Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie
Macerata.
Bell ließ sich dazu herab, mich zu begleiten, als ich um neun Uhr todmüde ins Bett kroch. Aber sie wich nicht von meinem Kopfkissen. Trotzdem war ihre Anwesenheit ein Himmelsgeschenk. Der Raum war dunkel und warm und voller Geister. In Manhattan war es jetzt vier Uhr nachmittags. Hoffentlich hatte Min keine Probleme mit der Kälte. Ihr alter Mantel sah zwar abgetragen aus, aber eigentlich hielt er gut warm. Allerdings brauchte sie eine bessere Kopfbedeckung als immer nur diese Mütze, die beim ersten Windstoß davonflog.
Hatte ich mich so danach gesehnt, von einem Liebhaber umarmt zu werden, weil Min unnahbar blieb, selbst wenn sie ganz dicht bei einem war?
Während der Ferien in der Hütte, diesen Wochen, in denen sie, mein Vater und ich am allerglücklichsten waren, hatten wir oft schlechtes Wetter. Mein Vater und ich wurden dann genauso
ruhig und gelassen wie Min. Ganz selbstverständlich zogen wir Socken und Mäntel an und warteten ab, bis sich das Unwetter verzogen hatte. Es gab keine Waschküche, keinen Garten, keine Straße und erst recht kein Kino, wohin man hätte ausweichen können. Min hatte keine andere Wahl, als sich in einen der beiden alten Korbsessel zu setzen, neben meinen Vater, der im anderen Sessel saß – eine Königin, Seite an Seite mit ihrem König. Ich kauerte immer zu ihren Füßen. Wir sprachen alle drei kein Wort und schauten nur zur Tür hinaus, die immer offen stand, schauten hinaus auf das schmale Stückchen Wiese, den Streifen Kiesstrand und das Meer. Manchmal sauste der silberne Regen diagonal vorbei, und nur direkt vor der Tür fielen schwere Tropfen. Manchmal war es ein nebliger Nieselregen. Dann wieder rollte ein krachendes Gewitter vom Horizont auf uns zu, und grelle Blitze zuckten über den dunklen Himmel, der tief über den Wellen hing. Dann begannen die Wellen mit einem Mal zu toben und bekamen weiße Schaumkronen. Wir verfolgten dieses Unwetterschauspiel wie ein Publikum, das zu höflich ist, um den Saal zu verlassen. Erst, wenn es vorüber war, standen wir auf und begannen wieder zu reden, aber nur zögernd, als kehrten wir von einem magischen Ort zurück und als fiele uns diese Rückkehr schwer.
Es waren Momente von solcher Intensität, wie ich sie nie mehr erlebt habe. Nie wieder habe ich dieses Gefühl intimer Nähe empfunden, nicht einmal in den Armen eines geschickten Liebhabers, und auch nicht bei der Berührung von Haut zu Haut.
RosieB an MarkC
Gedanke Nr. 2: Der Körper
Es gibt vier zentrale Punkte:
1. Essen Sie gesund und gut.
2. Dämpfen Sie Ihr Wohlbefinden nicht durch Alkohol und Tabletten. Nehmen Sie höchstens ab und zu eine Schlaftablette oder einen Tranquilizer, wenn es absolut sein muss.
3. Gehen Sie zu Fuß, dehnen und strecken Sie sich. Freuen Sie sich an Ihrem Körper, dann wird er Ihnen auch Freude bereiten.
4. Genießen Sie die Liebe. So oft wie möglich. Aber ohne Anstrengung. All diese Ratschläge gelten auch für Sex. Seien Sie behutsam und unverkrampft. Verwöhnen Sie sich zwischendurch.
Wenn es in Ihrem Leben niemanden gibt, mit dem Sie die Liebe teilen, dann haben Sie immer die Möglichkeit, das, was die Liebe uns schenkt – sinnliche Lust, Kontakt, körperliche Entspannung, Machtgefühle -, in Einzelelemente zu zerlegen und diese Quellen auf andere Art anzuzapfen. Einige Beispiele:
Schwimmen
Haustiere
Gartenarbeit
Massage
Masturbation
Yoga
Kochen
Oder legen Sie sich einfach nackt in die Sonne, wie eine Heldin bei D. H. Lawrence.
(150 Wörter)
MarkC an RosieB
Hör zu, Rosie.
Du warst vier- oder fünfmal in Deinem Leben in New York. Hauptsächlich, um einkaufen zu gehen. Ich wohne seit dreißig Jahren in den USA, ich habe an der Ost- und an der Westküste gelebt, und in den letzten zwanzig Jahren habe ich einen Buchvertrieb geleitet, der zugegebenermaßen nicht viel Geld einbringt, mich aber sehr glücklich macht und durch den ich viele nette Menschen kennenlerne. Mein Partner und ich, wir haben gestern Abend zu einem Potluck-Essen ein Risotto mit Meeresfrüchten mitgebracht. Am 4. Juli braten wir Marshmallows. Wir gehören dazu. Das gefällt uns.
Wir sind typische Amerikaner, und das ist gut so. Und ich muss Dir sagen, wir leben in einer sehr prüden, sehr konventionellen Welt.
Deshalb sind sämtliche Körperfunktionen TABU. Außer Sex.
Beim Sex gilt: Alle konkreten Erscheinungsformen sind ebenfalls TABU, vor allem Masturbation.
Was D. H. Lawrence betrifft – bis vor einem
Weitere Kostenlose Bücher