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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Tankstelle, und daneben gibt es ein Münztelefon. Soll ich dort anhalten, damit du deine Großmutter anrufen und ihr sagen kannst, daß du erst einen Tag später kommst?«
    Ich schwieg. Ich kam mir vor wie jemand, der auf einem Karussell sitzt und von einer Seite auf die andere gewirbelt wird, ohne je irgendwo anzukommen.
    »Leigh? Meinst du nicht, du solltest sie anrufen, damit sie sich keine Sorgen macht, wenn du nicht im Zug sitzt?«
    »O Luke«, sagte ich und konnte den Tränenstrom nicht länger zurückhalten. »Meine Großmutter weiß nicht, daß ich komme. Ich bin von zu Hause fortgelaufen!«
    »Was?« Er fuhr langsamer. »Du bist fortgelaufen?« Er bog in eine Seitenstraße ein und hielt den Wagen an.
    »Deshalb hattest du also nicht genug Geld für die Reise dabei. Aber warum bist du ausgerissen, Leigh? Mir kam es so vor, als hättest du in New England in Saus und Braus gelebt.«
    Ich weinte noch heftiger. Er rückte auf dem Sitz näher zu mir und nahm mich zärtlich in die Arme.
    »He, ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Wenn ein so netter Mensch wie du fortlaufen wollte, muß es gute Gründe gegeben haben.«
    Ich schluchzte. Ich konnte mich einfach nicht mehr zusammennehmen und zitterte in Lukes Armen. Mir wurde kalt, und meine Zähne klapperten. Luke schlang seine Arme fester um mich und rieb mit seiner Handfläche meinen Arm, um mich zu wärmen.
    »Ganz ruhig«, sagte er und küßte mich zart auf die Stirn, und dann legten sich seine Lippen auf meine Wangen, um die Tränen fortzuküssen. Ich schnappte nach Luft und schluckte.
    »Ich bin selbst hundertmal ausgerissen. Verflixt, in einem gewissen Sinne reiße ich im Moment auch wieder aus, aber irgendwie schaffe ich es immer wieder, den Weg nach Hause zu finden. Du wirst es auch schaffen.«
    »Ich will nicht zurück, nie mehr«, schluchzte ich.
    Er nickte. »Junge, du mußt schlimme Sachen erlebt haben.«
    »Es war schlimm«, sagte ich. Ich holte tief Atem, lehnte mich zurück und erzählte ihm die ganze Geschichte – die Scheidung meiner Eltern, was ich mitangehört hatte, als ich das Gespräch zwischen meiner Mutter und Großmama Jana belauscht und die Wahrheit über meine Mutter erfahren hatte, wie Tony Tatterton war, wie es auf Farthy zuging und wie es gewesen war, für die Porträtpuppe Modell zu stehen. Dann weinte ich wieder und erzählte ihm, daß Tony mich vergewaltigt hatte und meine Mutter mir nicht glauben wollte, als ich es ihr erzählt hatte.
    »Und als ich festgestellt habe, daß ich schwanger bin, bin ich zu meiner Mutter gelaufen, weil ich dachte, jetzt müßte sie mir endlich glauben, aber statt mir zu helfen, hat sie mir die Schuld an allem gegeben. Mir!« Ich stöhnte.
    Luke hatte sich an die Tür des Lastwagens gelehnt und hörte mir aufmerksam zu.
    »Ich dachte, solche Dinge spielen sich nur da ab, wo ich herkomme, nur bei den Hinterwäldlern. Ich schätze, so reich zu sein, ist doch nicht das Wahre«, meinte er schließlich. Dann wurde seine Stimme hart. »Ich wünschte, ich hätte diesen Tony Tatterton jetzt vor mir. Ich würde ihm den Kopf abreißen.«
    Ich mußte plötzlich lachen.
    »Siehst du? Ich wußte doch, daß ich dich aufheitern kann.
    Jedenfalls tut es mir jetzt leid, daß ich dir im Zirkus diesen ganzen Imbißkram vorgesetzt habe. Das ist nicht das Richtige für deinen Zustand.
    Wir gehen jetzt in eine Gaststätte, die ich kenne. Da gibt es gute Hausmannskost, genau wie bei meiner Ma.«
    »Oh, aber ich habe gar keinen Hunger mehr, Luke. Ich bin nur schrecklich müde.«
    »Klar. Das ist ja verständlich. Ich weiß, was wir machen«, sagte er und schnippte mit den Fingern. »Ich besorge dir ein Zimmer in einem Motel, damit du es bequem hast. Ein Bett im Heu in einem Zirkuszelt ist nicht der rechte Ort für ein Mädchen, das ein Baby bekommt«, erklärte er entschlossen und streckte die Hand nach dem Zündschlüssel aus.
    »O Luke, ich kann nicht zulassen, daß du so viel Geld für mich ausgibst. Ich habe selbst gesehen, wie hart du für jeden Penny arbeitest.«
    »In dem Punkt wirst du nicht nach deiner Meinung gefragt«, erwiderte er. Ich sah ein, daß es sinnlos war, mit ihm zu streiten. Wenn Thomas Luke Casteel zu einem Entschluß gelangt war, war er stur und beharrlich. »Du brauchst deinen Schlaf, deine Bequemlichkeit und ein ordentliches Badezimmer. Manche Motels haben sogar Zimmer mit Fernseher«, sagte er und wendete den Wagen, um wieder auf die Hauptstraße zu fahren.
    Er bat mich, ihm mehr über Farthy zu

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