Dunkle Umarmung
groß wie dieses Zimmer waren, aber daran störte ich mich nicht. Die weiche Matratze sah äußerst einladend aus. Luke stellte meinen Koffer ab und ging ins Bad. Er schaltete das Licht an und sah sich genau um.
»Sieht aus, als würde alles funktionieren. Bist du sicher, daß du nichts essen willst? Wie wäre es mit einer schönen heißen Tasse Tee? Eine halbe Meile weiter gibt es ein Restaurant direkt an der Straße. Ich bräuchte nur ein paar Minuten, um dir etwas Warmes zum Trinken zu besorgen. Und vielleicht etwas Süßes, du mußt doch essen«, sagte er und musterte mich besorgt.
»Meinetwegen«, sagte ich. »Ich werde mich inzwischen waschen und mich ins Bett legen.«
»Prima. Ich bin im Nu wieder da.« Er klatschte in die Hände und lief hinaus.
Wieder mußte ich über seine Begeisterung lächeln. Er wollte etwas für mich tun, als wäre er für mein Wohlergehen verantwortlich. Vielleicht war ich dem bösen Zauber, der mich verfolgt hatte, jetzt entronnen.
Ich duschte, zog eines meiner zarten Seidennachthemden an und löste mein Haar. Es fiel strähnig über meine Schultern, aber ich war zu müde, um es zu waschen und es auszubürsten.
Ich gelobte mir, es am kommenden Morgen gleich zu tun.
Dann kroch ich mit Angel an meiner Seite unter die Decke eines der Betten. Das Bettzeug war hart und steif und roch nach Stärke, aber ich war viel zu erschöpft, um mich daran zu stören. Luke klopfte sachte an die Tür und kam dann mit heißem Tee, Maiskuchen mit Marmeladefüllung und einer Flasche Bier zurück, die er für sich mitgebracht hatte. Er stellte alles auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett ab und zog sich einen Stuhl heran. Er sah mich so besorgt an, wie er es getan hätte, wenn er der hoffnungsvolle Vater gewesen wäre.
Seine dunklen Augen schimmerten zart und liebevoll. Er lächelte und deutete auf Angel. »Diese Puppe sieht dir wirklich unglaublich ähnlich. Ihr habt beide so schönes Haar«, sagte er und strich Angel zärtlich über die Haare.
»Angels Haar ist in Wirklichkeit mein Haar.«
»Im Ernst?« Ich nickte, und er riß die Augen weit auf. Dann beugte er sich zu mir vor. »Ich habe noch nie etwas so Bezauberndes und Schönes wie euch beide gesehen, wie ihr dort nebeneinander liegt«, sagte er mit zarter Stimme.
»Danke, Luke. Du bist sehr nett zu mir.«
Er starrte mich einen Moment lang an und stand dann auf.
»Du kommst doch hier zurecht?«
»Wohin gehst du?«
»Zurück in mein Zelt.«
»Warum kannst du denn nicht hierbleiben? Da steht noch ein Bett, und du hast für das Zimmer bezahlt, Luke. Du solltest dich jetzt nicht ins Heu legen.« Ich wußte, daß er meine Verzweiflung hören würde, aber ich war noch nie zuvor ganz allein in einem Motelzimmer gewesen.
»Bist du sicher, daß du nichts dagegen hast?«
»Natürlich habe ich nichts dagegen.«
»Na gut. Ich schätze, ich schaffe es, früh genug aufzustehen, um die Tiere zu füttern und zu tränken.«
»Du kannst ja fernsehen, wenn du noch nicht müde bist«, bot ich ihm an. »Mich… stört das nicht…«
Ich schlief im Nu ein, aber mitten in der Nacht wachte ich voller Entsetzen auf. Ich hatte vergessen, wo ich war. Ohne es zu wollen, schrie ich vor Angst laut auf. Sekunden später spürte ich Luke neben mir im Dunkeln.
»Angel, Angel«, murmelte er und strich mir übers Haar. »Es ist alles gut. Du bist hier sicher. Ich bin Luke. Ich bin hier, bei dir. Mach dir keine Sorgen. Ich möchte, daß du dir nie mehr die geringsten Sorgen machen mußt.« Mir wurde klar, wo ich war, aber ich war noch so verschlafen, daß ich kaum seine Lippen auf meiner Wange spürte und seine Worte wahrnahm.
Die Worte kamen mir ohnehin eher wie Worte aus einem Traum vor, Worte, die mein Schutzengel mir zuflüsterte.
»Ich will mich von jetzt an um dich kümmern, auf dich aufpassen, dich beschützen, dich lieben. Nie mehr wird dir jemand, und sei er auch noch so reich und mächtig, etwas antun. Ich werde dich in eine Welt führen, in der dir nichts Böses mehr geschehen kann. Wirst du mit mir kommen, mein Engel? Kommst du mit mir?«
»Ja«, murmelte ich vor mich hin. »O ja, ja«, und dann war ich wieder eingeschlafen.
Als ich am Morgen erwachte, lag Luke neben mir im Bett. Ich war in seinen Armen eingeschlafen, und ich hatte mich noch nie so geborgen oder glücklich gefühlt. Seine Lider flatterten, und er schlug die Augen auf und sah mich einen Moment lang an, ehe er lächelte. Dann küßte er mich zart auf die Lippen.
»Guten Morgen«,
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