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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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zu erreichen. Ich bestehe darauf, daß du den Schein wieder in meinen Dollar zurückverwandelst.«
    Er lachte. »Den Zauber, mit dem man das Geld zurückverwandelt, kenne ich nicht. Tut mir leid.«
    »Es ist sehr dumm von dir, dein Geld zu verschenken.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Wie gewonnen, so zerronnen.
    Außerdem war es weit mehr als vier Dollar wert, dein Gesicht zu sehen, als ich dir meinen Trick vorgeführt habe«, sagte er und sah mich fest an. Ich spürte, wie ich errötete.
    »Bist du ein Zauberer?«
    »Eigentlich nicht. Ich habe hier in der Nähe in einem Zirkus gearbeitet, und von den Zirkusleuten habe ich viele Tricks gelernt. Es ist phantastisch, solche Leute zu kennen. Sie halten zusammen und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Sie sind unglaublich hilfsbereit, und manche von ihnen sind schon um die ganze Welt gereist und wissen sehr viel. Einfach dazusitzen und ihnen zuzuhören, wenn sie miteinander reden –
    da kann man viel lernen. Wissen und Erfahrung sind die Dinge, die einen älter machen«, fügte er stolz hinzu.
    »Du siehst nicht allzu alt aus.«
    »Ich bin siebzehn. Aber allzu alt scheinst du auch nicht zu sein.«
    »Ich bin fast vierzehn.«
    »Na, dann sind wir ja nicht viel älter als Romeo und Julia«, sagte er. »Die Herzogin hat mir von ihnen erzählt. Sie war in Europa Schauspielerin. Jetzt tritt sie in der Messerwerfernummer mit ihrem Mann auf.«
    »Soll das heißen, daß sie dasteht, während er Messer dicht neben sie wirft?«
    »Ja.«
    »Das könnte ich nie. Und was wäre, wenn ihr Mann wütend auf sie wäre?« fragte ich.
    Luke lachte wieder. »Darüber werden in allen Zelten Witze gemacht. Es ist nicht so gefährlich, wie es aussieht. Es ist eine reine Frage der Technik wie bei fast allen anderen Zirkusnummern auch, aber genau das ist es, was ich am Zirkus liebe – die Illusionen, die Scheinwelt, die Spannung.«
    »Das klingt, als könnte es Spaß machen. Was tust du dort?«
    »Ich habe nur nebenher dort gearbeitet, weil ich einfach dabeisein wollte. Ich will eines Tages Kundenfänger für einen Zirkus werden, du weißt schon, der Mann, der die Leute anlockt.« Er sprang auf und rief: »Kommt, ihr Leute, hereinspaziert zur größten Schau der Welt. Wir haben einäugige Riesen, eine Schlangenfrau, die bärtige Dame, Boris, den Löwenbändiger, die tollsten Akrobaten und Trapezkünstler!« zählte er auf, als stünde er auf einem Podest.
    Leute, die in der Nähe saßen, drehten sich zu uns um, aber es schien ihn nicht zu stören, daß er die Aufmerksamkeit auf sich zog.
    »Wie mache ich das?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Danke, ich übe ständig, aber es ist schwer, denn da, wo ich herkomme, wissen die Leute nicht viel über den Zirkus. Sie wissen überhaupt ziemlich wenig«, sagte er betrübt.
    »Woher kommst du?«
    »Aus einer Gegend in West-Virginia, die man unter dem Namen ›The Willies‹ kennt. Das ist in den Bergen oberhalb von Winnerrow«, erklärte er, und ich merkte, daß er eine tiefe Zuneigung zu seiner Heimat hatte. »Wenn man lange genug in den Bergen lebt, bekommt man einfach Zustände – vor allem wenn die Wölfe heulen und die Luchse schreien. Dort oben streifen wilde Tiere durch die Gegend. Man muß gut auf seine Welpen aufpassen«, fügte er hinzu und lachte.
    »So, wie du das sagst, klingt es nicht sehr verlockend. Kein Wunder, daß du fortgegangen bist, um im Zirkus zu arbeiten.«
    »Nein, das war nur Spaß. So schlimm ist es dort gar nicht.
    Eigentlich vermisse ich sogar die Ruhe und den Frieden der Wälder. Die meiste Zeit hört man nur die Vögel singen oder das Rauschen eines kristallklaren Gebirgsbachs in der Nähe.
    Und die Gerüche fehlen mir – das saftige grüne Laub im Sommer, die Fichtennadeln, die wildwachsenden Blumen. Es ist schon toll, Eichhörnchen aus der Nähe zu sehen, und wenn morgens die Sonne aufgeht und ihren Kopf über die Berge hebt oder durch die Bäume lugt, dann fühlt man sich… ich weiß es nicht… lebendig, nehme ich an.«
    »Und jetzt stellst du es einfach herrlich hin«, sagte ich. »Was von beidem stimmt?«
    »Beides. So, und wohin fährst du?«
    »Ich fahre nach Texas«, sagte ich. »Fullerton, Texas. Ich will zu meiner Großmutter.«
    »Ach? Und wo kommst du her?«
    »Aus Boston und Cape Cod.«
    »Wie kannst du von zwei Orten kommen?« fragte er. Ich lachte, doch das schien ihn zu verletzen. Ich merkte, daß er ein sehr sensibler junger Mann war, der nicht für dumm gehalten werden wollte.
    »Meine Familie ist an

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