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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Jordans Bar reinzuschauen, einfach nur um zu sehen, wer alles da war, wobei sie sich darauf verlassen konnten, dass die Musik gut war – vorausgesetzt natürlich, der Geräuschpegel war einigermaßen niedrig, sodass man etwas davon mitbekam.
    Im Augenblick war es früher Abend, und ein Tontechniker kämpfte mit den Drähten der Mikrofone.
    Heute waren einige derjenigen, die gesehen werden wollten, unterwegs. Ein junges Starlet saß mit seinem Gefolge an der Bar und zog ebenso das Interesse des Publikums auf sich wie Niall Hathaway, dessen Buch einen phänomenalen Erfolg erzielt hatte, eine Geschichte über einen katholischen Priester, den die Gebete seiner Gemeinde aus dem Koma geholt hatten – und aus Träumen von einem Leben mit der Frau, die er einst geliebt hatte und wieder lieben würde. Das Buch stand jetzt schon seit einem Jahr auf der Bestsellerliste; die Filmrechte lagen mittlerweile bei weit über einer Million Dollar. Den so unerwartet zu Ruhm gekommenen Schriftsteller ließ der Rummel, der um ihn gemacht wurde, ziemlich kalt. Der alte Knabe strich seinen neuerworbenen Reichtum seelenruhig ein und ging angeln. Key West war ein guter Platz, um mit einem Boot, einer Angelrute und ein paar erfahrenen alten Fischern aufs Meer hinauszufahren.
    Kyle hatte ebenfalls Lust, mit dem Boot rauszufahren. Er sehnte sich nach dem Wasser, er wollte angeln und tauchen. Sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen und in der leichten Brise, die draußen auf dem Meer normalerweise wehte, ein schönes kaltes Bier genießen. Und genau das würde er auch tun. Sein eigenes Boot hatte er nicht mehr, aber Jordan hatte ihm die
Ibis
für die gesamte Dauer seines Aufenthalts angeboten, egal wie lange er auch zu bleiben gedachte. Mit Roger zu reden hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, bis jetzt war er noch zu so gut wie gar nichts gekommen. Er war gerade erst aus Washington hier eingetroffen, und es tat gut, einfach nur faul in Jordans Bar herumzusitzen.
    Key West war nicht wirklich seine Heimat, aber es war ihm vertraut genug, um sich hier heimisch zu fühlen. Ein bisschen Entspannung konnte nicht schaden, bevor er sich mit den Jungs aus Dade und Miami in seine Arbeit hineinkniete. Ein paar Vorarbeiten hatte er bereits geleistet, aber die Polizei in Miami hatte den Fall dem FBI erst kürzlich übergeben, sodass sie noch ganz am Anfang einer Morduntersuchung standen, die alle Anzeichen eines Serienverbrechens aufwies.
    Seltsam, wie das Leben weiterging – und es ging tatsächlich weiter. Die Erinnerung an Fallon schmerzte noch immer, aber es war wie bei einer alten Knieverletzung; die Wunde war verheilt, allerdings würde die Stelle nie wieder genauso sein wie vorher. Und doch war genug Zeit verstrichen, dass er ab und zu wieder lächeln konnte, wenn er sich an Fallon und die schönen Dinge, die sie zusammen unternommen hatten, erinnerte, manchmal tat es immer noch weh, aber manchmal war es auch okay. Und doch war es nicht die Tragödie von Fallons Tod, die sein Leben am meisten beeinflusst hatte.
    Lainies Tod hatte seinen Lebensweg vorgezeichnet. Genau gesagt war er durch das, was geschehen war, zu der Einsicht gelangt, dass nur Gerechtigkeit der Familie helfen könnte, das schreckliche Leid, das ihr widerfahren war, zumindest ein kleines bisschen erträglicher zu machen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sein Vater unter Mordverdacht gestanden hatte, ebenso wie Jordan Adair auch. Während er aufmerksam die Arbeit der Polizei und der Staatsanwaltschaft verfolgt hatte, war ihm klar geworden, wie schwer es war, einen Mörder zu überführen. Bei Gewaltverbrechen gab es zwei Kategorien: So genannte Beziehungstaten und die alarmierend zunehmenden Akte sinnloser Gewalt. Während er Jimmys Suche nach dem Mörder aufmerksam verfolgt hatte, hatte er begriffen, dass die Hinterbliebenen ebenso Opfer waren, weil sie sich ihr Leben wieder neu einrichten und mit der Ungerechtigkeit ihres Verlustes leben mussten. Nichts konnte ihnen den geliebten Menschen wiederbringen, aber eine Aufklärung des Verbrechens, das Wissen um das, was geschehen war, konnte ihnen zumindest helfen, den Schmerz zu bewältigen.
    Verbrechen aus Leidenschaft, so hatte er von Jimmy erfahren, waren oft diejenigen, die sich am leichtesten aufklären ließen. Sobald es ein Motiv gab, konnte man einhaken. Die moderne technische und wissenschaftliche Entwicklung hatte den Strafverfolgungsbehörden viele neue Möglichkeiten eröffnet; die DNA-Analyse durfte im Gerichtssaal

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