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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Das heißt, ich las den Roman zwar bis zur letzten Seite, übersprang aber die schwierigen Stellen. Allerdings konnte ich mich gut daran erinnern, wie ich immer wieder Anlauf nahm, um sie endlich zu kapieren. In der Phase maß ich bestimmten Dingen eine zentrale Bedeutung bei und setzte mich dadurch enorm unter Druck. Es quälte mich, dass ich Joyce nicht verstand, dass
ich kein Geld hatte, dass ich keine Kleider hatte, dass ich keinen Vater hatte, dass ich weiter in die Schule gehen wollte und von Min daran gehindert wurde, dass ich keine glatten Haare hatte.
    »Ich hätte ja nichts gegen richtige Locken«, sagte ich zu den Mädchen im Kaufhaus Pillar. »Aber diese gewellten Haare sind wirklich das Letzte.«
    Nachdem ich nun mein Zimmer oben aufgeräumt hatte, setzte ich mich an den Küchentisch und übertrug mit grimmiger Miene eine Anmerkung in mein pinkfarbenes Notizbuch. Ashley Judd hatte anscheinend siebenundvierzig Tage in einem Therapiezentrum in Buffalo Gap verbracht, weil sie, wie sie sagte, an Beziehungssucht litt, außerdem hatte sie Depressionen, suchte immer bei anderen die Schuld, bekam Wutanfälle, wollte der Realität nicht ins Auge sehen und unterschätzte ihre Gefühle. Nach siebenundvierzig Tagen kam sie wieder raus und war glücklich. »Es ist ganz simpel«, erklärte Ashley. »Ich war unglücklich – und jetzt bin ich glücklich.«
    Tja, wenn alles wirklich so simpel war, weshalb sollte man sich dann überhaupt die Mühe machen und einen Ratgeber schreiben, der in Geschenkeläden verkauft wurde?
     
    Zwei Uhr nachmittags. Min war sicher schon wach, oder? Ich überprüfte das Telefon. Es funktionierte einwandfrei. Aber sie rief nicht an.
    Unter Luz’ Nummer nahm niemand ab.
    Und ich wusste nicht einmal, wie sie mit Nachnamen hieß.
    Ich hatte keine Lust, einen ganzen Nachmittag zu verplempern. Das Haus am Milbay Point könnte einen gründlichen Frühjahrsputz gut vertragen – egal, was später damit passierte. Der Gedanke daran machte mich so froh, dass ich sang wie Figaro, wenn er am Anfang des ersten Aktes das Bett ausmisst, während ich das Putzzeug zusammentrug: Kehrschaufel und
Besen, Mopp, Fensterputzmittel, Geschirrtücher, Handtücher und ein paar alte Decken, die bestimmt irgendwann für irgendetwas von Nutzen sein würden.
    In den Gelben Seiten schaute ich nach, ob Baileys Laden in Milbay noch existierte. Leider war das nicht der Fall, aber in der Hauptstraße gab es ein anderes Eisenwarengeschäft. Ich fuhr von der Umgehungsstraße ab und parkte direkt davor.
    »Ich brauche Nägel«, sagte ich zu dem Mann in dem niedrigen, vollgestopften Ladenraum. »Und einen Hammer.«
    »Welche Größe?«
    »Kleine, mittlere und große«, sagte ich. »Außerdem einen Plastikeimer, eine Spülschüssel, einen tragbaren Grill und einen kleinen Camping-Gaskocher. Und eine Taschenlampe und einen Eimer für die Asche. Und dann noch die hier.«
    Der Mann sprang auf, um die große Ausziehleiter zu holen, auf die ich gedeutet hatte. »Mein Gott«, murmelte er. »Gerade habe ich noch gedacht, ich muss den Laden dichtmachen. Und dann kommen Sie zur Tür hereinspaziert.«
    »Und sagen Sie mir doch bitte, was ich sonst noch brauche, um ein altes Haus wieder in Schuss zu bekommen.«
    »Auf jeden Fall eine Bohrmaschine«, sagte er. »Hat das Haus Strom? Na ja, ich kann Ihnen eine gute mit Batterien geben. Die Batterien gehen aufs Haus. Außerdem einen Schraubenschlüssel und eine Drahtzange. Gibt es viele Dornenhecken? Ich habe hier eine erstklassige Gartenschere. Mit der kann man auch eine Eiche fällen. Wie wär’s mit einem Stanley-Messer? Und hat das Haus noch Fensterscheiben?«
    »Ach, gute Idee, das Messer kann ich gut brauchen, damit kann ich den Vogeldreck wegkratzen. Dabei fällt mir ein – haben Sie einen Eimer mit Deckel für das Klohäuschen? Mit diesen komisch riechenden Chemikalien? Ich hoffe ja, dass es keine Mäuse gibt, aber haben Sie irgendwas gegen Mäuse, nur für den Fall des Falles? Etwas, was ihnen nicht wehtut. Und Feueranzünder.
Und Streichhölzer – Mensch, jetzt hätte ich beinah vergessen, Streichhölzer zu kaufen! Und Besteck. Messer, Gabeln, Löffel. Und eine Rolle mit Mülltüten. Außerdem noch ein paar von diesen Gummimatten fürs Auto – sagen wir mal, sechs Stück, mit denen kann ich den Fußboden auslegen. Ach ja – eine Teekanne wäre auch nicht schlecht. Und Graphit, damit die Feuerstelle schön glänzt.«
    »Ich habe seit Jahren kein Graphit mehr auf Lager«,

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