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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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irgendwas stimmt nicht mit diesem Ding. Muss ich auf die grüne Taste drücken? Hallo? Hier ist Monty O’Brien. Kann ich bitte mit …?«
    »Was ist los? Ist etwas passiert?«
    »Nein, nein, nichts Schlimmes«, antwortete Monty. »Es ist keiner gestorben oder so was. Es ist nur wegen Min. Sie macht mal wieder ein bisschen Wirbel. Deine Tante wurde auf dem Flughafen angetroffen, genauer gesagt, auf der Damentoilette. Sie hat den Sicherheitsleuten Reenys Nummer gegeben, aber Reeny ist ja in Spanien, deshalb bin ich ans Telefon gegangen. Die Leute vom Flughafen haben gesagt, ich soll kommen und sie abholen. Ich bin also mit Peg losgefahren, aber Min hat sich strikt geweigert, mit nach Hause zu kommen. Sie sagt, sie hat ein Flugticket nach New York, also fliegt sie nach New York, basta. Sie trägt ihren Pass in ihrer Handtasche herum, seit sie damals mit der Kirchengemeinde nach Nevers gefahren ist. Wir haben dann dieses Sunshine Home angerufen, aber die Frau dort will Min nicht wieder aufnehmen, also haben wir sie in einer Pension am Ende der Straße untergebracht. Von dort gibt es einen Shuttle-Bus zum Flughafen. Peg muss nämlich nach Hause zu ihrem Dad, und ich habe gleich ein Golfturnier. So sieht’s aus. Der Flug nach New York ist morgen – das heißt, nein, heute, oder?«

    »War sie …?« Nein, ich wollte lieber gar nicht fragen. Ich bedankte mich überschwänglich bei Monty und Peg. »Gut, dann lasst sie reisen – und ich nehme sie hier in Empfang. Ich bin ja nur – wie lange bin ich noch weg? Fünf Tage. Monty, kannst du bitte die nächsten fünf Tage Bell was zu fressen hinstellen? Die Dosen mit dem Katzenfutter stehen im Schrank – du kennst dich ja aus. Ja, lass einfach das Fenster im Bad offen. Wir sehen uns dann am Dienstag. Vielen, vielen Dank für alles, und es tut mir schrecklich leid, dass ihr so viel Ärger hattet. Meine Tante ist wirklich einmalig!«, sagte ich lachend.
    Aber dann knallte ich den Hörer auf und sprang aus dem Bett. Ich lief zum Fenster und wieder zurück, hin und her, um mich zu beruhigen.
    Immer musst du mir alles kaputt machen!, schrie ich sie in Gedanken an. Immer! Zum Beispiel, als ich gedacht habe, es ist mein erster Schultag – du hast es geschafft, mir den Tag total zu ruinieren. Ich saß auf dem Fußboden, habe mir meine neue Schultasche geschnappt, in der nichts drin war, und du hast nur gesagt: »Nein, nein, du kannst erst in die Schule, wenn du vier bist«, und bist weggegangen. Du bist einfach weggegangen! Du hast immer versucht, da zu sein, wo ich nicht bin. Als ich noch ein Kind war, hast du mich permanent gezwungen, draußen zu spielen. Du wolltest mich einfach nicht in deiner Nähe haben.
    Aber jetzt passierte genau das Gegenteil, oder? Diesmal kam sie zu mir.
    Und das war etwas völlig Neues. Als ich vor drei oder vier Jahren von Brüssel ins tiefste Burgund fuhr, um mich mit ihr zu treffen, hatte sie mich kaum begrüßt. Sie machte damals eine Reise zum Grab der heiligen Bernadette von Lourdes, und dass ich kam, war ihr nur lästig.
    Sie stand in der Bahnhofshalle von Nevers, klein und wütend, in ihrem zugeknöpften grauen Regenmantel und dem dazupassenden Südwester, diesem wasserdichten Klapphut aus Ölzeug,
den sie aufsetzte, wenn sie mit respektablen Menschen verabredet war – auch wenn es gar nicht regnete.
    »Ich warte schon eine Ewigkeit«, knurrte sie mich an.
    »Du hättest dich doch da hinsetzen können«, sagte ich und deutete auf die breite Stufe der Waage. Sie warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Du hättest ein Stück Papier drauflegen können«, fügte ich noch hinzu.
    »Woher soll ich ein Stück Papier nehmen, wenn ich die Sprache nicht spreche?«, schimpfte sie. »Ich kann auch gar nicht lange bleiben. Wir müssen Punkt vier wieder am Bus sein – wir haben einen sehr netten Busfahrer. Er hat den gleichen Namen wie dieser Wie-heißt-er-gleich, du weißt schon, dieser französische Gentleman – der so gut tanzen kann …«
    »Maurice Chevalier?«
    Min nickte ungeduldig, als wäre das doch sonnenklar gewesen. »Ja. Genau der.«
    Dann erzählte sie mir, dass eine der Damen aus Dublin gestern für eine Tasse heißes Wasser, das sie für ihren Teebeutel brauchte, zwei Euro zahlen musste. Aber vielleicht hatte die Dame auch alles falsch verstanden, weil sie sowieso keine Ahnung hatte, wie viel Geld sie dabeihatte, da ihre Tochter die Scheine in den Saum eingenäht hatte.
    »Ich wünschte, ich könnte eine Fremdsprache sprechen«, klagte

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