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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Erstaunens auf ihrem Gesicht, und sie fragte sich laut, wie auch ich mich gefragt hatte, wie es kommen konnte, daß einem einzelnen Menschen so viel gehörte.
    Auch Tony bezauberte sie, denn er behandelte sie wie eine Königin. Wenn er einen roten Teppich gehabt hätte, den er über dem Schnee auf der Treppe hätte ausrollen können, dann hätte er es getan. Er legte ihre linke Hand auf seinen rechten Arm und führte sie durch die langen Hallen, erklärte ihr, wer auf den einzelnen Porträts seiner Ahnen abgebildet war, und verbrachte einen großen Teil seiner Zeit damit, seine Geschichte aufzurollen und über seine Eltern und Großeltern zu reden.
    Beim Mittagessen sorgte er dafür, daß die Kellner und Kellnerinnen wie Kolibris um sie herumflatterten. Sie konnte keinen Löffel heben oder nach einer Beilage greifen, ohne daß ihr einer der Dienstboten zuvorkam und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Und währenddessen hielt sich Mama mit ihrem Mona-Lisa-Lächeln dezent im Hintergrund. Die Einwände und Widerstände, mit denen Großmama gekommen war, fielen von ihr ab. Nachdem ich gesehen hatte, wie Tony Tatterton sie verhätschelte, ihr schmeichelte und sie mit seinen Manieren, seinem guten Aussehen und seinem Reichtum bezauberte, verstand ich, warum ein solcher Mann das Herz jeder Frau gewinnen konnte und erst recht das einer Frau wie Mama.
    »Ich wußte, daß Tony sie zähmen würde«, flüsterte mir Mama ins Ohr, als wir Farthy zum vermutlich letzten Mal verließen, denn morgen sollte die Hochzeit stattfinden, und wenn ich dorthin zurückkam, dann war es für immer. Am Abend, direkt vor dem Schlafengehen, packte ich all meine Fotografien und kostbaren Erinnerungsstücke ein.
    Am Morgen herrschte großer Trubel im Haus. Mama flog wie eine Biene in einem Feld von wildgewachsenen Blumen von einem Zimmer ins andere. Sie war so aufgeregt und hektisch, daß sie in Panik geriet und mich bat, das Problem selbst zu lösen, wenn ich ihr auch nur die einfachste Frage stellte. Sie weigerte sich zu frühstücken. Ich hatte auch kaum Appetit, aber ich aß, soviel ich konnte. Es war die letzte Mahlzeit, die Svenson mir zubereitete; die letzte Mahlzeit, die Clarence mir je servieren würde. Erst als wir alle auf die Limousine zugingen, fiel mir auf, daß Mama Clarence und Svenson nicht zu ihrer Hochzeit eingeladen hatte. Die beiden standen nebeneinander in der Tür, als Miles unsere Sachen in den Kofferraum lud.
    »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Miß«, sagte Clarence zu mir.
    In seinen Augenwinkeln standen Tränen.
    »Und vergessen Sie nicht, vorbeizuschauen und guten Tag zu sagen, wenn Sie auf das Schiff Ihres Vaters kommen«, sagte Svenson.
    Meine Lippen bildeten die Abschiedsworte, und ich stieg gleich nach Mama eilig ein. Ich spürte, daß die Tränen in meinen Augen brannten. Mama sah mir nur einmal ins Gesicht und stöhnte.
    »O Leigh, bitte, schau an meinem Hochzeitstag nicht so bedrückt. Was sollen denn die Leute denken?«
    »Laß sie in Ruhe«, brummte Großmama Jana. »Es ist schließlich nicht ihr Hochzeitstag. Sie kann schauen, wie sie will.«
    »Ich kann meine Zeit jedenfalls nicht damit vergeuden, sie aufzuheitern. Heute nicht. Ich habe viel zuviel zu tun«, erklärte Mama verdrießlich. Dann verzog sie schmollend ihre Lippen und wandte sich von mir ab. Mir war nie aufgefallen, daß sie wie ein verwöhntes Kind war, wenn sie nicht genau das bekam, was sie haben wollte.
    Ich warf noch einen Blick auf unser Haus in Boston. Clarence und Svenson standen immer noch auf der Treppe und sahen uns nach, als wir abfuhren.
    Als wir diesmal unter dem großen Torbogen von Farthy hindurchfuhren, spürte ich, welche Bedeutung dieser Moment hatte. Dieses gewaltige Anwesen war jetzt mein Zuhause, dachte ich, ob ich es so wollte oder nicht. Die Gärtner waren damit beschäftigt, die Auffahrt und die Treppe vom letzten Rest von Schnee zu befreien. Zwei Dienstmädchen hatten vollauf damit zu tun, jedes einzelne Stück aus Messing und aus Eisen zu polieren, das irgendwo zu sehen war, und ein halbes Dutzend Männer brachten die Fensterläden in Schuß und putzten die Scheiben.
    Die Hochzeitsvorbereitungen gemeinsam mit dem Weihnachtsschmuck führten dazu, daß eine unglaublich festliche Atmosphäre herrschte. Alle Hecken waren von Lichtern übersät, von allen immergrünen Bäumen hingen Laternen, und überall funkelten Lametta und Gold. Der Schneemann, den der kleine Troy gebaut hatte, war zwar in der Sonne beträchtlich

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