Dunkle Umarmung
reichte uns beiden seine Arme, damit wir uns bei ihm einhängen konnten, ehe er uns zum Punsch führte. Ich warf über die Schulter noch einen Blick auf den entgeisterten »Privatclub« und durchquerte dann mit den beiden den Saal. Ein großer schwarzhaariger Junge mit braungebranntem Gesicht und strahlenden grünen Augen blickte auf. Er sah sehr gut aus, und seine Ausstrahlung hatte eine stille, unterschwellige Männlichkeit, die mein Herz schneller schlagen ließ. In seinem Blick lag etwas Sanftes, und die Art, auf die er mich ansah, mich blitzschnell von Kopf bis Fuß musterte und mich abschätzte, ließ mich angenehm erschauern. Ich spürte ein Prickeln, das sich durch mein Rückgrat zog.
»Leigh«, sagte William etwas lauter und nachdrücklicher als nötig, »das ist mein Zimmergenosse Joshua John Bennington, der berühmte Telefonunterhalter.« Als er auf seine Worte ein Lachen folgen ließ, stieß Jennifer ihn an.
Joshua richtete den Blick zur Decke und schüttelte den Kopf.
»Es tut mir leid, daß William ein solcher Clown ist«, sagte er und hielt mir die Hand hin. »Es freut mich, dich kennenzulernen.«
»Mich auch«, sagte ich und biß mir fast auf die Lippen, um mich daran zu hindern, kindisches Zeug zu sagen. »Ich meine…«
»Jen und ich werden tanzen, während ihr beide euch miteinander bekannt macht«, sagte William. »Paß auf, Leigh, er zieht eine kilometerlange Fährte von sitzengelassenen Frauen hinter sich her. Joshua, jetzt bist du ganz auf dich gestellt«, warnte er ihn und zwinkerte ihm zu. Dann führte er Jennifer auf die Tanzfläche. Ich beobachtete die beiden einen Moment lang.
»Er ist ein guter Tänzer«, meinte ich.
»William ist in fast allem gut, was er tut. Er ist einer dieser absolut gewandten und geschliffenen Kerle, neben denen wir andern uns unterlegen fühlen«, sagte Joshua.
»Oh«, entgegnete ich eilig, »du hast keinen Grund, dich ihm unterlegen zu fühlen.« Sogar ich selbst war überrascht darüber, wie nachdrücklich ich das gesagt hatte. Er riß die Augen auf und lächelte strahlend.
»Glaub bloß nicht an die Geschichte mit den sitzengelassenen Frauen. Ich habe im letzten Jahr nicht eine einzige dieser Tanzveranstaltungen besucht«, gestand er.
»Nein? Ich auch nicht.«
»Wirklich?« Er lächelte und schien lockerer zu werden.
»Möchtest du ein Glas Punsch?« fragte er.
»Ja, bitte.«
Nachdem er mir ein Glas gebracht hatte, gingen wir zu einer Bank, um uns hinzusetzen und miteinander zu reden. Ich erfuhr von ihm, daß sein Vater Nachlaßverwalter war, daß er zwei Brüder und eine Schwester hatte und außerhalb von Boston lebte. Seine Familie hatte ein Haus in West Palm Beach, Florida, aber auch ein Sommerhaus am Strand bei Cape Cod. Als er erst einmal angefangen hatte, über sich selbst zu reden, hörte er nicht mehr auf. Ab und zu warf ich einen Blick auf den »Privatclub«. Manche Mädchen hatten Partner gefunden und tanzten. Toby und Betsy waren noch allein und starrten mich mit neiderfüllten Blicken an.
Er fragte mich, wo ich wohnte, und ich erzählte ihm von Farthy. Er hatte schon von Tatterton Toys gehört. Als ich Tony erwähnte, sprach ich von ihm als meinem »Stiefvater«. Joshua fragte mich nicht nach meinem richtigen Vater und erkundigte sich auch nicht danach, warum meine Mutter wieder geheiratet hatte. Das fand ich äußerst anständig.
Wir tanzten, aßen eine Kleinigkeit und tanzten dann wieder.
Jennifer und William waren die meiste Zeit mit uns zusammen.
Schließlich konnte sie sich dann nicht mehr beherrschen und forderte mich auf, mit ihr zur Toilette zu kommen. Die Tür noch nicht hinter uns geschlossen, als sie auch schon mit ihren Fragen herausplatzte.
»Gefällt er dir? Macht es dir Spaß? Wie ist er?«
»Ja, er gefällt mir. Er ist sehr nett und höflich«, sagte ich. »Er gibt mir das Gefühl… eine Dame zu sein.«
»Das freut mich ja sehr«, sagte Jennifer, und wir umarmten uns und lachten. Ehe wir jedoch wieder gehen konnten, stürzte Marie in den Waschraum, und die anderen folgten ihr geschlossen. Sie baute sich vor uns auf und stemmte die Hände in die Hüften.
»So, ihr beiden, was geht hier vor? Wie kommt es, daß niemand von uns etwas davon gewußt hat, daß ihr Freunde in Allandale habt?« fragte sie.
»Er ist nicht mein Freund«, sagte ich eilig. »Ich habe ihn heute erst kennengelernt.«
Marie wandte sich an Jennifer.
»Ich habe William gegen Ende der Ferien kennengelernt, aber er hat mich noch nicht gefragt,
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