Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
Schwein haben. Es schien überhaupt nicht beunruhigt durch seine neue Umgebung. Trotzdem erledigte ich den ganzen Nachmittag nichts, sondern blieb im Garten. Der Hund zitterte vor Anspannung. Er kauerte auf den Steinplatten, dort, wo jetzt eine Ecke des Gartens durch weiße Bretter abgetrennt war, um eine Art Koben für das Schwein zu schaffen. In diesem Koben lag Mother Ireland und schnaufte friedlich. Die Bachstelzen hüpften um das Schwein herum, steif und heftig nickend, wie Diplomaten. Endlich sprang der Hund auf die Mauer, machte ein paar Schritte und hopste dann in den Stall, zu dem Schwein. Ich wollte die Tiere sofort trennen, doch zu meiner Verwunderung kuschelte sich meine Hündin an die schmutzig rosarote Seite des Schweins. Dieses grunzte ein paarmal verdutzt. Dann schliefen beide ein.
Wenn sich doch ein Mann und eine Frau auch so problemlos aneinanderschmiegen könnten!
Ich war immer noch ein bisschen aus dem Tritt wegen der Begegnung am Strand. Sie hatte etwas Tragikomisches – das Aufblitzen einer animalischen Wahrheit, die sofort wieder geleugnet wurde. Was, wenn sein Penis entblößt gewesen wäre und nicht meine Brüste? Ich würde mich bestimmt lange daran erinnern.
Und ich hätte ihn automatisch irgendwie eingeordnet – das heißt, ich hätte gedacht: Wow, der ist aber klein, oder wow, ist der groß, oder wow, so was von krumm. Ich hätte auf jeden Fall darüber nachgedacht. Und Andy war es bestimmt nicht anders ergangen. Er musste Vergleiche angestellt haben. Was mich nicht weiter störte. Ich fand nämlich inzwischen, dass ich vermutlich optimal rübergekommen war – das Handtuch über meinem Bauch und der Rest vom Wasser glänzend. Wenn meine Haut trocken gewesen wäre, dann hätte er vielleicht die schwärzlichen Pigmentflecken gesehen, die sich zwischen meinen Brüsten und auf der Haut unterhalb vom Hals bildeten. Ganz zu schweigen von diesem häßlichen kleinen Hautlappen, der seit neuestem an meinem Hals wuchs und aussah wie etwas, was sich in einer Höhle an der Decke bilden könnte.
Was mich verunsicherte, war, dass die Begegnung ein sexuelles Element in meine Beziehung zu Andy gebracht hatte. Das passte nicht. Ich hatte mir das zwar bisher noch nie überlegt, aber ich hätte sicher große Schwierigkeiten, Andy Sutton irgendwie erregend zu finden, wenn ich ihn nackt vor mir sah. Was ja sowieso völlig unwahrscheinlich war. Aber das Hauptproblem wären die Hitzewallungen. Sie waren auch so schon schlimm genug. Am Anfang spürte ich ein unangenehmes Prickeln in den Fußsohlen, das dann immer weiter nach oben stieg, bis es mich vollständig überrollte, wie ein Tsunami aus verschwitzter Hitze. Und anschließend musste ich mich wieder erholen. Die Wallungen schwappten auch durch meinen Kopf, und zurück blieb ein leerer gelber Fleck. Insgesamt nahmen diese Anfälle viel Zeit in Anspruch. Eventuell könnte ich, nach einer Weile und wenn er mich richtig streichelte, innen warm und feucht werden – der Schöpfer war da sehr großzügig. Selbst Hotelpornofilme taten ihre Wirkung. Aber ich wäre nicht fähig dahinzuschmelzen. Es sei denn, ich wüsste, dass ich ihn zum Schmelzen brachte.
Aber wie könnte ich einen dahinschmelzenden Andy ernst genug nehmen, um mit ihm zu schlafen? Ich würde mich für ihn genieren. Ich wäre angewidert. Ich mochte es ja schon nicht, wenn sein Gesicht sich auflöste, nachdem er ein paar Bier getrunken hatte. Noch mehr Auflösung wollte ich mir lieber gar nicht vorstellen. Und was wäre, wenn er anfinge zu reden? Wenn er Dinge sagte, die er irgendwie erotisch fand, oder wenn er mir Anweisungen geben würde, was ich für ihn tun sollte? Ich würde tot umfallen.
Und doch … Seine Hände an der Wasserpumpe wirkten so kompetent.
Wo sollte ich einen Mann finden, mit dem ich schlafen konnte, wenn ich zu Hause keinen fand? Wie hoch durfte ich meine Ansprüche schrauben? Als ich aus Macerata zurückkam, nach dem schrecklichen Besuch bei Leo, hatte ich mir geschworen, mich nie wieder auf einen Mann einzulassen, es sei denn, ich war mir absolut sicher, dass er mit mir zusammen sein wollte. Aber woher sollte so ein neuer, perfekter Liebhaber kommen? Ich war eine Frau in den reiferen Jahren, die in Dublin bei ihrer Tante wohnte. Ich konnte, realistisch betrachtet, keine Bedingungen stellen.
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I m Eisenwarengeschäft in Milbay versuchte der Besitzer auszurechnen, wie viele Meter Leuchtdioden ich brauchte. Ich wollte sie in Kilbride aus dem Fenster über der Spüle
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