Dunkle Umarmung
Geschäft erzählt?« fragte Tony, als er mein Erstaunen bemerkte. Ich schüttelte den Kopf. »Soll das heißen, sie hat Ihnen nicht gesagt, daß Sie den König der Spielzeughersteller kennenlernen werden?« Er und Mama sahen sich an, als sei das ein Witz, den nur sie beide verstanden. Ich schüttelte den Kopf. Sowohl das Gespräch als auch die belustigten Blicke verwirrten mich, die Mama und dieser gutaussehende junge Mann mit den durchdringenden Augen miteinander tauschten.
»Warum sollte sie Sie den König der Spielzeughersteller nennen?« fragte ich, während Troy zu einem Berg von Spielsachen lief, um etwas Besonderes herauszusuchen, was er mir zeigen wollte.
»Damit haben wir unser Vermögen zusammengetragen«, erklärte er. Er sah, daß meine Augen vor Interesse größer wurden, und lächelte ein kleines, gepreßtes Lächeln… ein amüsiertes Lächeln. »Ich sehe schon, daß Sie ein benachteiligtes Kind waren, wenn man Ihnen nie ein Tatterton-Spielzeug geschenkt hat. Jillian, Sie sollten sich schämen«, schalt er sie im Scherz.
»Bitte, es macht mir schon Mühe genug, ihren Vater dazu zu bringen, ihr die Dinge zu kaufen, die sich für ein junges Mädchen gehören«, erwiderte Mama spitzbübisch. Tony und sie starrten sich einen Moment lang an, als hätten sie darüber schon einmal gesprochen, und dann wandte er sich wieder an mich.
»Unsere Spielsachen sind etwas Besonderes, Leigh. Es ist kein gewöhnliches Spielzeug, das aus Plastik hergestellt wird.
Was wir produzieren, ist eigentlich für Sammler gedacht, für wohlhabende Leute, die vergessen, daß sie keine Kinder mehr sind. Vielleicht bedauern manche auch heute noch, Erinnerungen an eine arme Kindheit zu haben, in der kaum etwas unter dem Weihnachtsbaum oder auf dem Gabentisch zum Geburtstag gelegen hat.
Sehen Sie die Burg mit dem Graben dort drüben?« fragte er und deutete in die linke hintere Ecke von Troys Schlafzimmer.
»Das hat einer meiner Angestellten in Handarbeit hergestellt.
Wenn Sie es sich genauer anschauen, werden Sie sehen, wie liebevoll die Einzelheiten ausgeführt sind. Jedes dieser Spielzeuge gibt es nur ein einziges Mal, und somit sind alle etwas ganz Besonderes, und jedes einzelne ist wertvoll. Wer es sich leisten kann, erschafft sich sein eigenes Königreich, könnte man behaupten.« Ich ging hin, um mir das Schloß genauer anzusehen.
»Da sind ja sogar winzige Personen – Dienstboten, einfaches Volk und feine Herren und Damen!« rief ich aus. »Sind alle Ihre Spielsachen so perfekt gearbeitet?«
»Ja, das sind sie, denn andernfalls lasse ich nicht zu, daß sie verkauft werden.« Sein Samtärmel streifte meinen Arm, als er sich neben mich stellte, und der schwere Duft seines teuren Eau de Cologne drang in meine Nase. »Wir stellen auch Spiele her, aber Spiele, die so schwierig sind, daß sie den schärfsten Verstand Stunden über Stunden zu fesseln vermögen.« Er sah Mama wieder an, und sie lächelten sich wie zuvor zu – als belustigte sie ein Scherz, den nur sie beide kannten.
»Reiche Leute neigen dazu, sich schneller zu langweilen als andere. Manche von ihnen langweilen sich immer, und dann wenden sie sich Sammlerobjekten zu, seien es nun Antiquitäten oder meine Spielsachen. Es gibt Menschen in diesem Lande, die so viel Geld haben, daß sie nicht genügend Zeit haben, es auszugeben. Ich biete ihnen ein weiteres Betätigungsfeld an, etwas, was ihre Phantasie anregt.
Wenn Sie mit mir in eines meiner Spielzeuggeschäfte kämen, würden Sie glauben, daß Sie im Märchenland sind. In meinen Geschäften können die Leute in die Zeit ihrer Wahl versetzt werden, ob sie nun in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegt. Wir haben festgestellt, daß sich die meisten für die Vergangenheit interessieren.
Vielleicht haben sie Angst vor der Zukunft«, schloß er philosophisch.
Ich starrte ihn an. Er sprach über seine Kunden, als seien sie bemitleidenswert. Ich hatte nicht den Eindruck, daß er sie wirklich zu schätzen wußte, und doch brachten sie ihm die Einkünfte ein, mit denen er dieses prachtvolle Anwesen unterhalten konnte.
»Schau mal«, drängte Troy und zupfte an meinem Rock. Als ich hinsah, preßte er ein metallenes Feuerwehrauto an sich, das fast so groß wie er selbst war. Sämtliche Teile waren beweglich, und einige waren abnehmbar. Die kleinen Feuerwehrmänner hatten Gesichter, die liebevoll bis in alle Einzelheiten gestaltet waren, und jeder Gesichtsausdruck Unterschied sich grundsätzlich von allen
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