Dunkle Symphonie der Liebe
brauche.«
»Ich muss dir etwas sagen,
Toni.« Paul hielt Antoniettas Arm fest.
»Sprich erst, wenn wir diese
Blutungen unter Kontrolle haben.«
»Es ist zu spät, das weißt du
doch. Du weißt es immer. Was ich zu sagen habe, ist sehr wichtig.«
»Halt den Mund, Paul«, fuhr
Antonietta ihn an. »Ich meine es ernst. Du wirst mir nicht unter den Händen
wegsterben. Byron, tu, was auch immer du tun kannst.«
»Ich muss ihm Blut geben,
Antonietta.« Byron machte eine Handbewegung, um Paul zur Ruhe zu bringen, und
fuhr fort, Druck auf die Wunden auszuüben. »Wenn ich das tue, sind er und ich
für alle Zeiten miteinander verbunden. Verstehst du, was ich meine?«
»Ich will, dass du ihn rettest.
Es ist mir egal, wie du es anstellst, tu es einfach.« Antonietta strich Pauls
Haar zurück. »Ich liebe ihn wie einen Bruder.«
»Du brauchst kein Wort mehr zu
sagen. Sperr die Tür ab. Niemand darf in dieses Zimmer kommen. Lass Celt Wache
halten. Dann mach das Fenster einen Spalt weit auf.«
»Deine Schwester ...«
»Findet schon einen Weg. Sie
wird gleich hier sein. Setz dich zu Paul, und höre auf meine Stimme. Ich
möchte, dass du mitmachst. Du verfügst über große Heilkünste.«
Antonietta verstand gar nichts,
aber Byron wirkte sehr überzeugend, und sie vertraute ihm wie keinem anderen.
Sie schloss die Tür ab, gab Celt einen Befehl und öffnete gehorsam das
Fenster.
Fast im selben Moment sah Byron
feinen Nebel durch den Spalt strömen. »Gut gemacht, Eleanor. Geh auf die andere
Seite. Schau nach, ob du die Wunden schließen kannst. Antonietta, ich lege
jetzt deine Hände auf Paul. Du musst ganz fest zudrücken. Ich muss meine Hände
frei haben.« Er legte ihre Handflächen auf Pauls Bauch.
Antonietta fühlte warmes Blut
unter ihren Fingern. Gleich darauf nahm sie einen eigenartigen, beruhigenden
Geruch wahr. Sie wusste, dass Eleanor in ihrer Nähe war. Es kümmerte sie
nicht, wie Eleanor durch eine geschlossene Tür gelangt war oder warum Byron
glaubte, seine Schwester könnte ihnen helfen. Ihr kam es nur darauf an, Paul zu
retten. Sie vereinte sich geistig mit Byron, fest entschlossen, ihm in allem
zu folgen.
Byron war von seinem eigenen
Körper losgelöst. Sie konnte spüren, dass sein Bewusstsein frei im Raum
schwebte und seine ganze Energie sich auf Paul zubewegte. Es war seltsam zu
spüren, wie schwach, hilflos und müde Paul war. Er entfernte sich von ihnen,
und seine Kräfte ließen rapide nach. Antoniettas Herz begann laut zu pochen,
als ihr klar wurde, dass Paul im Sterben lag. Sie zwang sich, Ruhe zu bewahren
und auf Byron zu vertrauen. Sie konnte seine Entschlossenheit, ja sogar
Zuversicht spüren.
Stimmen erhoben sich und sangen
ein Lied in einer alten Sprache. Die Worte kamen ihr vertraut vor. Als sie das
Gefühl hatte, die Aussprache richtig zu beherrschen, stimmte sie in den Chor
ein und konzentrierte sich gleichzeitig darauf, Byron mit ihrer ganzen Kraft zu
unterstützen. Was er machte, verlangte ihm geistig und körperlich sehr viel ab.
Er begann, die Wunden sorgfältig von innen heraus zu schließen, wobei er auf
jedes Detail achtete und Bakterien aus den Schnitten entfernte, um eine
Infektion zu verhindern.
Antonietta spürte, dass sich
ihnen ein weibliches Wesen anschloss und gemeinsam mit Byron arbeitete, während
das Lied weitergesungen wurde. Auch Vlad gesellte sich zu ihnen und versorgte
die beiden anderen mit einem stetigen Energiefluss, während sie sich um Paul
bemühten. Eleanor blieb zurück, als Byron wieder hervorkam. Antonietta benutzte
die Gelegenheit, um sich in Pauls Badezimmer die Hände zu waschen. Das Gefühl,
so viel Blut ihres Cousins an sich zu haben, bereitete ihr Übelkeit. Dann eilte
sie zu Byron zurück.
»Antonietta, ich muss ihm mein
Blut geben. Eine normale Transfusion mit menschlichem Blut würde ihn nicht
retten. Bist du sicher, dass du mit dieser Entscheidung leben kannst?
Vielleicht ist es besser, wenn du den Kontakt zu mir unterbrichst, während ich
das mache.«
»Ich halte durch. Du tust das
für mich. Das Mindeste, was ich tun kann, ist, dir Energie zu geben.« Sie
streckte eine Hand aus und fand sofort zu seinem Gesicht. »Ich weiß, dass du
müde bist und befürchtest, dass das, was du jetzt tun musst, mich aufregen
könnte, aber das stimmt nicht. Ich vertraue dir, Byron.«
Er beugte sich vor und hauchte
sanft einen Kuss auf ihre Lippen. Für Antonietta herrschte Dunkelheit, aber sie
konnte durch ihre enge Verbindung zu Byron jede seiner
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