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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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verschwindet.«
    »Luke, ich kann nicht zulassen, daß du alles bezahlst. Du arbeitest so hart für dein Geld.«
    »Mir macht das nichts aus. Es gibt nicht viel, wofür ich mein Geld ausgeben könnte, und ich hatte noch nie Gelegenheit, es für jemanden auszugeben, der so schön und so nett ist wie du, Leigh«, sagte er. Wir hielten uns wieder an den Händen. Einen Moment lang brachte ich kein Wort heraus. Obwohl wir im Zirkuszelt saßen und von Hunderten von Menschen umgeben waren, hatte ich wieder das Gefühl, daß wir ganz allein waren.
    Bevor ich begriff, was geschah, beugte er sich zu mir vor und gab mir einen schnellen Kuß auf die Lippen.
    »Entschuldige«, sagte er. »Ich war so fasziniert, daß ich…
    ich… ich konnte es einfach nicht lassen«, stammelte er.
    »Es ist schon gut.« Ich wandte mich wieder der Manege zu, aber mein Herz klopfte so heftig, daß ich glaubte, man könne es über das Gelächter und Getöse um uns herum hören. Luke schwieg, aber ab und zu sahen wir uns an und lächelten.
    Erst nach der Abschlußnummer der Vorstellung dachte ich wieder an die Zeit. Ich schaute auf meine Armbanduhr und erschrak.
    »Luke, sieh doch nur, wie spät es ist! Ich werde meinen Zug verpassen!«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte er, aber er war auch erschrocken. Wir versuchten, rasch das Zelt zu verlassen, doch die Menschenmenge war dicht, und die Leute drängten sich an allen Ausgängen. Uns blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis wir an der Reihe waren. Sobald wir aus dem Zelt kamen, rannten wir über das Gelände zu Lukes Zelt. Luke sauste hinein und kam mit meinem Koffer und dem Teddy in der Hand wieder heraus. Dann stiegen wir in seinen Lastwagen.
    Er sprang nicht an. Er versuchte es immer wieder. Er schlug wütend auf das Armaturenbrett und stieg aus, um die Motorhaube zu öffnen und sich am Motor zu schaffen zu machen. Es dauerte eine Weile, aber endlich gelang es ihm, den Wagen anzulassen, und wir fuhren zum Bahnhof. Keiner von uns beiden sagte ein Wort; wir dachten beide viel zu sehr an die Zeit und die Fahrt. Es herrschte dichter Verkehr auf den Straßen, und die Wagen, die auf die Schnellstraßen einbiegen wollten, stauten sich. Luke fluchte, und entschuldigte sich sofort bei mir. Ich bemühte mich, ihn zu beruhigen. Er tat sein Bestes und fädelte sich laufend von einer Spur in die andere ein.
    Als wir auf den Parkplatz fuhren, blieben mir noch weniger als fünf Minuten. Luke konnte keine Parklücke finden.
    Schließlich hielt er den Wagen einfach an.
    »Mir ist es egal, wenn ich einen Strafzettel bekomme«, sagte er. »Komm schnell.«
    Er schnappte nach meinem Koffer und half mir beim Aussteigen. Dann rannten wir zum Bahnhof. In der Schalterhalle schienen sich noch mehr Leute aufzuhalten als bei meiner Ankunft. Wir liefen durch den Gang, der zum richtigen Bahnsteig führte, aber als wir mit keuchenden Lungen den Bahnsteig fast erreicht hatten, fuhr mein Zug ab.
    »O nein«, rief ich.
    Wir standen da und sahen zu, wie der Zug schneller fuhr und schließlich verschwand. Jetzt saß ich in Atlanta fest. Luke drehte sich zu mir um.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte besser auf die Zeit achten müssen.«
    »Ich bin selbst schuld.« Ich nahm ihm meinen Koffer ab und sah zum Wartesaal mit seinen harten Bänken.
    »Warte.« Er hielt mich am Arm fest. »Ich kann dich nicht die ganze Nacht hier sitzen lassen. Viel kann ich dir nicht bieten, nur eine Matratze auf einem Lager aus Heu, aber…«
    »Was?« Ich verstand nicht sofort, was er gesagt hatte. Ich war noch zu benommen.
    »Natürlich schlafe ich auf einem anderen Heulager. Du kannst nicht hierbleiben«, flehte er mich an.
    Was kann mir noch zustoßen? dachte ich. Ich hatte das Gefühl, einem Blatt zu ähneln, das dem Wind auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist und von einer Richtung in die andere gewirbelt wird, ein einsames Blatt, das der Wind weit von der Gegend fortgetrieben hatte, in der es einst gekeimt hatte und gewachsen war.
    Luke nahm mir den Koffer wieder ab und ergriff meine Hand. Ich sagte nichts und ließ mich widerstandslos von ihm in die Nacht hinausführen.
    20. KAPITEL

    JEMAND, DER AUF MICH AUFPASST

    Ich war immer noch benommen, als ich Luke zu seinem Lastwagen folgte. Er schloß die Tür auf, half mir beim Einsteigen, und dann machten wir uns auf den Rückweg zum Zirkus.
    »Mach dir keine Sorgen, Leigh«, tröstete Luke mich. »Ich setze dich morgen früh ganz bestimmt rechtzeitig in den Zug.
    Vor uns liegt eine

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