Dunkle Symphonie der Liebe
Gefühlsregungen teilen.
Sie spürte den brennenden Schmerz, als er eine tiefe, klaffende Wunde in sein
Handgelenk riss. Sie fühlte, wie sich Pauls Mund auf die Stelle presste und das
Blut aus Byrons Körper sog. Einen Moment lang empfand sie einen starken Schock,
der sie betäubte und von dem Geschehen abschirmte, aber sie überwand diese
schützende Barriere. Dann kam die Erkenntnis, dass Byron sich das Handgelenk
mit seinen eigenen Zähnen aufgeschlitzt hatte. Dass Paul das lebensrettende
Blut trank, statt eine Transfusion zu bekommen. Dass der Geruch von Blut ein
Verlangen in ihr weckte, dass sie sich nicht erklären konnte. Statt sich
abgestoßen zu fühlen, war sie fasziniert. Außerdem war ihr bewusst, dass Byron
ihre Reaktion genau beobachtete.
Antonietta hob ihr Kinn, sang
weiter und kämpfte gegen ihre menschlichen Reaktionen an, um sich
ausschließlich darauf zu konzentrieren, das Leben ihres geliebten Cousins zu
retten. Byron war ein großes Risiko eingegangen, indem er ihr zeigte, was er
war. Er hatte ihr ein Geheimnis anvertraut, das noch größer als ihr eigenes
war. In ihren Adern floss das Blut der Jaguarmenschen. Er aber war etwas ganz
anderes. Etwas, das von Menschen gefürchtet und verabscheut wurde. Er war ...
ein Vampir!
Nein! Byrons Protest war scharf und
entschieden. Niemals! Ich bin kein Untoter!
Antonietta beugte sich zu ihm
vor und umrahmte sein Gesicht mit ihren Händen. Während ihr Cousin Byrons Blut
trank, fand sie mit ihrem Mund zu seinem. Du erstaunst mich, Byron. Sie legte ihre Dankbarkeit und
all ihre Empfindungen, so widersprüchlich sie waren, in ihren Kuss und
versuchte, ihm ohne Worte zu sagen, was es ihr bedeutete, dass er ihr genug
vertraute, um Pauls Leben auf die einzig mögliche Art zu retten.
Einen Moment lang schimmerten
Tränen in Byrons Augen, und er musste den Blick von seiner Schwester und ihrem
Gefährten abwenden. Antonietta hatte ihm ein Geschenk gegeben, das kostbarer
als die Fähigkeit war, wieder Farben zu sehen. Sie hatte ihn angenommen, so wie
er war.
»Mehr nicht, Byron«, sagte Vlad
abrupt. »Du bist schon zu sehr geschwächt.«
Antonietta fühlte, dass er
schwankte. Seine Energie war verbraucht, sein Körper seiner ungeheuren Stärke
beraubt. Er taumelte und setzte sich abrupt hin, obwohl sie versuchte, ihn
aufzufangen.
»Was ist los mit ihm? Eleanor?
Vlad? Sagt mir, was mit ihm los ist!« Panik stieg in ihr auf, eine grauenhaften
Angst.
»Er hat heute Abend noch keine
Nahrung zu sich genommen«, antwortete Vlad ruhig. »Paul zu heilen, indem er
ihn bei uns hält und ihm sein Blut gibt, fordert seinen Tribut. Ich kümmere mich
um Byrons Bedürfnisse. Auch Eleanor wird helfen. Sie sind sehr tapfer,
Antonietta.«
»Ich habe doch überhaupt nichts
getan! Und wenn Byron Blut braucht, kann ich ihm welches geben.«
Plötzliche Stille legte sich über
den Raum. Selbst Eleanor, die sich immer noch innerhalb Pauls Körper befand,
verharrte. »Cara mia, du brichst mir mit deiner Großzügigkeit das Herz. Vlad wird mir geben,
was ich brauche.«
»Vlad ist nicht dein Gefährte
des Lebens. Ich bin es. Ich bin in der Lage, für dich zu sorgen.« Ihr Hals
pochte und brannte. Ihre Brüste schmerzten. Sexuelles Verlangen regte sich in
ihr und erfüllte ihren Körper mit einer sengenden Hitze. Ihre Erregung wuchs,
während sie gleichzeitig zu analysieren versuchte, warum sie sich so sehr
danach sehnte, ihm ihr Blut zu geben.
Byron nahm sie in
seine Arme. »Es gibt keine zweite wie dich.« Ehrlich gesagt, der Gedanke,
dein Blut zu bekommen, weckt in mir einen anderen Hunger, an d-en ich lieber
nicht denken will. Wir sind nicht allein. Erlaube Vlad, mir sein starkes Blut
zu geben. Wenn wir beide wieder allein sind, werde ich dir angemessen danken.
Sie konnte das Verlangen in
seiner Stimme hören. »Ist Vlads Blut stärker als meins? Macht es einen
Unterschied?« Sie versuchte, ihr eigenes Verlangen zu unterdrücken.
»Ja, sein Blut wird mir sehr
schnell neue Energie geben.«
»Was für ein Gefühl ist es,
Blut zu trinken?«
»Nimm wieder die Verbindung zu
mir auf, Antonietta.« Byron legte einen Arm um ihre Taille und zog Vlads Handgelenk
an seinen Mund.
Das berauschende Gefühl traf
ihn mit voller Wucht und Antonietta ebenso. Neue Kraft strömte in seinen
ausgelaugten Körper. Zellen, Gewebe, Muskeln und Knochen sogen gierig die
lebenspendende Flüssigkeit auf. Antonietta versuchte sich zu distanzieren,
Grauen bei dem Gedanken zu empfinden, dass Byron Blut
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