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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Safe.
    Dann griff sie hinein und zog einen Ordner heraus, der sehr wichtig aussah. Darin lagen drei Seiten Papier, die aneinander geheftet waren. Sie reichte sie mir, und ich las die Überschrift:
    »Voreheliche Vereinbarung.«
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Es ist ein Vertrag zwischen Tony und mir«, sagte sie stolz.
    »Ich habe ihn von meinem Anwalt vorbereiten lassen.«
    »Ein Vertrag?«
    »Ja. Falls wir uns jemals scheiden lassen sollten«, sagte sie und deutete auf ein paar Worte im zweiten Absatz auf der ersten Seite, »dann bekomme ich die Hälfte von allem, was er hat. Die Hälfte!« wiederholte sie. »Die Hälfte von all dem!«
    Sie breitete die Arme aus. »Da kannst du es selbst lesen.« Sie deutete auf die Papiere in meinen Händen. Ich sah auf sie hinunter, doch die Worte blieben mir unverständlich, und das lag nicht nur daran, daß ich den vielen »Wohingegens« und
    »Bezüglichs« nicht folgen konnte, sondern es hatte mehr damit zu tun, daß es mich zu sehr schockierte, zu erfahren, daß die Liebe zwischen Mama und Tony in juristischen Begriffen niedergeschrieben war wie ein Kaufvertrag für ein Haus.
    »Ich verstehe das nicht, Mama. Wozu brauchst du das?«
    »Als Absicherung«, erklärte sie und nahm mir die Papiere wieder ab. Meine verwirrte Reaktion gefiel ihr offensichtlich gar nicht. Sie legte die Papiere wieder in den Tresor. »Ich würde keinem Mann auf Erden trauen. Absolut keinem. Ich dachte, soviel hätte ich dir bereits beigebracht.«
    »Aber liebst du Tony denn nicht?«
    »Natürlich liebe ich ihn. Was hat denn das damit zu tun?«
    »Aber wenn du ihn liebst, warum brauchst du dann so einen Vertrag?« Ich war immer noch verwirrt.
    »Also wirklich, Leigh. Für eine Schülerin mit ausgezeichneten Noten stellst du dich manchmal schon sehr dumm an. Ich habe es dir doch gesagt… trau nie einem Mann, ganz gleich, unter welchen Umständen. Ich liebe Tony, und er liebt mich, aber das heißt noch nicht, daß er nicht irgendwann später etwas tun könnte, was mir nicht paßt, oder daß er es nicht so hinstellen könnte, als hätte ich angeblich etwas getan, was ihm nicht paßt. Das hier ist eine Absicherung«, sagte sie und deutete auf den Tresor. »Er weiß, daß er mich nicht einfach vor die Tür setzen kann, ohne die Hälfte von allem zu verlieren, was er besitzt, und das hilft einem dabei, einen Mann fest in der Hand zu haben. Ich wollte dir das zeigen, damit du dir weniger Gedanken um die Zukunft machst. Du wirst jetzt alles haben, Leigh. Du brauchst dir um nichts mehr Sorgen zu machen.«
    »Aber war Tony nicht außer sich, als du das von ihm wolltest?«
    »O doch, aber er liebt mich so sehr, daß er jegliche Bedenken, die er hatte, einfach beiseite geschoben hat«, sagte sie stolz. »Und eben deshalb liebe ich ihn – weil ich für ihn das Wichtigste im Leben bin. Hast du verstanden?«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte geglaubt, daß Liebe Vertrauen bedeutete. War man wirklich verliebt, wenn man Anwälte und Richter brauchte, die einem über die Schulter sahen?
    »Da du jetzt alles weißt, kannst du dich endlich auch freuen«, meinte sie. »Komm schon. Wir müssen wieder zu dem Empfang gehen. Ich habe den Hausangestellten die Anweisung gegeben, jetzt die Tatterton-Souvenirs auszuteilen, und ich will die Gesichter der Gäste sehen, wenn jedem eines ausgehändigt wird.
    Und jetzt freu dich, Leigh. Bitte. Wirf wenigstens für diesen einen Tag einmal die finsteren Gedanken ab, und freu dich für mich.«
    »Ich freue mich für dich, Mama.« Sie hauchte mir einen flüchtigen Kuß auf die Wange, und dann eilten wir die Treppe hinunter. Ich war bestürzt über Mamas Enthüllung. War denn nur in Märchenbüchern alles gut und wahr und ohne Trug?
    Großmama Jana brach gegen Ende des Empfangs auf. Sie hatte es eilig, wieder nach Texas zu kommen, obwohl sie hier von allen wie eine Königin behandelt wurde. Tony hatte alles arrangiert, damit Miles sie zum Flughafen fuhr. Ich begleitete sie zu der bereitstehenden Limousine, da Mama vollauf damit beschäftigt war, sich in aller Form von den Gästen zu verabschieden.
    »Auf Wiedersehen, Großmama«, sagte ich. »Ich wünsche dir eine gute Heimreise.«
    Sie stand da und starrte mich versonnen an, und dann drückte sie mich so fest an sich, daß mir fast die Luft wegblieb. Sie sah mich an, und dann wurden ihre Augen schmaler und härter.
    Einen Moment lang glaubte ich, sie würde mir alles erzählen, einfach mit der Wahrheit herausplatzen,

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