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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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staunen!

    Er kochte Gratin Dauphinois und schnitt die kleinen, wachsweichen Kartoffeln in so hauchdünne Scheiben, dass man durch sie lesen konnte. Ich führte es ihm lachend vor. Er brachte Bücher über Innenarchitektur und Gartenkultur mit und erklärte mir bis ins Detail, wie er die Villa, die er eines Tages kaufen wollte, in ein exquisites kleines Luxushotel, ein Boutique-Hotel, umbauen würde. Er fertigte ausgefeilte Skizzen an, die er mir anschließend erläuterte, während ich fast umkam vor Verlangen. Ich wollte mit ihm nach oben gehen, wo das Himmelbett mit der feinen Leinenwäsche auf uns wartete. Wenn man das Fenster im Schlafzimmer öffnete, war das Brummen des Verkehrs auf der Autobahn Amsterdam-Brüssel lauter als das Rauschen des Meeres hinter den Dünen. Ich hörte das Meer nie, außer vielleicht in der Morgendämmerung, wenn Leo mich weckte und wortlos streichelte.
    Aber selbst wenn er hinter mir stand und das Geschirr abtrocknete, stießen wir nie zusammen. Morgens stand ich früh auf, setzte mich im Nachthemd auf die Stufen hinter dem Haus und trank eine Tasse Kaffee. Kein einziges Mal setzte er sich zu mir, obwohl ich auf den Platz neben mir klopfte. Er blieb hinter mir am Küchentisch sitzen und studierte seine Bücher über Innenarchitektur.
     
    Selbst zu der Zeit, als wir beide noch ganz versessen darauf waren, einander zu sehen, vollzog ich unsere gemeinsamen Wege alleine noch einmal nach. Ich ging zurück ins Albergo Cosima, bei strahlendem Herbstwetter, obwohl Leo und ich in einem kalten Frühjahr dort gewesen waren. Ich besuchte das Holiday Inn beim East Midlands Airport, wo ich eine einzige Nacht mit ihm verbracht hatte, als er nach England kam, um seine Söhne im Internat zu besuchen. Ich kehrte zum Hotel Tritone in Ravenna zurück. Der Mistral war allerdings so eisig, dass ich im Bett blieb und meinen Proust las, und das Zimmermädchen
brachte mir von McDonald’s ein Happy Meal. Ich ging zurück zum Excelsior Intercontinental in Zürich, wo ich mir drei Monate nach unserer ersten Begegnung ein Zimmer genommen und ihm eine Nachricht geschickt hatte, um ihm mitzuteilen, wo ich war.
    Die Tür des Zimmers stand offen, weil es geputzt wurde, und ich sagte der Putzfrau, ich hätte einen Ohrring verloren, vielleicht hinter dem Sofa – dort hatten Leo und ich uns das erste Mal ausgezogen. Die Putzfrau half mir beim Suchen, während ich natürlich die ganze Zeit wusste, dass es nichts zu finden gab. Damals, in jener Nacht, hatten Leo und ich einander verfolgt wie zwei Paviane im Regenwald, kreuz und quer durch dieses Zimmer mit seinen Couchtischchen, seinen Sesseln und dicken Teppichen. Klar, ich hatte schon vorher einige Liebhaber gehabt. Aber Leo war der Richtige. Leo erweckte etwas in mir zum Leben, das seit dem Gresham Hotel geschlummert hatte.
    Und er hatte es gleich gewusst. Das konnte ich immer noch nicht fassen.
    Als wir in der ersten Nacht wieder unser öffentliches Selbst wurden, die Haare ordentlich frisiert, noch nass von der getrennten Dusche, wandte er sich vom Fenster ab und sagte, ihm sei sofort klar gewesen, dass wir perfekt zusammenpassten.
    »Dein Gesicht ist voller Abenteuerlust«, sagte er. »Weißt du das?«
    Ich lächelte etwas dümmlich, als er hinzufügte: »Und außerdem hast du das richtige Alter.«
    Bei meinem zweiten Besuch stand ich nun in ebendiesem Hotelzimmer, und die arme Putzfrau inspizierte vergeblich die Ritzen des Sofas. Sie merkte, dass mich irgendetwas bedrückte.
    »Nehmen Sie doch bitte die hier!«, sagte sie und hielt mir ihre eigenen Ohrringe hin. Ich wurde rot vor Verlegenheit.

    Ich besuchte all diese Orte noch einmal, weil ich es nicht ertrug, dass die Affäre mit Leo dermaßen nüchtern war. Aber daran war nichts zu ändern. Kaum je ein Kuss, kein Trösten, kein Gelächter. Einmal erzählte ich Leo von diesen Reisen in die Vergangenheit. Das war in einer Phase, als ich hoffte, unsere Beziehung könnte eine neue Ebene erreichen. Seine Ehe war zu Ende, und er hatte sich in Ancona ein Zimmer gemietet. Ich bekam dieses Zimmer nie zu sehen. Wir hatten uns wie immer in einer pensione einquartiert.
    Er hörte mir aufmerksam zu, während ich ihm erzählte, wie ich zu den verschiedenen Orten, an denen wir uns getroffen hatten, zurückgegangen war.
    »Möchtest du wissen, weshalb?«, fragte ich ihn.
    »Ich weiß es«, antwortete er nur und lächelte sein charmantes, müdes Lächeln.
    Und das war alles.
    Das nächste Mal sahen wir uns in

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