Dunkle Umarmung
packst du deine Puppe nicht in deinen Koffer und läßt ihn gleich neben meinem Rucksack stehen?«
Ich nickte und öffnete meinen Koffer. Er stand neben mir und sah auf mich herunter, als ich Angel sorgsam einwickelte und sie in den Koffer legte. Dann schloß ich den Koffer wieder, und er stellte ihn neben seinen Rucksack.
»So. Und jetzt laß uns unseren Spaß haben«, sagte er. Ich ging mit ihm aus dem Zelt und folgte ihm zu den Buden, die wie auf einem Volksfest aufgebaut worden waren. Dort konnte man Eßbares kaufen, aber man konnte auch spielen und reiten.
Es war ein wunderbarer Tag für ein Volksfest und einen Zirkusbesuch. Es waren gerade so viele Wolken am Himmel, daß die Sonne nicht heiß herunterbrannte, und doch war es warm, und ein lauer Wind wehte. Alle kannten Luke, und als ich sah, wie sie ihm zuwinkten und ihn begrüßten, wußte ich, daß sie ihn sehr gern hatten.
Sobald wir auf dem Rummelplatz angekommen waren, überredete er mich, mit ihm Riesenrad zu fahren. Es war zwar kein allzu großes, aber als wir oben angekommen waren, hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf Atlanta. Die Kabine schaukelte hin und her, und mir blieb die Luft weg. Ich quietschte vor Freude, und Luke lachte und legte seinen Arm um meine Schultern. Ich fühlte mich geborgen in seinen starken Armen.
»Möchtest du ein Bier?« fragte er, nachdem wir ausgestiegen waren. »Ich kann es umsonst bekommen.« Er zwinkerte mir zu. Dabei wies er auf den jungen Mann, der den Ausschank betrieb.
»Nein, danke«, erwiderte ich. Er brachte mir eine Limonade mit.
Anschließend versuchte er sein Glück im Pfeilwerfen. Er war sehr verärgert, als er nichts gewann.
»Probier etwas anderes«, riet ich ihm. »Mein Vater hat immer wieder zu mir gesagt, wenn etwas einfach nicht klappen will, soll man es eine Zeitlang bleiben lassen und etwas anderes tun.«
Er nickte nachdenklich. »Du hast recht, Leigh. Manchmal kann ich hartnäckig und dumm sein, und dann verspiele ich in meiner Wut alles. Es ist schön, einen vernünftigen Menschen bei sich zu haben«, sagte er und schaute mich zärtlich an. In diesem Moment verhallte jeder Laut um mich herum, als würden nur wir auf dieser Welt existieren.
»Komm«, drängte er und nahm aufgeregt meine Hand, um mich weiterzuziehen. Wir blieben bei einem Ballspiel stehen.
Es ging darum, drei Milchflaschen von einem Korb zu werfen.
Für einen Vierteldollar bekam man zwei Wurf. Luke nahm die Bälle entgegen und holte aus. Dann drehte er sich zu mir um.
»Faß sie an, damit sie mir Glück bringen«, bat er und reichte mir den ersten Ball.
»Ich bringe im allgemeinen kein Glück«, entgegnete ich.
»Mir wirst du Glück bringen«, beharrte er. Es tat mir gut, wie er das sagte. Ich nahm den Ball in die Hand, dann warf er damit. Er traf die Flaschen so gekonnt, daß alle drei vom Korb fielen.
»Ein Sieger!« rief der Mann, der an dem Stand arbeitete.
Dann griff er hinter sich und holte einen dicken, kleinen schwarzen Teddybären vom Regal und reichte ihn Luke.
»Für dich«, sagte er und drückte ihn mir in die Hand. »Er ist zwar nicht so schön wie deine Puppe, aber vielleicht bringt er dir Glück.«
»Er ist sehr hübsch und süß«, sagte ich und drückte den weichen Bären an meine Wange. »Mir gefällt er. Danke, Luke.«
Er lächelte und führte mich weiter. Er kaufte einen riesigen Hot Dog und ließ ihn mit allen erdenklichen Saucen garnieren.
Wir machten uns darüber her. Es machte Spaß, von beiden Seiten gleichzeitig zu essen. Unsere Nasen stießen aneinander, als wir in der Mitte ankamen, und wir kicherten.
»Ich muß noch die Elefanten füttern«, sagte er. »Und dann können wir ins Zelt und uns die Clowns und Akrobaten und alle Zirkusnummern ansehen, okay?«
»Ja, klar.« Ich folgte ihm vom Rummelplatz. Er fand eine Holzkiste, auf die ich mich setzen konnte, um ihm bei der Arbeit zuzusehen. Er zog sein Hemd aus und griff nach der Mistgabel. Die Sonne schimmerte auf seinem glatten, muskulösen Rücken. Er hatte breite Schultern, die sich anspannten und seine Kraft deutlich zeigten, als er große Heuballen hochhob und sie vor den Elefanten ablegte. Er arbeitete direkt neben ihnen, neben diesen gewaltigen Beinen, von dem jedes einzelne einen Menschen hätte tottreten können, und er stand nur wenige Zentimeter von ihren dicken, muskulösen Rüsseln entfernt, aber er schien sich nicht zu fürchten, und die Elefanten achteten sorgsam darauf, ihn nicht anzurempeln. Nachdem er ihnen das
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