Dunkle Symphonie der Liebe
außergewöhnlich sensibel. Es wird bestimmt
interessant zu erleben, wie sich deine Begabungen im Lauf der nächsten Jahre
entwickeln.«
»Aber wir werden im Palazzo
leben«, erinnerte sie ihn. »Nonno würde nicht wollen, dass ich fortgehe. Und
niemand außer mir hat Verständnis für Tasha.«
»Sie sagt nie, was sie meint.
Normalerweise würde ich nicht auf ihre Worte achten, sondern ihre Gedanken
lesen und ihre Absichten durchschauen, aber bei deiner Familie und sogar bei
einigen der Dienstboten gibt es seltsame geistige Barrieren.«
»Werde ich das auch können?«
»Ja. Aber was deine Verwandten
angeht, so würden sie erkennen, was vorgeht, und du müsstest ihre Erinnerungen
auslöschen. Im Lauf der Zeit lernt man, dass es, falls es geht, besser ist,
den Leuten die Privatsphäre ihrer Gedanken zu lassen.«
»Ich fand es ein bisschen
aufdringlich und erschreckend, als mir klar wurde, dass du meine Gedanken lesen
kannst. Manchmal kommen und gehen Gedanken wie von selbst. Ich war mir nicht
sicher, ob ich wollte, dass du siehst, wie ich wirklich bin.«
Er lachte leise und hauchte
zarte Küsse auf ihr Haar. »Ich halte es für besser, Josef ständig zu
überwachen, und du solltest vielleicht daran denken, dasselbe zu tun. Er sieht
zwar ganz unschuldig aus und klingt auch so, aber in Wirklichkeit ist er ein
wahrer Albtraum.«
»Glaubst du, ich werde wirklich
sehen können?« Sie zog die Knie an. In ihrem Bauch machte sich ein seltsames
Brennen bemerkbar. Es wurde von Minute zu Minute stärker, bis es schmerzte. Die
Beine zu bewegen, schien nicht zu helfen.
Byron legte seine Hand auf
ihren Bauch und spreizte die Finger, um die ganze Fläche abzudecken. Seine
Berührung hätte beruhigend wirken sollen, aber scharfe Schmerzen schössen
durch ihren Unterleib und an ihrem Rückgrat hinunter.
»Byron?« Schweiß brach an ihrem
Körper aus. Ihre Muskeln verkrampften sich unangenehm. »Was passiert mit mir?«
»Die Umwandlung findet statt.«
Er verschmolz vollständig mit ihrem Bewusstsein und versuchte, sie vor den
Schmerzen abzuschirmen. Aber so sehr er sich auch bemühte, das Brennen zerriss
ihren Körper. Ein heftiger Krampf schleuderte sie in die Luft, obwohl er sie in
den Armen hielt, und warf sie auf die Matratze zurück.
Sie fühlte, wie etwas
Lebendiges unter ihrer Haut dahinjagte. Es kratzte schrecklich, als wollte es
durch ihre Poren nach außen dringen. Sie wollte schreien, aber kein Laut kam
heraus. Ein lautes Krachen hallte durch das Zimmer und gellte ihr in den Ohren.
Sie schien den Lärm nicht dämpfen zu können.
Jacques! Jacques, was soll
ich tun P Byron wandte sich an den einen Mann, von dem er wusste, dass er diesen Vorgang
selbst schon erlebt hatte. Der einzige Mann, der ihm vielleicht helfen konnte,
Antonietta vor den schlimmsten Schmerzen zu bewahren. Es war nicht schwer,
Jacques wissen zu lassen, was gerade mit Antonietta geschah.
Du kannst kaum etwas tun, bis
ihr Körper sämtliche Schadstoffe ausgeschieden hat. Dann musst du sie zum
Einschlafen bringen und ihren Körper in der Erde heilen lassen. Es ist eine schwere
Zeit, Byron. Falls du Hilfe brauchst, ich bin immer für dich da.
Antonietta schnappte nach Luft,
als sich eine weitere feurige Woge durch ihr Inneres brannte, in Herz und
Lungen zerbarst und jeden Muskel in ihrem Körper erfasste. Sie zwang Luft in
ihre Lungen und stellte fest, dass Byron für sie beide atmete. Sie tastete mit
einer Hand nach ihm. Byron zog sie noch fester in seine Arme.
Tausend Nadeln stachen in ihre
Augen, und ihre Augenhöhlen standen in Flammen. Ihre Fingerspitzen wurden taub
und brachen dann auf, um gebogene Krallen zu enthüllen, die sich gleich darauf
wieder zurückzogen. Byron war gezwungen, ihre Hände loszulassen, um nicht
aufgeschlitzt zu werden. Wieder zuckte ihr Körper krampfhaft, bäumte sich auf,
dehnte und verzerrte sich. Sie fiel schwer auf die Matratze zurück.
»Ich hatte keine Ahnung, dass
es so ist, Antonietta, sonst hätte ich nie von dir verlangt, so etwas
durchzumachen!«
Sie überstand eine weitere Woge
von Schmerzen und versuchte, sich zu einem schwachen Lächeln zu zwingen, aber
ihr Gesicht fühlte sich an, als würde es in die Länge gezogen. »Nach dem hier
müssten Wehen für karpatianische Frauen ein Klacks sein.« Ihre Stimme klang
gepresst, gehörte nicht mehr ihr. Ein leises Knurren untermalte ihre Worte. Das
Geräusch in ihren Ohren steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Brausen. »Mir
wird schlecht. Hilf mir ins
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