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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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erzählen, und ich beschrieb ihm die großen Räume einzeln und erzählte ihm von dem Irrgarten, dem riesigen Swimmingpool, den Tennisplätzen, den Ställen und dem Privatstrand. Er pfiff durch die Zähne und schüttelte den Kopf.
    »Ich wußte zwar, daß es reiche Leute gibt, aber daß sie gleich so reich sein können, war mir nicht klar. Klingt, als besäße dieser Tony Tatterton ein ganzes Land für sich.«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Und all das Geld verdient er damit, daß er Spielzeug für reiche Leute herstellt?« fragte er ungläubig.
    »Ja«, bestätigte ich, »aber diese Spielsachen sind sehr teuer.«
    »Wie deine Puppe wohl auch, nehme ich an. Warum hast du sie mitgenommen, wenn er sie gemacht hat?« fragte er.
    »Ich konnte Angel doch nicht zurücklassen! Ich habe sie im Arm gehalten, wenn ich geweint habe, und ich habe sie im Arm gehalten, wenn ich gelacht habe. Sie kennt meine geheimsten Gedanken und Träume, und sie weiß von all den entsetzlichen Dingen, die mir zugestoßen sind. Tony Tatterton hat sie gemacht, aber sie hat viel mehr von mir als von ihm«, erklärte ich.
    »Angel?«
    »So nenne ich sie. Sie ist mein Schutzengel«, gestand ich leise und erwartete, daß er über die zarte und zerbrechliche Scheinwelt eines jungen Mädchens lachen würde, aber er lächelte nur verständnisvoll.
    »Das ist aber sehr hübsch«, sagte er. »Das ist wunderschön.«
    Er drehte sich zu mir um. »So werde ich dich von jetzt an nennen… Angel. Das paßt viel besser zu dir als Leigh.«
    Ich spürte, daß ich errötete. Dann schluchzte ich.
    »Warum weinst du denn jetzt?«
    »Ich weine, weil ich das Glück hatte, jemanden wie dich zu treffen, einen netten Menschen. Die meisten Mädchen in meinem Alter haben Angst, allein zu verreisen, weil es so viele schlechte Menschen gibt.«
    »Ja, aber wenn du mich nicht getroffen hättest, hättest du deinen Zug erwischt«, erinnerte er mich wieder.
    »Aber ich wollte die Vorstellung doch mit dir ansehen, und es war wunderbar, Luke.« Ja, das stimmte, denn dort hatte ich eine Zeitlang all meine Sorgen vergessen können.
    »Wirklich? Das freut mich sehr. Ich fand es auch wunderbar.
    Es war, als sähe ich all das zum ersten Mal, weil ich es mit dir zusammen gesehen habe. Deine Art, die Dinge anzusehen, ist so frisch und unvoreingenommen, Angel. Irgendwie fühle ich mich dadurch… ich weiß nicht… ich fühle mich wichtiger und bedeutender, wenn ich mit dir zusammen bin«, sagte er und nickte, nachdem er die Worte ausgesprochen hatte.
    Ich sah ihn nicht an. Ich wollte nicht, daß er mir ins Gesicht sehen konnte, denn es wäre mir peinlich gewesen, ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn mochte. Er hatte keine besondere Schulbildung, er war nicht reich, und er kleidete sich nicht elegant wie die Jungen in Allandale, aber er hatte eine Art, mit der Welt zurechtzukommen, die ich bewunderte. Luke Casteel war erst siebzehn Jahre alt, aber er war ein Mann.
    Er hielt vor einem Motel.
    »Das brauchst du wirklich nicht zu tun, Luke«, sagte ich und legte meine Hand auf seine.
    »Ich weiß. Ich tue das auch nicht, weil ich es tun muß. Ich tue es, weil ich es tun will. Und jetzt wirst du mit Angel hier sitzenbleiben und geduldig warten. Ich komme gleich mit deinem Zimmerschlüssel wieder«, sagte er und ging zum Empfang. Ich lehnte mich zurück und schloß die Augen. Er hatte recht: Ich war so müde, daß ich wirklich ein bequemes Bett für die Nacht brauchte. Die Reise, der Tag im Zirkus und der Schock über den verpaßten Zug hatten mich erschöpft. Ich nickte auch tatsächlich ein, während er an der Rezeption war, um mir ein Zimmer zu besorgen. Ich erwachte jäh, als er die Tür aufriß und in den Wagen sprang.
    »So«, rief er und fuchtelte mit dem Schlüssel vor meiner Nase herum. »Ein hübsches Zimmer mit zwei Betten und einem Fernsehapparat.«
    »Ich glaube nicht, daß ich die Augen offenhalten und fernsehen könnte. Du hättest ein billigeres Zimmer nehmen sollen.«
    »Sie kosten hier alle dasselbe«, erklärte er und hielt vor dem Bungalow an. Er nahm meinen Koffer und schloß die Tür auf.
    Ich drückte Angel an mich und folgte ihm.
    Es war ein kleines Zimmer mit schmutziggrauen Wänden und hellgrünen Vorhängen, die verstaubt wirkten. Darin standen zwei Betten mit einem zerschrammten Holztisch dazwischen und zwei Nachttischen. Auf jedem Nachttisch stand eine kleine Lampe, und die gelben Lampenschirme waren fleckig und verstaubt. Auf Farthy gab es Abstellkammern, die doppelt so

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