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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sagte er.
    »Mir auch. Gute Nacht.«
    Er schloß sich William an, und sie gingen gemeinsam mit den anderen. Jennifer und ich winkten ihnen nach. Dann sahen wir uns an und lachten. Wir fielen uns um den Hals und liefen Hand in Hand zu unserem Schlafzimmer.
    Als wir das Zimmer erreichten, fanden wir auf der Tür eine Nachricht vor, die lautete: »Behaltet eure Geheimnisse, und haltet euch von uns fern.«
    Ich riß den Zettel von der Tür und zerriß ihn in kleine Stücke.
    Jennifer ging auf ihr Bett zu und wollte sich jammernd hinsetzen, doch noch im selben Moment, in dem sie es tat, sprang sie mit einem Aufschrei wieder auf.
    »Was ist?«
    »Sieh doch!«
    Unsere Betten waren klatschnaß. Es roch, als hätten sie Wasser aus den Toiletten geschöpft und es darüber gegossen.
    »Igitt«, sagte Jennifer. Ihr wurde übel, und sie rannte zum Bad.
    Als ich ihr gesagt hatte, ich könnte die Männer nicht verstehen, war das eine grobe Untertreibung gewesen. Ich verstand überhaupt niemanden, ob Mann oder Frau.
    Grausamkeit, Egoismus, Eifersucht, Neid und Bosheit in allen möglichen Formen eiterten wie Geschwüre unter den Herzen aller, wahrscheinlich sogar unter meinem eigenen. In diesem Moment wünschte ich, ich könnte jedes einzelne Mitglied des
    »Privatclubs« bestrafen, indem ich sie alle mit Nadeln stach.
    Ich zog das Bettzeug ab. Wir mußten die Matratzen umdrehen.
    Jennifer kam aus dem Bad zurück, und Tränen strömten über ihre Wangen. Ich lächelte sie an.
    »Wie kannst du froh sein, wenn so etwas passiert ist?« fragte sie.
    »Ich denke gar nicht mehr daran. Ich denke an Joshua John Benningtons grüne Augen«, erwiderte ich. Sie starrte mich einen Moment erstaunt an, und dann lächelte sie auch.
    Plötzlich lachten wir beide schallend.
    Wir lachten so laut und hysterisch, daß ein paar andere Mädchen aus ihren Zimmern kamen, um nachzusehen, was los war.
    »Es ist nichts weiter«, schrie ich durch den Gang. »Wir hatten nur einen wunderschönen Abend.«
    Im ganzen Korridor wurden Türen zugeknallt.
    Jennifer und ich wechselten einen Blick, und wir lachten wieder los. Wir lachten derart laut und lange, daß wir hinterher zu müde waren, um unsere Betten ordentlich zu machen.
    Das Schuljahr verlief ganz anders für uns, weil wir nicht mehr zum »Privatclub« gehörten. Manche der Mädchen konnten nicht anders, als uns wieder freundlich zu behandeln, zum Beispiel Wendy und Carla, aber wir wurden nie mehr zu einer ihrer Partys und Zusammenkünfte eingeladen. Das machte uns nicht soviel aus, wie wir gefürchtet hatten, weil wir voll und ganz mit William und Joshua beschäftigt waren.
    An jedem Wochenende, an dem ich in Winterhaven blieb, gelang es uns vieren, zusammenzukommen und etwas miteinander zu unternehmen, und sei es nur, in der Bibliothek zu arbeiten. Wir gingen zusammen ins Kino und in Restaurants und machten Spaziergänge am Hafen. An den Wochenenden, an denen ich nach Hause fahren mußte, rief mich Joshua zweimal am Tag an.
    Ich erzählte Mama von ihm, aber es schien sie nicht allzusehr zu interessieren. Sie war außer sich, weil es ihr nicht gelang, vier Pfund abzunehmen, ganz gleich, an welche neue Diät sie sich hielt. Sie hatte sogar eine Diätköchin eingestellt, die Rye dabei helfen sollte, das Essen zuzubereiten, aber als das nicht so schnell, wie sie es sich gedacht hatte, zu den gewünschten Ergebnissen führte, feuerte Mama sie wieder.
    Tony hatte sehr viel zu tun, da sich seine Geschäfte in vieler Hinsicht ausweiteten. Als ich ihn nach der Puppe fragte, sagte er, sie sei fast fertig, aber er hätte sich entschlossen, sie zurückzuhalten und sie nicht vor dem Weihnachtsgeschäft auf den Markt zu bringen. Meine Mutter sagte mir, daß er mir die Puppe bis zu meinem Geburtstag vorenthalten wollte.
    Troys Allergien legten sich, und Tony stellte einen Hauslehrer für ihn ein. Da er jetzt schon lesen und schreiben konnte, würde er sicher Klassen überspringen können, wenn er erst in die Schule kam.
    An einem Wochenende Anfang Oktober war Mama besser aufgelegt als sonst. Sie hatte eine Essensgesellschaft besucht, bei der auch ein Redakteur von Vogue zu Gast gewesen war, und er hatte ihr gesagt, sie sei eine Schönheit, die sich auf dem Titelblatt unterbringen ließe. Er wollte sogar einen Fotografen vorbeischicken, um ein paar Probeaufnahmen zu machen, die er dann herumzeigen konnte. Ich nutzte ihre gute Laune, um sie zu fragen, ob ich eine Geburtstagsparty feiern und Jennifer, William und Joshua

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