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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich einen netten Brief von Raymond. Ich nahm ihn in die Schule mit, um ihn meinen Freundinnen zu zeigen, vor allem denen, die skeptische Mienen aufgesetzt hatten, als ich ihnen von den älteren Jungen erzählt hatte.
    Raymonds Brief drehte sich vorwiegend um seine Schularbeiten, aber er schrieb auch, wie sehr er die Zeit mit mir genossen hatte, und er hatte den Brief mit »Herzlichst Raymond« unterschrieben.
    Gegen Ende der ersten Woche rief Daddy an, um mir von seinen Plänen für die nächste Reise zu erzählen. Im Hintergrund war viel Trubel in seinem Büro zu hören, und obwohl es nur ein kurzes Gespräch war, wurden wir mehrfach unterbrochen. Er sagte, er würde versuchen, sobald er die Kanarischen Inseln erreicht hatte, zu schreiben oder anzurufen.
    Oh, wie sehr ich ihn doch vermißte, und welche Anstrengung es mich kostete, Mama nicht dafür zu hassen, daß sie ihn aus meinem Leben vertrieben hatte.
    Einige Abende später kam Mama in mein Zimmer, um mir anzukündigen, daß wir nach Farthinggale Manor fahren würden, um dort das Erntedankfest zu feiern.
    »Das wird das prächtigste Erntedankfest, das wir je erlebt haben. Viele von Tonys wohlhabenden Freunden werden dort sein, und er hat sogar Patrick und Clarissa Darrow eingeladen, die Verleger meiner Illustrationen, und natürlich Elizabeth Deveroe, die Innenarchitektin, und ihren Mann, damit auch Leute dort sind, die wir schon kennen. Ist das nicht nett von ihm?«
    »Aber wir haben das Erntedankfest doch immer hier gefeiert, Mama.« Bis zu diesem Moment war ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, Daddy könnte nicht nach Hause kommen, um das Erntedankfest mit uns zu feiern. Das wäre das erste Mal gewesen, denn ganz gleich, wohin seine Geschäfte ihn führten oder was er gerade zu tun hatte – es war ihm immer gelungen, zum Erntedankfest zu Hause zu sein.
    »Ich weiß, aber ich will bei Tony sein, und er gibt jedes Jahr ein riesiges Fest. Es wird Fasan geben und nicht Truthahn wie sonst, und es gibt Champagner und Desserts, die du dir gar nicht ausmalen kannst. Du erinnerst dich doch noch, wie gut sein Koch sein Handwerk versteht.«
    »Aber ohne einen Truthahn ist es kein Erntedankfest.«
    »Ach, es wird so viele andere Köstlichkeiten geben, daß du den Truthahn keinen Moment vermissen wirst. Ich weiß, was wir machen«, fuhr sie fort, »wir werden uns neue Kleider kaufen, eigens für dieses Fest.«
    »Aber ich habe viele von den Sachen, die du mir zum Geburtstag gekauft hast, noch gar nicht getragen.«
    »Das ist etwas ganz anderes«, sagte sie. Sie drehte sich langsam um und dachte nach. »Wir müssen auffallen… Hol deinen Mantel«, sagte sie plötzlich, und ihr Gesicht strahlte vor Freude. »Wir gehen in André’s Boutique und suchen uns etwas Originelles für uns beide aus.«
    »Aber, Mama…« Ich wußte, daß Kleider bei Andre irgendwo um die achthundert Dollar anfingen und bis zu zehntausend kosten konnten. »Können wir uns das denn leisten, jetzt, nachdem Daddy… nachdem Daddy nicht mehr hier ist?«
    »Natürlich können wir uns das leisten. Dein Vater muß immer noch für all unsere Ausgaben aufkommen«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Bis ich mich wieder verheirate. Dann muß er nur noch für deine Kosten aufkommen, aber deshalb brauchst du dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Tony ist sehr großzügig. Komm schon«, sagte sie. »Laß uns gehen.«
    Mama kaufte sich ein schwarzes Samtkleid mit Spaghettiträgern und einem breiten Seidengürtel. Sie trug schwarze Satinhandschuhe, die ihr bis über die Ellbogen reichten, und sie zog ihre Kette mit den größten Diamanten und passende tropfenförmige Diamantohrringe an.
    Für mich kaufte sie ein wunderschönes blaugrünes Kleid aus einem hauchdünnen Stoff. So etwas Schönes hatte ich bisher noch nie getragen.
    Tony schickte Miles mit seiner Limousine am frühen Nachmittag, um uns abzuholen, aber er mußte sich in den Flur setzen und mindestens eine Dreiviertelstunde warten, bis Mama mit ihrem Haar und ihrem Make-up fertig war. Endlich kam sie in ihrem Zobel die Treppe herunter. Nie hatte ihr Haar so fein ausgesehen und einen derart schimmernden Glanz gehabt. Daran, wie Miles sich erhob, konnte ich erkennen, daß er sie unglaublich schön fand.
    Wie sehr wünschte ich, Daddy hätte hier sein und sie sehen können! Aber dann dachte ich, daß es ihm nur noch mehr weh getan hätte, weil sie so schön und aus seinem Leben verschwunden war.
    »Wie sehe ich aus?« fragte sie mich und drehte sich

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