Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
wichtig.«
Sie wusste es besser. Die Spannung in seinem Körper sagte etwas anderes. Die Handlungsweise seines Vaters hatte Wren tief verletzt.
»Sobald ich eine gewisse Kontrolle erlernt hatte, wurde mein Vater ruhiger. Er begann sogar, mich gern zu haben, glaube ich. Das hat am meisten wehgetan, als er starb. Ich hatte meine gesamte Kindheit allein verbracht und nur meinen Wärter gesehen, der ein Mal am Tag kam, meinen Käfig sauber machte und mir Futter brachte. Ab und zu kam mein Vater herein und starrte mich enttäuscht oder hasserfüllt an und ging dann wortlos wieder weg. Als er begann, mir Aufmerksamkeit zu schenken, war es das Unglaublichste, was mir bis dahin passiert ist.«
Er machte eine Pause und schaute zur Seite. Sie konnte die schmerzhaften Erinnerungen sehen und wünschte, sie wüsste einen Weg, sie zu lindern.
»Er brachte mich aus dem Käfig in ein Schlafzimmer«, sagte Wren leise. »Ich schlief gerade, als ich im Flur Lärm hörte. Ich verwandelte mich in einen Menschen, um nachzusehen, was los war, und ich fand ihn mit aufgeschlitzter Kehle in seinem Schlafzimmer. Er war so voller Blut und hatte so viele Wunden, dass man sein Gesicht nicht erkennen konnte.«
»Was hast du dann gemacht?«
»Ich hockte zusammengesunken als Mensch da und legte meine Hand auf seine. Ich konnte mich weder bewegen noch nachdenken. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der gerade erst getötet worden war. Ich konnte ihn nur anstarren.«
»Aber du weißt nicht, wer ihn umgebracht hat?«
»Ich wusste es«, sagte er ärgerlich. »Ich habe meine Mutter und ihren Liebhaber gehört. Sie waren fortgegangen und lachten in einem anderen Zimmer darüber.«
Marguerite schluckte, und bei dem bitteren Hass in seiner Stimme überfiel sie Panik. Vielleicht hatte er seine Mutter doch getötet.
»Ich war so wütend, dass ich nicht nachdenken konnte. Ich lief in das Zimmer, wo die beiden mit Champagner anstießen, und ging auf meine Mutter los. Aber ihr Liebhaber fing mich ab und warf mich zu Boden. Er wollte mich auch töten, doch sie hielt ihn auf. Dann fand ich heraus, dass das ihr ursprünglicher Plan gewesen war. Sie wollte mich und meinen Vater töten, sodass mein Onkel die Kontrolle über Tigarian Tech übernommen hätte. Aber sie sagte, dass sie meinem Onkel nicht traute. Sie war sicher, dass die beiden nichts vom Erbe bekommen würden, wenn ich starb. Die einzige Möglichkeit, etwas vom Geld meines Vaters zu behalten, war, mich unter Drogen zu setzen und als mein Vormund das Geld zu verwalten.«
Zorn ergriff Marguerite, dass eine Frau ihrem eigenen Sohn so etwas antun konnte. Was hatte mit seiner Mutter nicht gestimmt?
»Und was haben sie gemacht?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht genau. Ich habe versucht, meine Kräfte einzusetzen, um von ihrem Liebhaber wegzukommen, und als Nächstes bin ich in einem verschlossenen Raum aufgewacht, während um mich herum das ganze Haus in Flammen stand.«
Sie runzelte die Stirn. »Wie bist du da herausgekommen?«
»Der Boden unter mir gab nach. Ich bin ins Erdgeschoss gestürzt, und ein Feuerwehrmann hat mich gesehen und dachte, ich wäre ein Haustier. Sie warfen mir eine Decke über und zogen mich gerade noch rechtzeitig heraus, ehe das Haus einstürzte. Als sie mich durch den Garten trugen, sah ich die Leichen meiner Mutter und ihres Liebhabers und meines Vaters, die sie draußen auf den Rasen gelegt hatten.«
Ein Muskel zuckte an seinem Kinn. »Ehe sie mich dem Tierschutz übergeben konnten, biss ich den Feuerwehrmann und entkam. Ich rannte auf die Bäume und Sträucher zu, die um das Haus standen. Und ich rannte immer weiter, bis ich auf einen anderen Mann stieß, der mir befahl, in sein Auto zu springen.«
»War das nicht unglaublich gefährlich?«
Er schnaubte. »Wahrscheinlich, aber er wusste, wer und was ich war, und er sagte, mein Vater habe ihn geschickt und er werde sich um mich kümmern. Ich konnte überhaupt nicht klar denken. Ich war verwundet, und ich hatte Angst, und ich hatte niemanden, an den ich mich hätte wenden können. Ich wusste nur eines: Wenn mein Onkel die Möglichkeit hatte, würde er mich auch umbringen, und der Mann, der mich mitnahm, roch nach Mensch. Mein Onkel hasste Menschen, also dachte ich mir, ich wäre bei ihm in Sicherheit.«
Marguerite war bei Wrens Geschichte völlig verblüfft. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie entsetzlich diese Nacht für ihn gewesen sein musste. »Warum hast du nie jemandem erzählt, was deinen Eltern
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