Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
beweisen.«
Wren nickte. »Könnte Grayson im Haus gewesen sein, als sie starb?«
Aristoteles schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«
»Bist du sicher?«, fragte Wren.
»Absolut. Ich habe Grayson schon vor langer Zeit das Haus verboten.« Aristoteles wurde nachdenklich. »Woran genau erinnerst du dich vor dem Abend meines Todes? Ich brauche jedes Detail.«
Wren warf Marguerite einen eigenartigen Blick zu. »Es ist so gegen zehn passiert. Ich erinnere mich daran, weil ich die Uhr schlagen hörte, als etwas umstürzte. Ich spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, also verließ ich mein Zimmer und ging in deines. Da hab ich dich gefunden und dich in den Arm genommen.«
Sie sah den Schmerz auf dem Gesicht von Wrens Vater.
»Dann habe ich sie lachen hören und ging los, um sie zu töten. Der Liebhaber von Mutter griff mich an und schlug mich k.o. Als ich erwachte, brannte das Haus, und ich entkam, als der Boden unter mir durchbrach. Ein Feuerwehrmann brachte mich nach draußen, und ich entkam in die Wälder. Da war ein Mann dort draußen, der mir rief. Er sagte, er würde mich ins Sanctuary bringen.«
Sein Vater runzelte die Stirn. »Was für ein Mann?«
»Ich weiß es nicht. Er hat mir seinen Namen nie gesagt, und ich weiß im Rückblick noch nicht einmal, warum ich ihm vertraut habe. Er schien einfach ehrlich zu sein.«
Marguerite dachte darüber nach. »Wie sah er aus?«
Wren zuckte die Achseln. »Er sah aus wie ein Mensch und roch auch wie einer. Er war sehr groß, hatte dunkle Augen und langes dunkelbraunes Haar.«
Aristoteles schüttelte den Kopf. »Ich kenne keinen Menschen, der so aussieht.«
»Bist du sicher?«, frage Wren.
»Absolut.«
»Wie seltsam«, sagte Marguerite, als sie die Sache überdachte. »Was kann er denn dann gewesen sein?«
Wren schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Aristoteles stieß einen langen müden Seufzer aus. »Also gut. Es klingt nicht so, als könnten wir viel unternehmen bis zu der Nacht, in der sie mich töten. Ich werde die Bank beauftragen, mich über die Bewegungen auf dem Konto deiner Mutter zu informieren. Du bleibst hier und bringst deiner Freundin bei, wie sie ihre Kräfte benutzen kann.«
Wrens Stirnrunzeln vertiefte sich. »Wo gehst du hin?«
Aristoteles sah Wren bedeutungsvoll an. »Ich will ein bisschen Zeit mit meinem Sohn verbringen, damit er mich nicht nur hasst, wenn er mich tot auffindet.«
»Ich habe dich nicht gehasst, Dad.«
Er lächelte traurig. »Danke, Wren. Ich bin froh, das zu erfahren, ehe ich sterbe.«
Marguerite war von der Stärke des Mannes beeindruckt, von der Tatsache, dass er dem eigenen Tod so tapfer entgegensah. Es war unfassbar. »Sie sind unglaublich verständnisvoll dem allen gegenüber.«
Aristoteles spottete: »Nur nach außen hin. Ich versichere dir, innerlich schreie ich in jeder einzelnen Sekunde. Es gibt nichts Schlimmeres, als zu wissen, dass man sterben wird und nichts dagegen tun kann.«
Allein der Gedanke daran ließ sie erschaudern. »Das glaube ich Ihnen.«
Aristoteles öffnete die Tür. »Ich bin in ein paar Minuten zurück. Wenn ihr in der Zwischenzeit etwas braucht, soll Maggie mich über die Gegensprechanlage rufen.«
»In Ordnung.«
Wren hielt seinen Vater auf, als er gehen wollte. »Danke, Dad.«
Er tätschelte Wren den Arm und ließ die beiden allein.
Wren seufzte tief auf. »Das war ein wirklich komplett beschissener Tag, was?«
»Das kannst du laut sagen. Heute Vormittag war ich im Jahr 2005 und in New Orleans, habe dich angestarrt und mich gefragt, wie es wohl ist, wenn man die Fähigkeit besitzt, sich in einen Tiger zu verwandeln. Jetzt bin ich im Jahr 1981, einen Tag, bevor ich auf die Welt komme, und kann mich in einen Tiger verwandeln. Ja, ein ganz durchschnittlicher Tag … wenn man in einem Horrorfilm mit Ted Raimi ist.«
Wren schnaubte über ihren Sarkasmus.
Marguerite rieb sich die Arme, als das Erschrecken über alles, was geschehen war, sich in ihrem Herzen niederließ. »Wren, was soll nur aus uns werden?«
»Ich weiß es nicht. Aber was auch immer aus uns wird, es wird sicher interessant.«
»Und das macht mir wirklich entsetzliche Angst.«
13
Marguerite lernte schnell, dass das Leben als Were-Tiger nicht leicht war. Ihr Appetit zum Beispiel vervierfachte sich. Und als sie die menschenleere Küche nach Schokolade durchsuchte – denn ihr neuer Stoffwechsel verbrannte riesige Mengen an Kalorien –, teilte Wren ihr mit, dass Schokolade für immer von ihrem Speiseplan
Weitere Kostenlose Bücher