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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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ich wieder einmal. Die beiden Männer bewegten sich unterschiedlich, sie redeten unterschiedlich, sie schauten mich ganz unterschiedlich an, weil sie unterschiedlich gebaut waren und weil sie sich selbst unterschiedlich wahrnahmen. Andy, mit all seinem Taktgefühl und seiner Freundlichkeit, verblasste, und Aidan erfüllte mit seiner Präsenz den ganzen Raum.
    »Ich habe gerade zu Andy gesagt, dass wir sicher etwas für Sie tun können«, sagte er. »Das ist die eine Variante. Oder wir stecken Sie ins Gefängnis, weil Sie so tun, als wären Sie eine Ziege, die in Rosslare nicht aufs Schiff gekommen ist.«
    »Ich hätte nichts dagegen, ins Gefängnis zu gehen, wenn ich meinen Hund mitnehmen könnte«, sagte ich. »Im Gefängnis ist es wenigstens warm.«
    »Der Hund sieht gesünder aus als Sie«, sagte er.

    »Wer hat Sie nach Ihrer Meinung gefragt?«, gab ich zurück.
    Er lachte gut gelaunt.
    In seinen Augen bin ich so alt, dass ich ihn unmöglich missverstehen kann, dachte ich. Und er hat recht. Ich verstehe ihn richtig. Wenn ich jünger wäre und er auf die Idee käme, mich anzubaggern, dann würde die Luft hier im Raum knistern. Aber so besteht zwischen uns ein freundlich entspanntes Verhältnis, weil mehr gar nicht zur Debatte steht. Dieser Gedanke war mir bisher noch nie gekommen – dass das ein positiver Aspekt des Älterwerdens sein könnte: Frauen und Männer finden wieder zueinander, die Beziehung zwischen ihnen entspannt sich und kehrt dahin zurück, wo sie war, bevor die Jugendlichen mit dreizehn oder vierzehn verrückt wurden vor lauter Misstrauen.
    »Können Sie mir hinterherfahren?«, fragte er Andy. »Sie müssen unterschreiben, dass sich der Verwendungszweck geändert hat.«
    »Kein Problem«, antwortete Andy mit Unglücksmiene.
    »Ich bin gleich wieder da«, verkündete Aidan dann. »Ich muss nur noch schnell was aus meinem Wagen holen.«
    Andy knotete seinen Schal sorgfältig unter dem Kinn, sodass die beiden Seiten symmetrisch übereinanderlagen.
    »Ich wollte vorhin noch etwas sagen …« Es fiel ihm unendlich schwer, die Sätze über die Lippen zu bringen. »Ich muss Pearl nach Laos mitnehmen, weil sie so alt ist, und ich kann nirgends mehr hinfahren ohne sie. Ich hätte den Job nicht annehmen können, wenn sie allein zu Hause geblieben wäre. Ich müsste unterwegs immer denken, vielleicht wird sie krank und fragt nach mir, und ich bin nicht erreichbar, und dann könnte ich womöglich nicht rechtzeitig zurückkommen. Und ich muss unbedingt nach Laos. Wenn man weiß, was NoNeed für die Leute dort bewirkt – dann muss man einfach hinfahren. Jeder würde das tun.«
    »Das verstehe ich«, sagte ich.

    Er schaute mir in die Augen, das erste Mal. »Interessierst du dich auch für das Land?«, fragte er. »Für Laos? Du, die große Weltreisende?«
    »Ich habe eher an Myanmar gedacht – falls ich mich je wieder in Bewegung setze.«
    Ich sagte das ganz nüchtern. Gefühle zu zeigen, wagte ich nicht. Mir war auch nicht ganz klar, ob es eine Einladung gewesen war oder nicht.
    Aidan kam zur Tür hereingestürzt.
    Andy senkte den Blick und flüsterte: »Sprich mit Tess.«
    Aha. Tess hatte also etwas gesagt.
    »Hier ist eine Heizdecke«, verkündete Aidan. »Die beste, die es auf dem Markt gibt. Man hat Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass Sie hier keine verwenden können, aber es ist kein Problem, Sie haben genug Sicherheitsspielraum. In ein paar Tagen schicke ich Ihnen einen meiner Männer vorbei, der soll sich alles noch etwas detaillierter anschauen.«
    »Mister …«, begann ich.
    »Es ist ein Geschenk«, sagte er. »Milbay würde nämlich gar nicht existieren, wenn der Steinbruch Ihres Großvaters nicht gewesen wäre.«
    Ich wickelte mir einen Schal um den Kopf und begleitete die beiden Männer zu ihren Wagen.
    Aidan beugte sich aus seinem Fenster. »Wir können uns jetzt besser um Sie kümmern, weil wir wissen, dass Sie ein Mensch sind und keine Wagenladung mit kranken Schafen!«, rief er noch und holperte grinsend davon, zufrieden mit seiner geistreichen Bemerkung.
    Andy drückte mich lange an sich. Die Seite meines Gesichts, die seines berührte, wurde ganz warm, und in der dunklen Luft war unser Atemhauch deutlich zu sehen.
    »Ich wünsche dir alles Glück auf dieser Welt, Andy. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dir das wünsche.« Ich meinte
es aus tiefstem Herzen. »Dir und deiner wunderbaren Mutter. Kommt gut wieder nach Hause.«
    Er sagte kein Wort – weil er nicht sprechen konnte,

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