Dunkle Symphonie der Liebe
Vielmehr schien er Interesse an dem Umstand
zu haben, dass es einem Menschen gelingen konnte, einen karpatianischen Jäger
zu verwunden. »Vielleicht bin ich ein besserer Handwerker als Jäger.«
»Mir ist aufgefallen, dass
einige Leute an diesem Ort eigenartige geistige Barrieren haben. Es ist
besser, wenn du mit deiner Gefährtin von hier fortgehst. Bring sie in unsere
Heimat. Sie wird sich allmählich daran gewöhnen, sich nicht mehr von dir aus
der Ruhe bringen zu lassen.« Dominic half Byron, sich vorzubeugen, damit er die
heilende Masse auf die klaffende Rückenwunde streichen konnte. »Ein Handwerker,
der zum Jäger geworden ist, um seinem Volk zu helfen, ist jedem Krieger
willkommen. Handwerker sind methodisch und geschickt. Es ist eine Ehre, einem
wie dir zu begegnen.« Dominics Hände waren sehr sanft, als er Byron half, sich
wieder hinzulegen.
»Der Prinz hat seine Gefährtin
des Lebens schon vor einiger Zeit gefunden«, berichtete Byron. »Wie es scheint,
verfügen manche menschliche Frauen über übersinnliche Fähigkeiten. Diese Frauen
können erfolgreich umgewandelt werden, ohne dass Gefahr für ihre geistige
Gesundheit besteht.«
»Ich habe von diesem Gerücht
gehört. Wie kann das sein?«
»Ich halte es für möglich, dass
die Frauen mit übersinnlichen Eigenschaften Abkömmlinge der Jaguarmenschen
sind.«
Wieder vermischte Dominic die
nahrhafte Erde mit dem Pulver und seinem Speichel, bevor er sie auf Byrons
Brust legte. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie noch existieren, außer tief im
Dschungel.«
»Es sind keine echten
Jaguarmenschen, aber Abkömmlinge mit ihrem Blut. Es wäre eine Erklärung dafür,
warum sich manche Frauen mit unserer Rasse verbinden können. Die Jaguarmenschen
können eine andere Gestalt annehmen und besitzen viele Gaben, genau wie unser
Volk.« Byron schloss die Augen. »Brichst du morgen auf?«
»Bei Sonnenuntergang. Ich habe
den Untoten noch nicht gefunden, der in dieser Gegend haust«, antwortete
Dominic. »Ich setze meine Reise gleich nach dem Aufwachen fort. Du wirst
mehrere Tage und Nächte in der Erde bleiben müssen, um wieder ganz gesund zu
werden.«
»Ich muss morgen Abend
aufwachen. Antonietta wird sich Sorgen machen. Ich will nicht, dass sie
leidet.«
»Du wirst noch nicht ganz bei
Kräften sein, aber ich sorge dafür, dass du wach wirst.«
Byrons Aufmerksamkeit wurde
durch den durchdringenden Blick des anderen gefesselt. »Du hast grüne Augen.«
Nicht einfach grün, sondern metallisch glitzernd. Unheimlich. Augen, die bis
in die Seele zu sehen schienen. »Ich hätte mich daran erinnern müssen, dass sie
ein Familienerbe der Drachensucher sind. Augen eines Sehers.«
»Ich bin müde, Byron. Ich sehe
nicht, was gesehen werden sollte. Wenn ich die Antworten gefunden habe, die ich
suche, werde ich meinen Angehörigen ins nächste Leben folgen.«
»Oder deine Gefährtin des
Lebens finden. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber es kann kein Zweifel
daran bestehen, dass Antonietta meine andere Hälfte ist.«
»Meine Familie ist praktisch
ausgestorben. Rhiannon und ich waren die Letzten aus unserer Linie. Ich
bezweifle, dass einem von uns das Glück der Liebe zuteilwird.« Dominic erhob
sich und richtete sich über der tiefen Senke im Erdreich auf. »Schlaf jetzt,
und wach heil und unversehrt auf. Ich werde unserem Prinzen deine Grüße
ausrichten und ihm mitteilen, dass bald eine weitere Frau in unsere Reihen
eintreten wird. Das allein ist Grund genug zum Feiern.«
»Ich danke dir für deine
Freundlichkeit und für mein Leben.«
Dominic verneigte sich nach Art
der Karpatianer höflich vor Byron. »Du musst jetzt schlafen und mir erlauben,
den Versuch zu machen, deine schweren Wunden zu heilen.«
Byron konnte in seinem Kopf
wieder die Stimmen hören, viele Stimmen, männliche und weibliche, die den
rituellen Heilungsgesang sangen. Schlaf, alter Freund, wir sind bei dir und passen auf
dich auf, während unser Bruder dich heilt. Die Stimme seines Freundes brachte ihn in eine Zeit
zurück, als er mit den Wölfen lief, in den höchsten Bäumen saß und einfach ein
Junge war, der mit seinem Freund spielte. Während er sich von den fernen,
beruhigenden Stimmen einlullen ließ, hörte er eine Frauenstimme wispern: Komm zu mir zurück.
Kapitel
8
Antonietta saß am Klavier und
verharrte mit ihren Händen über den Tasten. Musik erfüllte ihr Inneres,
eindringliche, beängstigende Töne. Ein Aufeinanderprallen von Emotionen. Ihre
Finger brachten
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