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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Matrosen und Seemännern gewesen, und du wirst es schaffen.«
    »Ich werde es versuchen, Daddy.«
    »So ist es brav, Mädchen. So«, sagte er und sah sich um, »ich schätze, ich habe jetzt alles, was ich für den Moment brauche.«
    Er schloß seine Aktentasche. Mein Herz klopfte schneller. Er ging um seinen Schreibtisch herum und blieb abrupt stehen, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Sein freundliches, liebevolles Gesicht wich einer harten Miene, in der sich sogar Zorn ausdrückte. Ich drehte mich schnell um.
    Mama stand in der Tür.
    »Hallo, Cleave«, sagte sie.
    »Ich bin nur vorbeigekommen, um meine wichtigsten Papiere zu holen.«
    »Ich bin froh, daß du da bist«, sagte sie. »Es gibt einiges zu besprechen. Ich wollte damit noch warten, aber vielleicht können wir es ebensogut gleich hinter uns bringen.«
    »Ja«, sagte er.
    »Leigh, würdest du uns bitte ein Weilchen entschuldigen«, sagte Mama und lächelte dann kühl. Ich sah Daddy an. Er nickte, und plötzlich fanden meine Beine, die mir wie zwei zu weich gekochte Spaghetti erschienen waren, ihre Kraft wieder.
    Ich stand auf und lief eilig aus dem Büro. Als ich mich umdrehte, sah ich, daß Mama die Tür schloß.
    Ich wollte umkehren und mein Ohr an die Tür legen, aber ich hatte Angst, sie könnten mich erwischen.
    Es erschien mir wie Stunden, aber schließlich kam Mama, um mich zu holen. Ich sah hinter sie, weil ich erwartete, Daddy dort stehen zu sehen. Vielleicht hatten sie ihre Schwierigkeiten doch irgendwie klären können, und jetzt gaben sie unserer Familie noch eine Chance. Vielleicht hatte Daddy ein paar Zauberworte gesprochen, und sie hatten beide wieder an ihre frühen gemeinsamen Jahre gedacht. Ich wartete auf diese Worte und betete, sie zu hören.
    »Ich wette, du bist ausgehungert«, sagte Mama. »Ich bin es jedenfalls.«
    »Wird Daddy mit uns zu Abend essen?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein, es ist alles wie in alten Zeiten«, sagte sie trocken. »Er ist zu seiner Werft gefahren.«
    »Er ist fort? Ist er wirklich gegangen?« schrie ich. Nein, er war bestimmt nicht fortgegangen, ohne sich von mir zu verabschieden, ohne mir einen letzten Kuß zu geben.
    »Ja, er ist fort. Und jetzt laß uns essen.« Sie wandte sich ab.
    Aber er kann nicht fortgegangen sein, schrie es in meinem Kopf. Nicht, ohne sich von mir zu verabschieden. Ich eilte hinter Mama her, doch statt mich ins Eßzimmer zu begeben, ging ich in sein Büro.
    Die Tür war geschlossen, und als ich sie öffnete, sah ich in ein dunkles Zimmer. Mama wartete in der Eingangshalle auf mich. Ich wirbelte herum, und die Tränen strömten über mein Gesicht.
    »Wo ist er?«
    »Ich habe es dir doch gesagt, Leigh. Er ist gegangen.«
    »Aber er hat sich nicht… er hat mir keinen Abschiedskuß gegeben«, rief ich.
    »Er war nicht in der Stimmung, irgend jemanden zu küssen.
    Und jetzt reiß dich bitte zusammen, mein Liebling. Geh dir das Gesicht waschen. Mach dich frisch. Du willst den Dienstboten doch nicht zeigen, daß du unglücklich bist, oder? Wenn du erst etwas im Magen hast, wirst du dich gleich viel besser fühlen, da bin ich ganz sicher.«
    »Ich habe keinen Hunger«, rief ich und lief zur Treppe.
    »Leigh!«
    Ich drehte mich nicht um. Ich konnte es nicht. Ich rannte die Treppe hinauf und stürmte in mein Zimmer. Dort eilte ich ans Fenster und sah hinaus, weil ich hoffte, Daddy noch einmal vor der Haustür sehen zu können, doch die Straße war menschenleer, und die Straßenlaternen warfen lange, dunkle Schatten über die Bürgersteige.
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten, die ich mir gegen die Augen preßte, und dann sah ich mich in meinem Zimmer um.
    Ich sah all die Dinge an, die mich an Daddy erinnerten, sah sein Bild an, sah die Schiffsmodelle an. Es war aus. Das Leben, das ich gekannt hatte, war vorüber und in die menschenleere Nacht übergegangen, die draußen auf der Straße herrschte.
    Daddy benutzte immer eine Redewendung, wenn er jemanden kennenlernte, vor allem, wenn es jemand war, der ihm gefiel.
    »Wir wollen nicht wie zwei Schiffe sein, die in der Nacht aneinander vorbeifahren. Rufen Sie an. Kommen Sie vorbei.«
    O Daddy, dachte ich, werden wir jetzt wie zwei Schiffe sein, die in der Nacht aneinander vorbeifahren?
    Ein Tag folgte dem nächsten. Ich ging wieder zur Schule und erzählte all meinen Freundinnen von meiner Jamaikareise. Alle interessierten sich für meine Geschichten über Fulton und Raymond, und eine Woche nach meiner Rückkehr bekam

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