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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Vierteljahrhundert hätte die Erwähnung des »Autors von Lady Chatterley « in Staaten wie Idaho oder Alabama bei Leuten, die Bücher lesen, noch für Unruhe gesorgt. Aber heute gilt:
    a. In siebenundvierzig der fünfzig Staaten liest kein Mensch ein Buch.
    Und außerdem:
    b. Kein einziger Mensch liest D.H. Lawrence.
    RosieB an MarkC
     
    Bist Du Thomas Bowdler oder was? Jedenfalls erinnert mich das alles irgendwie an seine moralische Shakespeare-Zensur. Hier kommt eine zweite Version des »Gedankens« über den Körper.

    Markey – wenn der Text Dir nicht passt, kann ich nichts machen, aber eigentlich habe ich es satt, mich ständig zurückzunehmen. Der erste Entwurf, den ich Dir geschickt habe, war wesentlich hilfreicher als dieser hier.
     
    Wir können unseren Körper nicht unbegrenzt jung erhalten. Aber wir können die wichtigsten Komponenten der Jugend – Energie, Abenteuerlust, Offenheit, Optimismus – kreativ in unsere gegenwärtigen Umstände integrieren.
    Wir können herausfinden, welche Erfahrungen uns eine neue Art körperlicher Jugend schenken. Und uns darüber freuen, dass wir jetzt, im mittleren Abschnitt unserer Lebensreise, endlich selbst über unseren Körper bestimmen. Unser Körper, der unser treuester Begleiter ist, gehört nun wirklich uns selbst. Wir müssen ihn nicht mehr losschicken, damit er einen Partner erobert. Wir bekommen keine Kinder mehr, und wir müssen auch keine Kinder mehr großziehen.
    Wir sollten diesen treuen Freund mit Zuneigung und Dankbarkeit betrachten. Gleichzeitig dürfen wir auch den nicht-körperlichen Aspekten des Lebens mehr Raum geben. Eines Tages müssen Geist und Körper sich dann trennen, und der Körper geht diesem Tag unaufhaltsam entgegen. Der Geist hingegen altert nicht. Bis zum Schluss bleibt er so jung wie bei unserem Eintritt in die Welt . (150 Wörter)
    MarkC an RosieB
     
    Ich habe etwas vergessen: NICHTS ÜBER DEN TOD!
    NICHT MAL ANDEUTUNGSWEISE.
    Leute, die Inspirationsbücher kaufen, wollen aufgemuntert werden.
    RosieB an MarkC
     
    Betreff: DIE WAHRHEIT
    Ich bin eine normale, privilegierte Frau aus der Ersten Welt und kerngesund. Ich bin in dem Alter, das ich als den »Beginn der mittleren Jahre« bezeichnen würde. Mitte fünfzig.
    Trotzdem gibt es jeden Tag Situationen, die mir solche Angst machen, dass es wehtut. Zum Beispiel:
    Ich verliere meine Brille, meinen Geldbeutel, die Schlüssel.
    Die Hitzewallungen sind manchmal so schlimm, dass ich völlig kaputt davon bin. Ich bin oft richtig sauer auf unseren Schöpfer.
    Die Vergesslichkeit ist anders als früher. Ich überspiele sie, aber es kann passieren, dass aus einem Satz, den ich formulieren möchte, einzelne Wörter herausfallen, als wären sie von einem Scharfschützen getroffen worden.
    Die weißen Haare in meinen Augenbrauen sind zwar zahlenmäßig gering, aber sie machen sich über die dunklen lustig, weil sie viel kräftiger sind.
    Ich habe Flecken auf den Beinen und eine tiefe Falte um jeden Knöchel.
    Die trockene Haut an meinen Schienbeinen schuppt sich.
    Ich habe Angst. Für die Hitzewallungen habe ich Hormontabletten genommen, und jetzt befürchte ich, dass ich an irgendeinem Frauenkrebs sterben könnte.
    Aber – ach, Mist. Ich darf das Wort, das mit T anfängt, ja nicht benutzen, stimmt’s?
    MarkC an RosieB
     
    Bitte, glaub nur nicht, dass ich nicht verstehe, was Du schreibst. Ich könnte auch so eine Liste aufstellen. Aber man muss sich entscheiden, Rosie. Man kann solche Probleme für sich behalten
und dadurch anderen Menschen ermöglichen, gern und unbefangen mit einem zusammen zu sein – und ich sage Dir, Rosie, wenn man Dich anschaut und sich mit Dir unterhält, ist das der reine Genuss. Oder man kann sie um der »Wahrheit« willen mitteilen. Ich möchte Dir nicht vorschreiben, was Du tun sollst. Aber wenn wir bei Chico etwas erreichen wollen, musst Du bei den »Gedanken« immer im Hinterkopf behalten, dass es in dieser Kultur hier nicht unbedingt als erstrebenswert gilt, den Leuten irgendwelche unerfreulichen Dinge an den Kopf zu werfen. In den USA will man vergnügt und höflich sein. Falls die »Gedanken« je in Buchform erscheinen sollten, dann auf Büttenpapier, mit Blümchen und mit einem bunten Schleifchen verziert.
    Da passt der Tod nicht rein.

TEIL DREI
    Stoneytown

10
    D er Brief kam etwa eine Woche später.
    Ich war schon sehr früh aufgewacht. Tessa und ich hatten uns zu einem Wochenendfrühstück im Café verabredet. Anschließend waren wir noch ins

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