Dunkle Umarmung
wie ich bin, schluckte ich die Worte herunter, die ich im Traum herausschrie. Die Macht der Musik, die Lichter, die Aufregung und der Anblick Tonys, der so schön aussah und so groß wirkte, als er mit dem kleinen Troy vor dem Altar stand, der so erwachsen und ernst an seiner Seite wirkte – all das hielt mich zurück. Ich fühlte mich in diesem Wahnsinn gefangen, von seinen Wogen hin und her geschleudert. Ich warf einen Blick auf Großmama Jana, die in der ersten Reihe saß, und ich sah, daß sie mir zunickte und mich anlächelte.
Sogar sie hatte sich von dem Zeremoniell beeindrucken lassen.
Die Ereignisse spülten über uns hinweg. Wir konnten sie nicht aufhalten.
Der kleine Troy lugte hinter Tony hervor und suchte mich.
Als er mich sah, lächelte er und winkte. Tony sah auf ihn herunter, und er wich geschickt zurück. Dann nahm Mama ihren Platz vor dem Altar ein; die Musik endete, und die Worte setzten ein. Mein Herz schlug heftig, als ich sie hörte, vor allem beim Klang der Worte »von heute an in guten und in schlechten Zeiten, bis daß der Tod euch scheidet«.
Dieselben Gelübde hatte Mama auch Daddy abgelegt, und es hatte nicht die geringste Rolle gespielt. Was hieß es schon, diese Worte zu sagen? Ich sah aufmerksam in Tonys Gesicht, weil ich wissen wollte, was in ihm vorging. Dachte er sich dasselbe wie ich – daß sie diese Worte schon einmal zu einem anderen Mann gesagt und ihr Gelübde gebrochen hatte? Ob sie es jetzt wohl ernst meinte?
Tony sah Mama in die Augen, als sie die Worte sagte. Er schien verhext zu sein. Auf irgendeine subtile, mysteriöse Art war es ihr gelungen, ihn an sich zu binden, und jetzt hatte sie ihn vollkommen in ihrer Macht, dachte ich. Er machte den Eindruck, als sei er bereit, alles zu akzeptieren und alles zu sagen, wenn er sie dafür bekam. Ich haßte ihn dafür, daß er so verliebt in sie war.
Es war an der Zeit für den kleinen Troy, den Ehering zu überreichen. In seiner Aufregung versuchte er, ihn zu schnell aus der Tasche zu ziehen, und er fiel ihm auf den Boden. Das leise Klappern schien durch die riesige Eingangshalle zu schallen, und alle Zuschauer schnappten gleichzeitig nach Luft, und das Geräusch steigerte sich zu einer gewaltigen Woge. Ich sah, daß Troy schon weinen wollte, doch Tony hob schnell den Ring auf und drückte ihn ihm wieder in die Hand.
Mama warf ihm einen wütenden Blick zu und lächelte dann sofort wieder.
Die Ringe wurden angesteckt, die abschließenden Worte wurden gesprochen, und der Geistliche erklärte sie zu Mann und Frau. Sie küßten sich, und das Publikum jubelte. Mama warf ihren üppigen Brautstrauß zwischen die Brautjungfern, und er fiel Nancy Kinney direkt in die Hände, der Brautjungfer, die hausbackener als alle anderen aussah. Dann drehten sie und Tony eine Runde durch die jubelnde Gästeschar, und der Empfang begann.
Ich brachte Großmama Jana, die im Musikzimmer saß und Leute begrüßte, Punsch und Vorspeisen. Troy blieb die meiste Zeit dicht bei mir, denn diese Menschenmenge und der Trubel schüchterten ihn ein wenig ein. Zwei Fotografen spazierten durch das Haus und machten Aufnahmen für das Hochzeitsalbum. Eine Reihe von Bildern wurde von Troy und mir aufgenommen, und wir standen beide mit weitaufgerissenen Augen und sichtlichem Unbehagen nebeneinander, und ich umklammerte immer noch meinen Rosenstrauß.
Bald darauf wurde der große Bankettsaal geöffnet, und die Gäste ließen sich von der Musik des Orchesters anlocken. Als sich die meisten im Raum versammelt hatten, ließ der Dirigent das Orchester verstummen und trat ans Mikrofon, um die Hochzeitsgesellschaft anzukündigen. Zuerst traten sämtliche Brautjungfern ein, gefolgt von Troy. Nach einem kurzen Trommelwirbel betraten Mama und Tony Arm in Arm den Saal, und Mamas Gesicht leuchtete vor Aufregung. Der Beifall steigerte sich zu einem Crescendo, und Kameras klickten.
Mama und Tony traten mitten auf die Tanzfläche, und das Orchester begann, einen Walzer zu spielen. Sie tanzten, als hätten sie ihr ganzes Leben lang miteinander getanzt.
Als sie sich anmutig im Kreis drehten, fragte ich mich, wie mein Hochzeitstag wohl einmal aussehen würde.
Nach einer Weile schlossen sich andere Paare Mama und Tony auf der Tanzfläche an. Um mich herum sprudelte Champagner. Ich hatte zwei Gläser getrunken und fühlte mich ein wenig benommen.
Ich war froh, als Troy mich fand, an meiner Hand zerrte und mich drängte mitzukommen, um mir »etwas anzusehen«.
Während die
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