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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Kaminvorleger, die winzige Kommode, die gelben Vorhänge. Aber ich merkte, dass sein Blick immer wieder besorgt zu einer bestimmten Stelle wanderte. Es war die Treppe, die nicht weit vom Kamin steil nach oben führte.
    Da hatte ich eine Eingebung. Ich rannte nach nebenan und holte Monty. Gemeinsam trugen wir mein nagelneues Bett nach unten und stellten es unter das hintere Fenster, wo viel Luft war, falls Leo Luft brauchte.
    »Warte kurz …« Ich rannte noch einmal hoch und kam mit den edlen Laken zurück, die ich mir in Manhattan gekauft hatte, weil ich so beeindruckt gewesen war von der Bettwäsche im Harmony Suites Hotel. »Hier!«, verkündete ich. »Und sieh mal …« Ich öffnete die Hintertür. Der Himmel war türkis gesprenkelt, eine sehr intensive Farbe, die sich allmählich zu einem noch intensiveren Marineblau verdunkelte. »Es gibt hier unten auch eine Toilette. Wir haben sie wieder einbauen lassen für meinen Vater, ein paar Jahre, nachdem die Stadtverwaltung sie als Modernisierungsmaßnahme entfernt hatte. Ist das nicht praktisch? Und außerdem – es regnet nicht. Non piove sempre. «
    Bell kam aus dem Garten und schlich an meinen Beinen vorbei.
    »Miez, miez«, flötete Leo höflich.

    Sie blickte von ihm zu mir. Und von mir wieder zu ihm. Dann stolzierte sie davon. Ich knallte die Tür hinter ihr zu, um ihr zu demonstrieren, dass sie nicht willkommen war, wenn sie sich unserem Gast gegenüber nicht nett verhielt.
    Leo spülte die Teller ab und machte sich sogar einen Pulverkaffee – allerdings hielt er sich praktisch die Nase zu, als er ihn trank. Ich brachte ihm Kleiderbügel für seinen Anzug und für seinen Ersatzanzug, und er hängte beide an den Haken hinter der Tür, zog seinen Schlafanzug an und putzte sich die Zähne am Waschbecken, das er danach ganz gründlich auswischte, bevor er sich ins Bett legte. Ich las, am Kamin sitzend, die Zeitung. Das war sehr gemütlich – als wären wir ein altes Ehepaar.
    Als ich aufstand, um ebenfalls ins Bett zu gehen, fiel mir etwas ein, was mich schon die ganze Zeit im Hintergrund beschäftigte.
    »Leo – hast du eigentlich im Sorrento bezahlt? Ich hab’s nämlich vergessen.«
    Er schwieg so lange, dass ich mich zu ihm umdrehte. Er saß aufrecht im Bett, weil er sich sämtliche Kissen, die ich finden konnte, in den Rücken gestopft hatte, und schaute mich mit seinen ernsten Augen an.
    »Was ist los?«, fragte ich ihn.
    Er konnte nicht sprechen. Ich setzte mich auf den Stuhl neben dem Bett und nahm seine Hände.
    »Was ist los?«
    »Ich habe kein Geld, Rosie«, antwortete er.
    »Wie – du hast kein Geld?«, wiederholte ich dümmlich. Mein Gentleman! Berater in Kulturfragen im Europarat! »Du hast nicht genug Geld, um Fish and Chips zu bezahlen?«
    »So ist es. Ich habe keinen Cent. Wenn du mein Ticket nicht bezahlt hättest …«
    »Ach, nein!«, rief ich enttäuscht – nicht wegen des Geldes, sondern weil ich geglaubt hatte, er sei nur meinetwegen gekommen.

    »Nein, nein, Rosie!« Er wusste gleich, was ich dachte. »Ich hätte mir das Geld zwar leihen müssen, aber zu deinem Geburtstag wäre ich auf jeden Fall gekommen! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über deinen Brief gefreut habe.« Ich konnte ihm ansehen, dass er seine ganze Kraft zusammennehmen musste, um weiterzureden. »Ich konnte keinen Koffer mitbringen«, flüsterte er. »Es gibt Probleme mit der Besitzerin des Hauses, in dem ich ein Zimmer gemietet habe. Ich konnte nur die Sachen mitbringen, die in meine Tasche passen, also habe ich meine Notizen und das Manuskript eingepackt – und ein paar CDs, weil die Signora sie sonst gefunden hätte. Vielleicht bewahrt sie meine Kleidung auf, aber ich nehme es nicht an, weil sie extrem böse auf mich ist. Ich wüsste im Moment auch gar nicht, wie ich das Geld auftreiben soll, um sie zu bezahlen.«
    »Aber Leo …«
    Ein schrecklicher Gedanke schoss mir durch den Kopf. All die Mahlzeiten und Zimmer. Die Martinis und Cappuccinos! Und die Telefonrechnung, damals an Weihnachten in Ancona – ich hatte vorgehabt, ihm das Geld zurückzugeben, aber dann war es mir entfallen.
    »Wie lange geht das schon so? Seit wann bist du – seit wann hast du dieses Problem?«
    »Zuerst war es nicht so schlimm«, begann er. Dann begriff er, dass ich mich unendlich schämte, weil ich nichts gemerkt hatte, und er flüsterte: »Bitte nicht, Rosa! Ich habe es dir absichtlich nicht gesagt. Es war meine Entscheidung.«
    »Wolltest du deshalb nicht ins

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