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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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»Es sei denn, du gehst irgendwohin, wo du gut aufgehoben bist – mir zuliebe.«

    »Gut – dann finde was Anständiges für mich«, antwortete sie.
    Wenn wir die Angewohnheit gehabt hätten, uns zu umarmen, dann hätte ich sie in diesem Moment bestimmt erdrückt. Stattdessen brachte ich sie mit dem Auto in den Pub, weil es regnete.

TEIL ZWEI
    New York

5
    I ch dehnte und streckte mich wie ein Seestern, um möglichst viel von den Laken zu spüren. Meine Fersen und meine Ellbogen strichen genüsslich über die seidige Oberfläche. Dann drehte ich mich um, damit auch meine Brüste und die Oberseite meiner Füße in den Genuss kamen. Ich hatte ein Zimmer im Harmony Suites Hotel und fand sogar die Geräusche, die von der Straße heraufdrangen, absolut zauberhaft, obwohl es nicht nur der übliche Verkehrslärm war, nein, es kam noch ein merkwürdiges Knattern und Dröhnen dazu. Der Portier hatte mir erklärt, dass es von den Arbeiten herrührte, die rund um die Uhr auf dem Gelände des World Trade Centers stattfanden. Außerdem sei es kalt in New York, sogar jetzt noch, im Mai, hatte er lächelnd hinzugefügt. Aber obwohl ich die Heizung abgestellt hatte, war mir unter meiner weichen Decke und unter dem zusätzlichen Plumeau, das ich von dem zweiten Bett genommen hatte, kuschelig warm. Ich wusste diesen Luxus nach der extremen Einfachheit des Lebens in Kilbride ganz besonders zu schätzen.
    Und außerdem war das alles so gut wie gratis! Bei dem Sonderangebot kostete es hier weniger als in den Hotels mitten in Manhattan, in denen ich sonst immer gewohnt hatte, wenn ich nach New York City gekommen war, um mit Tess shoppen zu gehen oder weil ich über die Premiere von Riverdance am Broadway berichten musste.

    Erst halb wach genoss ich das leichte Schwindelgefühl, das einen überkommt, wenn man mit Jetlag einschläft, und dehnte es noch ein bisschen in die Länge. Ich drehte das Kopfkissen um, weil ich die glatte Kühle der unberührten Seite auskosten wollte.
    In diesem Bett könnte man eine Party feiern, so wie das Paar in einem Roman von Evelyn Waugh, das in seinem Bett ein sehr intensives gesellschaftliches Leben führte.
    Wieso hatte ich nie an Bettzeug gedacht, wenn ich Min ein Geschenk mitbrachte? Mir waren immer nur andere Sachen eingefallen. Zum Beispiel der Schaffellteppich, bei dem der Mann auf dem Flughafen von Perth sagte, ich müsse noch hundert Dollar draufzahlen, um ihn mitnehmen zu dürfen – und dann ließ er mich ihn doch gratis einchecken, im Austausch gegen einen Kuss. Es war übrigens ein toller Kuss. Sehr leidenschaftlich. Oder der Lampenschirm, den ich während der ganzen Strecke von Helsinki nach Dublin auf dem Schoß halten musste. Das Wachstuch aus der Provence und die dazupassenden Servietten – ich hatte diese Geschenke für Min damals gekauft, statt in Arles etwas zu essen, weil ich zu der Zeit noch fast gar kein Geld hatte. Waren sie noch da? Und wenn ja, wo?
    O Gott, ich hätte sie anrufen sollen. Aber das Seniorenheim Sunshine Home gestattete keine Anrufe nach neun Uhr abends, und in Irland war es jetzt – du liebe Zeit, ich musste dringend eine Runde schlafen, sonst war ich ein Wrack, wenn Markey mich abholte.
    Ich schlüpfte ins Bad. Einen Moment lang blieb ich wie gebannt stehen und schaute hinaus auf die Lichtergirlanden der Bürogebäude auf der New Jersey-Seite. Der hohe Himmel war mit Sternen übersät, aber schwere, nachtdunkle Wolken zogen auf und verdeckten sie nach und nach. Hinter dem Bauzaun auf der anderen Straßenseite, wo ein Obdachloser im Freien kampierte, flackerte ein Feuer.

    Meine Seele erhebet den Herrn, begann ich. Viel weiter kam ich beim Magnificat nie, weil ich zwischendurch einfach vergaß, dass ich ein Dankgebet sprechen wollte – ich war dann immer viel zu glücklich.
     
    Ich wartete unten im stillen Foyer. Es war halb sechs Uhr morgens. Selbst der Straßenverkehr draußen schien noch zu schlafen. Die Rezeptionistin war auf ihrem Stuhl hinter der Theke eingedöst.
    »Schuhe?«, fragte Markey sofort, als er durch die Schwingtür kam.
    Ich hob einen Fuß, um ihm meine Turnschuhe vorzuführen. Ich reagierte so prompt und so brav, dass Markey lachen musste – ich spürte, wie er lachte, während er meinen Kopf ein paar Sekunden an sich drückte.
    »Rose!«, flüsterte er in meine Haare. »Rosie Barry! Ach, es ist schon so lang her!«
    Zum Glück konnte er mein Gesicht nicht sehen. Ich war nämlich feuerrot geworden vor Schreck. Wie konnte es sein, dass

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