Dunkle Umarmung
ob ich mit ihm gehen will oder so was«, erwiderte sie.
Marie biß sich auf die Unterlippe. »Ihr hättet uns anderen trotzdem sagen müssen, daß ihr verabredet seid«, sagte sie.
»Mitglieder des ›Privatclubs‹ verbergen nichts voreinander.
Wir vertrauen uns alles an. Das ist es ja, was unseren Club zu etwas ganz Besonderem macht«, fügte sie noch hinzu, und ihre Augen sprühten Funken.
»Aber…«
»Wir kommen uns alle idiotisch vor, weil wir nichts davon gewußt haben. Das ist eine Form von Verrat an unserem Vertrauen«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Das ist doch albern, Marie. Wir haben dir doch gesagt…«
»Es ist eben nicht albern.« Sie wandte sich an die anderen.
»Findet hier sonst noch jemand, daß das albern ist?« Sie musterten uns alle mit dem gleichen Gesichtsausdruck wie Marie – wütend, eifersüchtig und gehässig. »Ihr hättet es uns sagen müssen«, wiederholte sie. »Aber das sieht euch ähnlich, solche Dinge für euch zu behalten. Du hast ja auch niemanden außer Jennifer auf deinen tollen Landsitz eingeladen, oder? Du hältst dich für etwas Besseres.«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Ich habe dir doch schon gesagt…«
»Viel Spaß noch«, fauchte sie und wandte sich ab. Die übrigen Mädchen liefen hinterher und funkelten uns noch einmal neidisch an und rauschten hinaus.
»O Leigh, es tut mir leid«, rief Jennifer aus. »Jetzt habe ich dir Schwierigkeiten gemacht.«
»Ich habe keine Schwierigkeiten, Jen. Die sind doch nur neidisch und sonst gar nichts. Vergiß sie. Wir werden genau das tun, was Marie gesagt hat. Wir werden unseren Spaß haben. Und außerdem ist es ebensosehr meine Schuld wie deine. Ich habe ihnen schließlich auch nichts davon gesagt.«
Jennifer nickte, aber ich sah, daß sie fassungslos war.
»Komm schon«, beharrte ich. »Vergiß es.« Ich nahm sie an der Hand und führte sie in den Saal.
Doch der Rest des Abends wurde zum Alptraum. Die anderen starrten uns immer wieder gehässig an. Keine von ihnen wollte auch nur ein Wort mit uns reden, und ehe die Tanzveranstaltung geendet hatte, tuschelten sie mit den anderen Mädchen über uns und lachten.
Joshua spürte, daß etwas nicht stimmte, und daher verriet ich ihm, was los war.
»Das sieht mir ähnlich«, sagte er, »anderen Probleme zu machen.« Mich erstaunte, daß er die Schuld auf sich nahm.
»O nein, es ist nicht deine Schuld, und es ist ein blödsinniger Grund, um sich zu streiten und wütend zu sein. Wenn sie so reagieren, sind sie nicht wirklich unsere Freundinnen.« Ich sah finster über die Tanzfläche zu ihnen hinüber. »Und außerdem hätte ich dich viel lieber zum Freund als irgend jemanden von diesem sogenannten ›Privatclub‹.«
»Wirklich?« Joshua strahlte.
»Ja. Ich hoffe, daß du mich anrufst und mich besuchst, sooft sich eine Gelegenheit dazu bietet.« Ich konnte selbst nicht glauben, daß ich so dreist war, aber ich war wütend, und ich mochte ihn wirklich.
»O ja, das werde ich tun, ganz bestimmt.« Er strahlte.
Wir tanzten immer wieder miteinander, und als der langsame Tanz kam, preßte er mich fest an sich, und seine Lippen streiften meine Schläfe. Ich blickte zu ihm auf, und einen Moment lang sah er mir in die Augen. Wir mußten einen sehr romantischen Anblick geboten haben, denn als mein Blick auf ein paar andere Mädchen aus Winterhaven fiel, die nicht zum
»Privatclub« gehörten, bemerkte ich, daß sie Joshua und mich mit einem verträumten, entrückten Ausdruck in den Augen und einem Seufzen auf den Lippen betrachteten.
Miß Mallory verkündete, daß die Tanzveranstaltung beendet sei, und sie riet dem Ausschuß, der für das Aufräumen des Saals zuständig war, morgen früh aufzustehen, um die Arbeiten zu erledigen. Zukünftige Partys, warnte sie, hingen ganz und gar davon ab, wie ordentlich diese Aufgaben ausgeführt wurden.
Die Jungen brachen auf. Jennifer und ich begleiteten William und Joshua hinaus, und wir hielten mit ihnen Händchen.
Sobald wir das Gebäude verlassen hatten, zog William Jennifer in den Schatten, um ihr einen Gutenachtkuß zu geben. Joshua und ich sahen ihnen nach. Dann wandten wir uns einander zu.
Ich kam nicht gegen meine Gefühle an. Ich wollte auch von ihm geküßt werden. Ohne es zu merken, drückte ich seine Hand. Er sah mich einen Moment lang verwirrt an, und dann führte er mich an ein anderes dunkles Plätzchen und küßte mich zart auf die Lippen.
»Gute Nacht, Leigh. Es hat mir großen Spaß gemacht«,
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