Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
leise wurde, immer das Atmen und Schlucken der anderen Paare und sogar das Schmatzen der Lippen, die sich voneinander trennten. Doch Markey drückte seine Knie gegen die Lehne des Vordersitzes und tat gar nichts. Er wirkte total entspannt, und sein Gesicht leuchtete, weil ihm irgendwelche interessanten Gedanken durch den Kopf gingen. Sobald die Lichter wieder angingen, fing er auch schon an zu reden.
Ich himmelte ihn also jahrelang an, aber diese Schwärmerei fand nur in meinem Kopf statt. Dann kam ein junger Mann ins Warenlager des Kaufhauses, den ich so wahnsinnig toll fand, dass ich in seiner Gegenwart weiche Knie bekam und mich kaum auf den Beinen halten konnte. Ich war unglaublich gern mit Markey zusammen, aber es gab eigentlich kein Wort, mit dem man unsere Beziehung beschreiben könnte. Und mein Körper wollte ihn nicht.
Ich wischte meinen Atemhauch vom Spiegel in der Toilette. Vergiss das nicht, Rosie Barry, ermahnte ich mich. Fang nicht wieder an mit dieser alten Schwärmerei.
Zurück in der Gegenwart. Markey redete über die geschäftliche Seite unseres Projekts.
»Ich habe verschiedene Leute angerufen, Rosie. Du hast dir wirklich ein faszinierendes Gebiet ausgesucht! Ich weiß inzwischen, dass es ein Unternehmen gibt, das sämtliche Zeitungskioske, Supermärkte und Geschenkeshops im ganzen Mittleren
Westen mit diesen Ratgeberbroschüren beliefert, die man jetzt Inspirationsbücher nennt – nichts Hochliterarisches, versteht sich: Humor, Wohnungseinrichtung, Gesundheit, Kochen. Die Hefte kann man sammeln, sie nennen sich Louisbooks und Louiscraft Collectibles. Schau mal bei Google. Das ist ein Riesenmarkt.«
Jemand musste ihm beigebracht haben, dass man lächeln kann, auch wenn man ernst ist. Ich lächelte über sein Lächeln. Selbst die Kellnerin, eine temperamentvolle, handfeste Blondine, lächelte. Sie nahm meinen Teller sofort wieder mit, als ich eine Grimasse zog, weil mir die Spiegeleier viel zu flüssig waren, und ließ sie auf beiden Seiten braten. Und jedes Mal, wenn sie auf ihrer Tour durch den vollbesetzten Abschnitt des Lokals, für den sie zuständig war, an unserem Tisch vorbeikam, bot sie uns Kaffee an. Sie kommunizierte gut gelaunt mit den Männern hinter dem Tresen und servierte den munter plaudernden, lachenden Gästen große Teller mit leckeren Speisen. Überhaupt herrschte in dem Diner eine so fröhliche Stimmung, dass alles möglich schien.
»Dann habe ich festgestellt, dass ich den Geschäftsführer kenne. Ich bin ihm zwar noch nie persönlich begegnet, aber trotzdem – er heißt Louis Austen, und er verkauft unsere Bücher. Ein echter Kenner, finde ich. Ich habe großen Respekt vor ihm: Er hat ein Manuskript von Galenos von Pergamon abgelehnt, von dessen Echtheit sogar Spezialisten überzeugt waren, und er lag richtig. Ich habe ihn also wegen deiner Idee angerufen, und er sagte, ja, klar, sein Unternehmen bringt Bücher zu inspirierenden Themen auf den Markt, und sein Fachmann für diesen Bereich wird alles, was wir ihm schicken, selbstverständlich wohlwollend prüfen. Ich habe ihm erklärt, dass du etwas über die Midlife-Crisis machen willst, und dazu meinte er …«
»Ich denke eigentlich nicht in Begriffen wie Midlife-Crisis. So würde ich mich nicht ausdrücken – das klingt mir viel zu griffig, zu oberflächlich.«
»Aber genau so was wird gewünscht, Rosie. Louis Austen hat gesagt, dass Chico – Chico ist der Ratgeberfachmann – der Ansicht sei, dass der keltische Trend zwar überholt ist, aber ›weise Frauen‹ noch immer gefragt sind.«
Die Kellnerin schwebte wieder mit dem Kaffee vorbei. »Woher kommen Sie?«, fragte sie freundlich.
Ich glaube, sie meinte Markey, aber er antwortete für mich: »Sie kommt aus Dublin. Hören Sie das nicht an ihrem bezaubernden Akzent?«
Ha! Der gute, alte Markey. Er merkte immer noch nicht, wenn eine Frau mit ihm flirten wollte.
Elvis’ »Hound Dog« schallte aus der Jukebox, vor mir stand ein riesiger Pfannkuchenstapel auf dem Tisch, der in Ahornsirup schwamm, und alle Leute im Diner schienen zu lachen. War es tatsächlich erst eine Stunde her, dass wir vor Kälte schlotternd durch die leeren Straßen von Manhattan gewandert waren? In der kühlen Morgendämmerung hatte alles so ernst und einsam gewirkt.
Wir spielten verschiedene Szenarien durch: Ich schrieb den Text, und Markey fungierte als mein Agent. Er konnte meine Sachen überarbeiten und an Chico weiterleiten. Warum sollten wir den Versuch nicht wagen? Diese
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