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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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der Wohnung über dem Buchladen gingen aus dem Haus und hatten vergessen, den Wasserhahn im Badezimmer abzustellen, was dazu führte, dass nasser Verputz auf ziemlich wertvolle Bücher bröckelte, usw. usw. Außerdem sind wir mit den Kindern letztes Wochenende nach Disneyworld gefahren und mussten ihnen versprechen, keinen Laptop mitzunehmen. Natürlich habe ich geschummelt und mehrere Stunden im Business Center des Hotels verbracht. Du wärst bestimmt die ganze Zeit dort gewesen.
    Aber ich muss Dir leider sagen, dass Du Rückschritte machst, Rosie. Was Du über das Essen schreibst, ist für den Durchschnittsamerikaner völlig unverständlich. Nur ein Beispiel: Die Website solodining.com ist eine von vielen Internetseiten für Singles, die Hilfe anbieten, wenn man alleine essen muss, weil alle davon ausgehen, dass man in dem Fall Unterstützung dringend nötig hat.
    Und wusstest Du schon, dass das »Virtuelle Familienessen« in drei bis fünf Jahren für viele Familien Wirklichkeit sein wird? Die Technologie dafür gibt es eigentlich schon. Jetzt im Moment – ich habe das im AARP Magazine gelesen, und das ist ja eine Zeitschrift extra für ältere Menschen – haben sie schon fast ein System perfektioniert. Wenn der Computer sieht, dass die Mutter anfängt, das Essen zu servieren, schaut er automatisch in einem Verzeichnis der Familienmitglieder nach, sucht jemanden, der Zeit hat, um ein bisschen zu plaudern, und zeigt diese Person dann lebensgroß auf dem Bildschirm.

    Was Du sagen müsstest, sind Dinge wie: »Versuchen Sie es mit einem ›Bleib-jung-durch-richtiges-Essen‹-Plan.« Was die Leute haben wollen, sind im Grund nicht Hinweise zur Ernährung und Nahrungsmitteln, sondern Konversationsthemen. Von unseren Nachbarn interessieren sich beispielsweise viele für die positiven Auswirkungen von Leinsamen. Außerdem würden sie niemals beim Essen lesen, weil sie a) nicht besonders gern lesen und b) ständig daran denken müssen, jeden Bissen dreißigmal zu kauen, damit sie nicht zu viel essen – weil sie sonst F*TT werden.
    Das ist überhaupt der entscheidende Punkt: F*TT. Du kannst ihnen nicht empfehlen, sie sollen einen Nachtisch essen. Ich kenne zwar Leute, die sich ab und zu ein Dessert gönnen, aber sie täten es lieber nicht.
    RosieB an MarkC
     
    SCHREIB DIE TEXTE DOCH SELBST, WENN DU SO SUPER-SCHLAU BIST. MIR IST ES EGAL, WIR HABEN JA NICHT MAL EINEN VERTRAG. ICH MUSS EINE GROSSE GEBURTSTAGS-PARTY VORBEREITEN.
    UND ICH HABE KEINE LUST, DIE ANTI-FETT-FASCHOS ZU UNTERSTÜTZEN, VON DENEN DIE LEUTE IN DEN STAATEN ÜBERWACHT WERDEN.
    In diesem Sinne,
    Rosie
    Als Min und ich am zweiten Samstag telefonierten – das Jahr ging schon fast wieder zur Neige, und es wurde dunkel, als ich bei der Telefonzelle ankam -, sprach ich taktvoll das Thema »soziale Schicht« an, das im Eisenwarenladen zur Sprache gekommen war. Aber das interessierte Min nicht im Geringsten. Sie
wollte lieber über ihre neuen Freunde reden. Da war natürlich Luz. Und Bud von nebenan, der Luz immer mit dem Auto herumkutschierte, wenn sie wegen ihrer Atemprobleme ins Krankenhaus musste. Und dann gab es noch Helen und Lou und Maya, eine »Latina« – wer hätte gedacht, dass dieses Wort je über Mins Lippen kommen wurde -, sowie Mayas »Partner« – auch ein neues Wort -, der Tuk hieß. Tuk war Inuit und die meiste Zeit mit seinem Fischerboot unterwegs, aber als Junge hatte er Tomaten angebaut, obwohl das Wetter dort, wo er herkam, eigentlich zu kalt war. Und nicht zu vergessen die Freunde von der katholischen Kirche und vom Pub.
    Min redete immer weiter, und ich dachte an die ganzen Leute überall auf der Welt, die ich im Lauf der Jahre kennengelernt und gerngehabt und sogar geliebt hatte – und zu denen ich jetzt keinen Kontakt mehr hatte. Meistens war ich diejenige gewesen, die immer noch Geburtstagskarten und E-Mails schickte, bis wir uns dann doch endgültig aus den Augen verloren. In einem Pub in Sydney war mir eines Abends endgültig klar geworden, wie teuer man es bezahlen muss, wenn man sich nicht der Mehrheit anschließt. Ich war dort mit einem jungen Paar verabredet, mit dem ich befreundet gewesen war, als ich fünf Jahre zuvor in Sydney unterrichtete. Inzwischen hatten sie ein Kind bekommen, und jetzt waren die beiden ganz früh nach Hause gegangen – obwohl sie einen Babysitter hatten und obwohl ich einen Tisch in einem feinen Restaurant reserviert hatte, um unser Wiedersehen zu feiern.
    Wenn ich mir genauer überlegt hätte,

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