Dunkle Symphonie der Liebe
kriege ich Gänsehaut.«
»Du hast nicht einmal vor
Vampiren Angst, Byron, wie kannst du dich vor deinem Neffen fürchten?«
Byron stöhnte. Diesen Kampf
konnte er nicht gewinnen, das wusste er, auch wenn er ein Vampirjäger und
Karpatianer im Vollbesitz seiner Kräfte war. Eleanor war seine Schwester und
wie die meisten karpatianischen Frauen sehr dickköpfig. Er konnte sich die
Rederei genauso gut sparen. »Ich mache euch gern alle mit Antonietta bekannt,
aber du musst mir etwas Zeit geben, damit ich mich an den Gedanken gewöhnen
kann, dass Josef sich in der Gegend herumtreibt. Er darf auf gar keinen Fall
Dummheiten anstellen.«
»Nein, natürlich nicht.«
Eleanor strahlte ihn an. »Hast du heute Abend schon Nahrung zu dir genommen?«
»Ja. Ich gehe jetzt zu
Antonietta. Ich will ihr erzählen, dass meine Familie gekommen ist, und sie
wird euch bestimmt zu sich einladen. Hier ist einiges los. Irgendjemand
versucht, sie und ihren Großvater umzubringen.«
Eleanor stieß einen langen
Zischlaut aus, und ihre dunklen Augen funkelten gefährlich. »Nimm sie, und
verschwinde sofort von hier, Byron. Was denkst du dir eigentlich?«
Er brach in Gelächter aus. »Du
bist so widersprüchlich, Eleanor. Wenn Savannahs Rechte missachtet werden,
gehst du auf die Barrikaden, aber meine Gefährtin hat nicht mitzureden, wenn
es darum geht, was sie tun oder lassen soll.«
»Wenn ihr etwas zustößt,
passiert dir dasselbe«, erinnerte Eleanor ihn.
»Ist es bei Gregori und
Savannah nicht genauso?«
Sie zeigte ihm die Zähne.
»Gregori ist nicht mein kleiner Bruder. Und jetzt geh zu ihr, bevor ich dir für
deine Unverschämtheit eins hinter die Ohren gebe.«
»Heb dir das lieber für meinen
Neffen Josef auf.« Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die
Nasenspitze. »Wo werdet ihr wohnen?«
»Wir haben eine Villa gemietet.
Josef wollte unbedingt das wahre Leben, wie er es nennt, kennen lernen. Vlad
hat ein Haus gefunden, das unseren Zwecken entspricht und gut gesichert werden
kann. Du kannst gern bei uns absteigen. Josef wäre begeistert. Er hat bereits
Staffelei und Farben auf den Balkon gestellt und sieht mit seiner Baskenmütze
sehr schick aus. Was ist mit dir? Wo wohnst du?«
»In der Erde.«
»Du musst den Eindruck eines
respektablen Bürgers machen, Byron. Ich werde mich sofort darum kümmern, eine
eigene Unterkunft für dich zu besorgen. Keine Sorge, ich finde schon etwas
Geeignetes, wo du mit deiner Gefährtin sicher untergebracht bist.«
»Grazie. Daran hatte ich gar nicht
gedacht. Sag mir Bescheid, wenn du etwas gefunden hast. Ich melde mich bei
dir, nachdem ich mit Antonietta gesprochen habe. Ich habe hier in der Gegend
kein Anzeichen von Vampiren entdecken können, aber das heißt nicht, dass sie
nicht unter uns sind. Sei vorsichtig, Eleanor.«
»Du auch. Es tut so gut, dich
zu sehen.« Nur widerstrebend ließ sie seine Hand los. »Warte nicht zu lange
damit, deine Gefährtin in unsere Welt zu holen, Byron. Du gehörst in unsere
Heimat, weißt du. Du hast immer dort hingehört. Du warst es selbst, der das
Urteil über dich gesprochen hat, dein Volk zu verlassen und gegen Vampire zu
kämpfen, obwohl du in Wirklichkeit ein wahrer, hochbegabter Künstler bist.«
»Ich sehne mich danach, wieder
Gold und Silber in meinen Händen zu fühlen und in den heiligen unterirdischen
Kammern vollkommene Edelsteine zu finden.« Byron lächelte sie an, aber seine
Augen waren überschattet. »Manchmal ertappe ich mich dabei, im Geist Schmuck
anzufertigen, wenn ich mich mit viel wichtigeren Dingen befassen sollte. Da ich
Antonietta jetzt gefunden habe, möchte ich etwas besonders Schönes für sie
machen.«
»Jeder Handwerker genießt
großes Ansehen bei unserem Volk, Byron«, erinnerte Eleanor ihn. »Insbesondere
jemand, der die Kunst beherrscht, Edelsteine zu entdecken.«
»Es ist eine unvergleichliche
Welt. Jemand, der dafür nicht geboren ist, wird es nie verstehen können.
Gefühle zu haben, weckt Wünsche in mir, die ich lieber nicht hätte.«
»Dein Handwerk wird dich immer
brauchen, Byron. Du bist ein Meister, wie es ihn seit Jahrhunderten in unserem
Volk nicht mehr gegeben hat. Der Prinz hat mir gegenüber oft erwähnt, dass nur
du das perfekte Geschenk für Raven anfertigen kannst. Ein anderer kommt für
ihn nicht in Frage.«
»So sicher ist er, dass ich
zurückkomme?«
»Alle hoffen es sehr.«
»Nur wenige Männer haben das
Glück, eine solche Schwester zu haben wie ich. Wir sehen uns später.«
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