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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich fragte mich, wenn die beiden so verliebt waren, warum es dann nötig war, zu lügen? Bedeutete Liebe, wahre Liebe, denn nicht, daß man sich nicht belog, daß man sich so restlos vertraute, daß einen nichts auseinanderbringen konnte?
    »Danke, Leigh. Ich wußte, daß du das verstehen würdest. Du bist jetzt erwachsen. Tony mag dich übrigens sehr. Er spricht immer wieder von dir, wie süß du bist und wie gern Troy dich hat und welchen Spaß es ihm gemacht hat, als ihr zu dritt am Meer spazierengegangen seid.
    Ach, ich kann es kaum erwarten, daß wir endlich alle zusammen auf Farthy sind. Es ist, als sei der Traum meines Lebens wahr geworden, Leigh. Du wirst es ja sehen. Du wirst eine Prinzessin sein, eine echte Debütantin.« Sie stand auf.
    »Ich werde ein heißes Schaumbad nehmen, denn jetzt kann ich mich erst wirklich entspannen, weil ich weiß, daß mein kleines Mädchen verständnisvoll ist und mich liebhat. Hinterher werden wir uns dann unterhalten, und du wirst mir alles von Jamaika erzählen und was du getan hast. Einverstanden?«
    Ich nickte, und mir fiel das Geschenk wieder ein, das ich ihr mitgebracht hatte. »Ich habe dir auf dem Straßenmarkt etwas gekauft, Mama.«
    »Wirklich? Wie reizend von dir, daß du noch an mich gedacht hast, nachdem ich euch im Stich gelassen habe. Du bist so ein wunderbares, herzensgutes Kind, Leigh. Ich habe großes Glück mit dir.«
    »Laß es mich schnell holen«, rief ich und lief in mein Zimmer. »Es ist nur eine Kleinigkeit«, sagte ich, als ich zurückkam, »aber mir hat es gefallen.«
    Sie wickelte das Päckchen eilig aus.
    »Ich liebe Geschenke, und ich liebe Überraschungen, ganz gleich, wieviel sie gekostet haben. Tony ist genauso. Er will mir an jedem einzelnen Tag unseres gemeinsamen Lebens etwas Neues und Schönes zum Geschenk machen«, quietschte sie vergnügt. Da ich es ihr versprochen hatte, bemühte ich mich nach Kräften, ihr das neugefundene Glück nicht übelzunehmen. Sie sah den handbemalten Schal an. »Oh, der ist aber hübsch, Leigh. Er paßt zu vielen Sachen, die ich habe.
    Es tut mir leid, daß ich nicht dabei war, als ihr dort wart, aber ich werde es auf tausendfache Weise wiedergutmachen. Du wirst ja sehen.«
    »Für Daddy habe ich einen handgeschnitzten Stock gekauft«, sagte ich behutsam.
    »Das ist aber nett.« Sie ging in ihr Bad, um das Wasser einzulassen. Ich blieb noch einen Moment lang stehen und lauschte ihrem Summen, ehe ich ging.
    Daddy kam kurz vor dem Abendessen. Mama war noch in ihrer Suite, sprach am Telefon mit ihren Freundinnen und brachte dabei ihre Nägel und ihr Haar in Ordnung. Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit gehabt, ihr von den Spenser-Schwestern zu erzählen, von Fulton und Raymond, aber ich rechnete damit, ihr alles beim Abendessen erzählen zu können.
    Plötzlich hörte ich, wie die Haustür geöffnet wurde und Clarence sagte: »Guten Abend, Mr. van Voreen.«
    Daddy! dachte ich und sprang auf. Er war schon in seinem Büro und packte einige Papiere zusammen.
    »Daddy!«
    »Hallo, Leigh. Fühlst du dich schon wieder ganz heimisch?«
    »Ja. Mama ist da. Sie ist oben.«
    »Ich verstehe.« Er beschäftigte sich sofort wieder mit seinen Papieren.
    »Bleibst du ein wenig hier?« Er tat mir so leid. Er wirkte so matt und erschöpft und sah älter denn je aus, und ich dachte immer wieder, wieviel schlimmer alles für ihn werden würde, wenn er erst von Mamas Liebe zu Tony Tatterton erfuhr.
    Vielleicht hegte er doch noch eine gewisse Hoffnung, wie auch ich sie gehegt hatte.
    »Nein, Leigh. Ich muß ins Büro gehen und Vorbereitungen für meine nächste Reise treffen.«
    »Aber wo wirst du heute nacht schlafen?«
    »Ich habe Zimmer im Hilton. Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen. Ich möchte, daß du gut auf dich aufpaßt und…« Er hob den Blick, als könne er durch die Decke in Mamas Suite sehen. »Und auf deine Mutter.« Er vertiefte sich wieder in seine Papiere, sortierte Ordner, öffnete Aktenschränke und begann, Papiere einzupacken.
    Ich saß auf dem Ledersofa, sah ihm zu und fühlte mich furchtbar. Ich kam mir vor, als beginge ich einen Verrat an ihm, weil ich ihm nicht erzählte, was ich über Mama und Tony wußte.

Daddy bemerkte meinen besorgten Blick.
    »Nun hör aber auf«, sagte er. »Das darfst du dir jetzt nicht antun. Ich habe dir doch gesagt, wenn wir den Sturm erst hinter uns haben, glätten sich die Wogen wieder. Vermumm dich gegen den Wind. Faß dir ein Herz. Du bist lange genug unter

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