. Dann hallten eilige
Schritte durch das Haus, und jemand rief nach Tasha. Ein leiser Schrei von
Justine. Irgendetwas stimmt nicht.
Was kann denn noch
passiert sein? Antonietta hätte vor Frustration am liebsten laut geschrien.
Franco öffnete die Tür zum
Wintergarten, lächelte ihre Gäste an und beugte sich zu seiner Cousine vor. »Du
musst sofort zu Paul gehen«, flüsterte Franco. »Es ist dringend, Toni. Du musst
dich beeilen!«
Weißt du, was los ist? Antonietta wandte sich automatisch
an Byron.
Byron nahm ihren Arm und
lächelte seine Schwester an. »Wenn ihr uns bitte ein paar Minuten entschuldigen
würdet. Ich bin sicher, Don Giovanni und die anderen werden euch in unserer
Abwesenheit gut unterhalten.« Paul ist verletzt.
Schwer verletzt. Francos Sorge
ist echt, und Tasha weint. Justine strahlt ungeheure Angst aus. Er führte sie rasch
hinaus und eilte mit ihr die Treppe zu Pauls Zimmern hinauf.
Sie konnten Tashas gedämpftes
Weinen und das Murmeln von Stimmen hören. Justines Stimme hob sich vor Panik.
»Wir müssen einen Arzt holen, Paul, sonst stirbst du!
»Holt einfach Antonietta. Sie
kann sich darum kümmern.« Pauls Stimme war schwach.
»Das ist doch Wahnsinn! Tasha,
Sie sind seine Schwester. Rufen Sie einen Arzt. Mein Gott, warum sind die
Scarlettis nur so dickköpfig? Begreift ihr es denn nicht? Paul könnte sterben!
Und wenn er stirbt, lasse ich euch alle einsperren, das schwöre ich!«
Antonietta und Byron betraten
das Wohnzimmer. Die Tür zum Schlafzimmer stand weit offen. Tasha und Justine
beugten sich über das Bett. Da ist überall Blut, Antonietta. Wenn das alles von
Paul ist, hat er einen enormen Blutverlust.
Es war Byrons nüchterne Stimme,
die ihr Halt gab. Antonietta holte tief Luft und ging zielstrebig zum Bett.
»Paul! Was ist passiert?«
»Ich muss allein mit dir
sprechen, Toni.«
»Paul...«, protestierte
Justine. »Toni, bitte! Ich flehe dich an, lass einen Arzt kommen! Paul will das
nicht, aber es ist nicht zu spät. Es kann nicht zu spät sein!«
»Ein Arzt kann ihm nicht
helfen, Justine, das wissen Sie bereits«, sagte Byron leise und mit einer
Stimme, die ebenso hypnotisch wie seine Augen war. »Sie müssen das Antonietta
überlassen.«
Tasha schlang einen Arm um
Justine. »Toni kann ihm helfen. Lass sie nur machen, Justine. Wir verschwenden
wertvolle Zeit, die Paul nicht mehr hat.« Sie führte Justine aus dem Zimmer
und schloss die Tür hinter sich.
Eleanor; ich brauche
Heilkräuter. Beeil dich. Vlad, ich werde auch deine Hilfe benötigen. Byron versuchte nicht, seine
Botschaft vor Antonietta zu verbergen. Sie hatte jedes Recht zu wissen, dass
Pauls Leben ernsthaft in Gefahr war.
»Was ist passiert, Paul?« Ihre
Hände bewegten sich bereits über seinen Körper. Byron war dicht bei ihr und
versuchte, bei den schlimmsten Wunden das Blut zu stillen.
»Er hat mehrere tiefe
Stichwunden, Antonietta. Er braucht Blut, und zwar schnell. Ich kann ihm
helfen. Eleanor bringt mir, was ich
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