Dunkle Symphonie der Liebe
habe keine Behandlung
gebraucht. Die Kugel war bereits aus der Schulter entfernt worden, und die
Wunde hatte sich fast vollständig geschlossen. Das warst du, nicht wahr?«
Er berührte ganz leicht ihre
Schulter. »Ich würde dich nie mit Schmerzen zurücklassen. Ich wusste, dass ich
dich eine Weile nicht sehen würde, aber ich dachte, deine Familie würde darauf
bestehen, vorsichtshalber einen Arzt kommen zu lassen.«
Antonietta war sich sicher,
dass er sich nicht bewegt hatte, sich nicht gebückt hatte, um das Feuer
anzuzünden, aber noch während er sprach, fühlte sie die Wärme der Flammen. Ein
wunderbarer, aromatischer Duft wehte zu ihr herüber. »Was riecht hier so gut?«
»Kerzen. Mein Volk glaubt an
die Wirkung der Aromatherapie. Wir können beide heilende Kräfte und neue
Energien brauchen.« Seine Finger strichen erneut über ihre nackte Schulter,
berührten leicht die Wunde und streichelten sie sanft. »Dein Cousin kann von
Glück reden, dass er noch lebt.« Am liebsten hätte er Paul die Kehle
aufgeschlitzt, weil er Antonietta in Gefahr gebracht hatte.
»Mein Cousin ist ein Idiot. Ich
weiß wirklich nicht, was ich mit ihm machen soll.«
»Kannst du die Gedanken deiner
Familie immer lesen, so wie bei den Besprechungen, bei denen du lauschst?
Vielleicht sollten wir versuchen zu erfahren, was er als Nächstes plant.«
»Ich lausche nicht«,
protestierte sie. »Ich höre zu. Das ist ein Unterschied. Die Gedanken meiner
Familie lesen? Warum sollte ich? Ich weiß sowieso, was sie denken. Es ist
schlimm genug, es zu wissen, geschweige denn, es tatsächlich zu hören.« Das
Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste. »Ich lege viel Wert auf Privatsphäre,
Byron. Ich möchte nicht in den persönlichen Gedanken meiner Verwandten
herumschnüffeln.«
»Ach ja?« Byron setzte sich in
den weich gepolsterten Sessel und lehnte sich behaglich an den hohen Rücken.
»Wenn ich dich richtig verstehe, Antonietta, ist es also durchaus in Ordnung,
wenn du dein geschärftes Gehör benutzt - eine Gabe, die die meisten Menschen
übrigens nicht haben -, um bei Geschäftsbesprechungen zu lauschen, aber es ist
nicht in Ordnung, dasselbe bei deiner Familie zu tun.« Irgendetwas an seiner
Stimme wirkte beängstigend, so sehr, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief.
Sie wusste, dass ihr von seiner Seite niemals Gefahr drohen würde, aber
manchmal erinnerte er sie an ein wildes Tier, frei und ungezähmt und zu großer
Gewalttätigkeit fähig.
Antonietta setzte sich ihm
gegenüber in einen Sessel. Die Wärme des Kaminfeuers vertrieb das Frösteln, das
ihre Furcht hervorgerufen hatte. »Zugegeben, wenn du es so ausdrückst, klingt
es nicht richtig, aber das Geschäft erhält unsere Familie und unseren
Landbesitz. Nonno fällt es zunehmend schwerer, sich an Details zu erinnern. Ich
musste ihn mehrmals daran hindern, etwas zu unterschreiben, das uns große
Verluste eingebracht hätte. Zum Glück haben wir phantastische Anwälte, und
Justine liest mir alles vor. So haben wir eine Art Sicherheitsnetz. Trotzdem
könnten wir ohne mein Lauschen, wie du es nennst, Probleme bekommen.« Ihr
Seufzer klang in der Stille des Zimmers sehr laut. Der Regen, der leise an die
Fensterscheiben prasselte, passte zu ihrer gedrückten Stimmung. »Ich habe
immer gehofft, dass Paul sich irgendwann für die Firma interessieren würde.«
Antonietta empfand es als
ziemlich erregend, nackt vor dem Kamin zu sitzen. Sie konnte spüren, dass
Byrons Blick unverwandt auf ihr ruhte, heiß und eindringlich.
»Ich würde mir eher Sorgen
darüber machen, dass er sich vielleicht jetzt schon für die Firma interessiert.
Die Pistole war auf dich gerichtet.«
»Es war ein Unfall. Das weiß
ich. Paul hat zugegeben, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hat. Er
schuldet irgendwelchen Leuten Geld und meint, sie könnten sehr unangenehm
werden, wenn er seine Schulden nicht bezahlt. Also hat er sich eine Pistole
gekauft, weiß aber gar nicht, wie man damit umgeht. Ich habe mit Justine
gesprochen ...«
Byron nickte. »Ah ja, die treu
ergebene und vertrauenswürdige Justine.«
Antonietta runzelte die Stirn.
»Diese Menschen sind meine Familie, Byron. Ich finde es wirklich großartig von
dir, dass du nicht zur Polizei gegangen bist, um Paul anzuzeigen. Du hast keine
Ahnung, wie dankbar ich dir dafür bin. Er würde ins
Gefängnis kommen, und wir
wissen beide, dass er dort keine Chance hätte.« Sie lehnte sich zurück, ohne
sich bewusst zu sein, dass ihre üppigen
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