Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
dem öffentlichen Park bei der Bushaltestelle mitbrachte. Sie fragte mich, ob ich gern ein Ei zum Frühstück essen
würde, und verkündete, sie werde den Kohlenschuppen weiß tünchen.
Aber trotzdem …
Menschen, die trinken, fallen oft hin, sie setzen das Haus in Brand, und sie gehen über die Straße, ohne sich umzusehen.
Als ich aus ihrem Zimmer im Seniorenheim ging, saß sie auf dem Bett und schaute mir mit bösen Blicken nach. Ich hatte versucht, ihr zu helfen, indem ich begann, ihre Taschen auszupacken, während sie auf der Toilette war. Sie hatte darauf bestanden, alles selbst zu packen. Das Ergebnis war ein ziemliches Durcheinander, und als ich in das Chaos langte, ertastete ich etwas Hartes, das ich mir näher anschaute. Es war ein Päckchen in Alufolie. Min hatte doch tatsächlich ein paar Toastscheiben vom Frühstück eingewickelt sowie zwei graue Hühnerbeine, die noch im Kühlschrank gelegen hatten, und einen Becher Joghurt, der aber leider undicht war. Ich wäre fast in Tränen ausgebrochen. Offenbar hatte sie Angst, sie würde nicht genug zu essen bekommen.
Ich hörte die Klospülung und warf die Sachen schnell zurück in die Tasche. Ich wollte nicht, dass Min wusste, dass ich es wusste. Sicherheitshalber leerte ich aber meinen Geldbeutel und legte die Scheine auf die Kommode, damit Min genügend hatte, um sich alles zu kaufen, was sie brauchte.
»Es geht ihr gut, Markey, körperlich jedenfalls, aber leider passt sie nicht besonders gut auf sich auf. Ich mache mir oft Sorgen um sie. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie allein zu Hause bleibt, solange ich unterwegs bin, deshalb habe ich sie vorübergehend in so einer Art Seniorenheim untergebracht. Ich hoffe, es gefällt ihr dort einigermaßen.«
Sollte ich seine höflichen Fragen erwidern? Ich hatte keine Ahnung, wie er lebte, aber ich wollte auch nicht indiskret sein. Ich konnte mich dezent anpirschen und ihn fragen, wann er
aufbrechen musste, um rechtzeitig zu der Buchhändlerkonferenz zu kommen. Oder ich konnte ihn fragen, ob er Heimweh hatte. Auf dem Umweg würde ich sicher einiges erfahren. Aber vielleicht hatte er sich nur nach Min erkundigt, weil er sie von früher kannte. Damals war ihm unter Garantie klar gewesen, dass er möglichst selten zu uns kommen sollte. Min war nämlich überhaupt nicht damit einverstanden, wenn er und ich uns immer gegenseitig Bücher liehen und gemeinsam durch die Gegend zogen. Er entsprach nicht ihren Vorstellungen von einem passenden Freund für mich, und das zeigte sie mehr als deutlich. Markey war fünf Jahre älter als ich – das fand sie zu viel. Und Markeys Familie war so arm, dass es ihrer Meinung nach eine Schande war. Wir waren zwar auch alles andere als wohlhabend, aber es ging uns doch etwas besser als ihm. Und Min sagte immer wieder – so oft, dass es mich nervte -, dass Markey aussah wie etwas, das die Katze hereingetragen hat.
Was heute wirklich nicht mehr zutraf. Er war ein Phänomen: ein Mann, der gut aussah, der selbstbewusst war und sich makellos kleidete – und gleichzeitig war er jemand, der Kilbride kannte. Alle Einwohner von Kilbride müssten nach Amerika ziehen. Schon allein seine Fingernägel! Und die strahlend weißen Zähne, seine dynamischen Bewegungen, die perfekte Körperhaltung. Die Männer zu Hause in Irland kümmerten sich nicht viel um ihr Äußeres, schienen aber ganz zufrieden mit sich zu sein. Zum Beispiel Monty. Er spielte Golf, sonst nichts. Schon sein ganzes Leben lang. Jetzt wurde sein Bauch immer dicker und wölbte sich richtig über dem Hosenbund. Und sein Hintern hing fast in den Kniekehlen. Andy hingegen futterte zwar wie ein Pferd, war aber so dünn, dass wir alle sagten: Wenn er sich zur Seite dreht, weiß man gar nicht mehr, wo er ist. Und keiner der beiden würde sich je so elegant anziehen wie Markey. Vermutlich gab es in ganz Irland keinen einzigen Mann mit so viel Stil. Ein langer schwarzer Mantel mit einer eleganten
Schulterfalte, dazu ein blauer Schal aus einem Material, das weicher war als Kaschmir. Darunter trug er einen feinen schwarzen Pullover, der ideal zu den Bluejeans und den schwarzen Halbschuhen passte. Und dann dieser Hut! Mein Gott – ein schwarzer Hut mit breiter Krempe. Seit meiner Zeit in Italien war ich keinem Mann mehr begegnet, der sich so geschmackvoll kleidete. Damals war ich Anfang dreißig gewesen – genau das richtige Alter, um in Italien zu leben.
Links von uns, also in Richtung Meer, konnte man einen schmalen hellgrauen
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