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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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freundliches Gesicht, und daher ging ich direkt auf ihn zu.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich, »aber könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich eine Fahrkarte nach Texas kaufen kann?«
    »Nach Texas?« fragte er lächelnd. »Texas ist ein großer Staat.«
    Der Mann hinter dem Zeitschriftenstand lachte. »Sie wissen doch sicher, wohin Sie dort wollen, oder?«
    »Ja, Sir, natürlich weiß ich das.«
    »Biegen Sie an der nächsten Ecke nach rechts in den Gang ab«, sagte er, »und am Ende des Ganges finden Sie die Fahrkartenschalter.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Sagen Sie, das ist wirklich eine hübsche Puppe, die Sie da im Arm haben, genauso hübsch wie Sie«, sagte er. Ich hatte ganz vergessen, wie fest ich Angel umklammerte. Ich lächelte und machte mich auf den Weg. »Sie laufen doch nicht etwa von zu Hause weg, oder?« rief er mir nach.
    »O nein, Sir.«
    Er und der Zeitschriftenverkäufer lachten wieder. Als ich am Fahrkartenschalter stand, verlangte ich eine Fahrkarte nach Fullerton, Texas. Das war wirklich alles, was ich über den Wohnsitz von Großmama Jana wußte. Wenn ich dort ankam, könnte ich sie anrufen und sie bitten, mich abzuholen.
    Der Fahrkartenverkäufer grinste breit.
    »Fullerton, Texas?« Er sah in seine Fahrpläne. »Da fährt kein Zug durch, Miß. Wie heißt denn der nächste größere Ort?«
    »Oh, ich bin nicht sicher. Ich glaube…«
    »Houston? Dallas? El Paso?«
    Ich geriet in Panik. Wenn ich mich nicht schnell entschied, glaubte er gewiß, daß ich eine Ausreißerin war. Dann konnte es sogar passieren, daß er den Polizisten zu sich winkte, und nichts wäre gräßlicher, peinlicher und erniedrigender gewesen, als in einem Polizeiwagen nach Farthy zurückgebracht zu werden, während Mama ihre Gäste begrüßte.
    »Dallas«, sagte ich eilig. Mir ging es nur darum, nach Texas zu kommen. Wenn ich erst einmal in ihrer Nähe war, konnte ich Großmama Jana anrufen.
    »Gut, Dallas«, sagte er. »Das Beste, was ich Ihnen anbieten kann, ist eine Fahrkarte nach Atlanta, und dort müssen Sie umsteigen. Dort werden Sie jedoch länger Aufenthalt haben, es sei denn, Sie nehmen den Zug morgen früh.«
    »Nein, mir macht der Aufenthalt nichts aus«, stammelte ich.
    »Nun gut. Eine Rückfahrkarte, nehme ich an?«
    »Nein«, entgegnete ich rasch. »Einfach.«
    »Erste Klasse, zweite Klasse oder Schlafwagen?«
    »Erste Klasse«, erwiderte ich.
    Er nickte und machte sich daran, meine Fahrkarte auszufüllen. »Das macht dann einhundertzweiundsechzig Dollar.«
    Einhundertzweiundsechzig! Somit blieb mir nicht mehr viel Geld für alles andere. Vielleicht hätte ich doch die zweite Klasse nehmen sollen, dachte ich, aber ich zahlte, ohne zu zögern. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, daß ich nicht viel Geld für die Reise bei mir hatte. Er gab mir die Fahrkarte.
    »Sie fahren von Bahnsteig C ab, in circa fünfzehn Minuten.
    Das ist dort drüben rechts. Sie können den Bahnsteig nicht verfehlen.«
    »Danke.« Ich nahm meine Fahrkarte und machte mich auf den Weg. Als ich jetzt tatsächlich die Fahrkarte in der Hand hielt und mich auf den Weg zum Bahnsteig machte, wurde mir plötzlich erst wirklich bewußt, was ich tat. Mein Herz pochte so heftig, daß ich glaubte, ich würde ohnmächtig umfallen und Aufsehen erregen.
    Es gab kein Zurück, dachte ich, und nachdem der Zug ratternd in den Bahnhof eingefahren war, stieg ich ein, sobald die Türen geöffnet wurden. Ich fand schnell mein Abteil und setzte mich auf einen Fensterplatz. Dann hob ich meinen Koffer ins Gepäcknetz, setzte Angel dicht neben mich und wartete angespannt. Es war noch Platz für mindestens drei andere Leute, aber nur ein älterer Herr kam in mein Abteil. Er nickte mir zu, lächelte, setzte sich und fing augenblicklich an, Zeitung zu lesen.
    Endlich setzte sich der Zug in Bewegung. Mein Herz schlug im Takt der Räder, die sich auf den Schienen drehten. Der Bahnhof verschwand hinter uns, und wir schossen ins Zwielicht hinaus und fuhren nach Süden, fort von der einzigen Welt, die ich je gekannt hatte.
    »Ihre Fahrkarte, Miß«, sagte der Schaffner. Ich hielt sie fest umklammert und reichte sie ihm schnell. Er lochte sie und lächelte. Ich lehnte mich zurück und sah aus dem Fenster, als sich der Zug voranschlängelte und mich in die Tunnel der Dunkelheit und über die
    Berge neuen Horizonten
    entgegenbrachte. Wir schienen in die hereinbrechende Nacht zu fahren, und die Dunkelheit kroch auf uns zu. Ich konnte vereinzelte Sterne sehen, die

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