Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
geöffnet. Das schwarze, zu einem Bubikopf geschnittene Haar war gewaschen, gekämmt und frisiert und wirkte gepflegt und seidig. Licht brach sich auf ihrer Diamantenhalskette, und das rote, trägerlose Kleid, das sie trug, war so weit ausgeschnitten und am Bein so hoch geschlitzt, dass Jake glaubte, er würde jetzt und hier einen Herzinfarkt bekommen.
Rosemary war schön; das war ihm schon immer klar gewesen. Aber so hatte er sie noch nie gesehen.
Sie hob eine Rabenbraue, und der Blick ihrer blauen Augen musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Ich muss schon sagen, Professor«, meinte sie, »Sie sehen gar nicht schlecht aus, wenn Sie anständig gekleidet sind. Wer hätte das gedacht?«
Jake sah an sich hinunter und brachte ein leises Lachen zustande. »Ich jedenfalls nicht.«
Ethan hatte sich erhoben und wies auf den einzigen freien Stuhl am Tisch.
»Bitte, setzen Sie sich zu uns. Sie kommen gerade recht zum Aperitif. Was hätten Sie denn gern?«
»Dasselbe, was Sie haben«, murmelte Jake. Er hätte sich fast neben den Stuhl gesetzt, weil in dem Augenblick, als er Platz nehmen wollte, ein bisher unbemerkter Diener ihm den Stuhl zurechtrückte. Er spürte, wie seine Wangen rot wurden, als er sich niederließ und mit dem Stuhl an den Tisch rutschte.
Die Serviette durfte er sich auch nicht selbst nehmen – der Diener faltete sie bereits auf seinem Schoß zurecht.
Ethan goss eine rote Flüssigkeit in ein kleines, hochgezogenes Glas und reichte es Jake. Jake zögerte, dann nahm er den Drink entgegen. Wenn der Mann ihn entführen oder umbringen wollte, hätte er den ganzen Tag über, als Jake wie ein Toter geschlafen hatte, viel eher die Gelegenheit dazu gehabt. Er hatte es nicht nötig, ihm jetzt ein Betäubungsmittel unterzujubeln.
Jake nahm einen vorsichtigen Schluck. Das Getränk roch und schmeckte stark nach Lakritze und Gewürzen. Er wusste nicht recht, ob es ihm mundete, und darum nahm er einen weiteren Schluck, um sich eine Meinung zu bilden.
»Ich hoffe, Randall genügt Ihren Ansprüchen«, sagte Ethan. »Ihn einzustellen, war eines der ersten Dinge, die ich tat, als ich mich hier häuslich niederließ.«
»Es wird Sie freuen und überraschen zu erfahren, Jake, dass all die reizenden Sachen hier mittels rechtmäßiger Investitionen erworben wurden«, sagte Rosemary. Jakes Miene brachte sie zum Lachen. »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Mich hat es ebenfalls überrascht.«
»Der Schwarzmarkt brachte einiges ein, aber vor etwa acht Monaten baute mein Schiff eine Bruchlandung auf einem kleinen hinterwäldlerischen Planeten. In den zwei Wochen, die es dauerte, bis Hilfe eintraf, hatte ich mich etwas umgesehen und eine außerordentlich reine Vespene-Gasquelle entdeckt. Verbrechen zahlt sich nicht aus… jedenfalls nicht so, wie es wertvolle Ressourcen tun.«
Er grinste Jake zu. »Was Ihre Situation angeht, hat mir Rosemary alles erzählt, was sie weiß.« Ethan griff über den Tisch hinweg und drückte Rosemarys Hand. Jake bemerkte, dass die Hände der Auftragskillerin, ihrem neuen Look zum Trotz, immer noch sehr geschäftsmäßig wirkten. Die Nägel waren kurz, und die Finger, die sich um die von Ethan schlangen, wiesen Schwielen auf. Jake erschauerte innerlich. Eine Femme fatale, in der Tat, mit Betonung auf fatale.
Er nippte noch einmal von seinem Drink und stellte fest, dass er ihn ausgetrunken hatte. Er war immer noch nicht sicher, ob er ihm schmeckte. Ethan gab dem Diener einen Wink, der daraufhin Wein einzuschenken begann.
»Ich habe mir die Freiheit genommen, die Weine den Gängen anzupassen«, sagte Ethan. »Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.«
Jake bevorzugte eigentlich kaltes Bier, aber er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin sicher, es wird köstlich sein.«
Zum leisen Plätschern von Weißwein fuhr Ethan fort: »Ich kenne also die wesentlichen Details der Geschehnisse. Doch nun wüsste ich gerne, was Sie erlebt haben. Und was Sie glauben, warum Val dermaßen auf sie erpicht ist.«
Jake trank einen Schluck Wein, während ein Tellerchen vor ihn hingestellt wurde. Etwas, das aussah wie roher Fisch, auf den man etwas Violettes und etwas Grünes geträufelt hatte und der auf einem salatartigen Untergrund lag, forderte ihn auf, es zu essen. Er nahm eine Gabel und probierte es. Das gab ihm Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen. Der Fisch – wenn es denn Fisch war – schmeckte überraschend gut.
Er kaute, schluckte, trank von dem trockenen Weißwein und schindete so viel Zeit heraus, wie er
Weitere Kostenlose Bücher