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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ein anderes Stück, einen Hit aus den Top 40. Dann kam wieder eine Eigenkomposition an die Reihe, diesmal eine sanftere Ballade, die
Getting On with You Gone
hieß. Gleich darauf erneut ein Top 40-Hit, dem eine Eigenkomposition folgte. Nach ein paar weiteren Nummern kündigte Madison den letzten Song vor der Pause an. Wieder war es ein ruhiges Stück. Die Leute tanzten in dem beengten Raum zwischen den Tischen und der Bühne. Gegen Ende dieses letzten Songs schaute Madison schließlich in seine Richtung.
    Auch wenn nicht ganz auszuschließen war, dass sie tatsächlich über gewisse hellseherische Fähigkeiten verfügte, sah er jetzt, dass sie ihn hier nicht erwartet hatte. Sie starrte ihn an wie ein Gespenst und hörte auf zu singen. Sie wirkte wie ein Reh, das sich im Lichtkegel eines Scheinwerfers gefangen sieht. Nun, wahrscheinlich war es ja wirklich eine große Überraschung für sie. Sie hatten sich verdammt lange nicht gesehen. Er war ihr aus dem Weg gegangen, und irgendwann im Verlauf seines Heilungsprozesses war ihm klar geworden, dass er ihr, nur weil sie gewusst hatte, was in seinem Leben vor sich ging, versucht hatte, zumindest eine Mitschuld an seinem Unglück zuzuschieben. Aber auch jetzt war er nur aus beruflichen Gründen hier und nicht, um mit ihr Frieden zu schließen. Trotzdem war er bereit einzuräumen, dass sein Verhalten damals nicht sehr nett gewesen war. Ja, er war bereit dazu.
    Aber vielleicht läuft das Leben ja nicht so, dachte er mit einem innerlichen Schulterzucken. Der Blick, den Madison ihm jetzt zuwarf, bewirkte, dass er sich wie an einem Seil hängend fühlte – das sie gerade durchgeschnitten hatte. Ach, zum Teufel. Sie hatten beide ihr eigenes Leben. Und vielleicht gab es ja gar keinen Grund, den Zerknirschten zu spielen.
    Er griff nach seinem Bier und prostete ihr zu. „Sing“, formte er mit den Lippen.
    Die anderen Bandmitglieder schauten jetzt zu ihr herüber, während sie zu vertuschen versuchten, dass sie aufgehört hatte zu singen, indem sie dieselbe Stelle wieder und wieder variierten. Madison schien sich einen inneren Ruck zu geben und riss ihren Blick von ihm los.
    Sie warf dem Publikum eins ihrer strahlenden Lächeln zu und sang sich beim Finale die Seele aus dem Leib.
    Dann endete die Musik in tosendem Applaus, und Madison versprach, dass es gleich weitergehen werde.
    Kyle hielt es nicht für abwegig, dass sie die Tatsache seiner Anwesenheit ganz einfach verdrängt hatte. Und beschlossen hatte, ihn zu ignorieren. Es war schwer vorstellbar, dass ihr niemand von seiner Absicht, hierher zu kommen, erzählt hatte.
    Aber vielleicht hatten ja auch alle stillschweigend unterstellt, dass sie es bereits wusste. Himmel, zumindest Jimmy hätte es ihr sagen müssen. Ihr Vater hätte es ihr sagen müssen. Doch vielleicht hatte Jordan Adair angenommen, es sei ihr egal.
    Und womöglich war es das ja auch, obwohl der Blick, den sie ihm eben zugeworfen hatte, eine andere Sprache sprach.
    Sie ignorierte ihn nicht. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge, wobei sie unterwegs von allen Seiten Komplimente für sich und die Band entgegennahm. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Füße von dem Stuhl vor sich genommen, aber die dunkle Sonnenbrille und seine Baseballkappe hatte er noch auf, weshalb sie von seinem Gesicht, das ohnehin im Schatten lag, nicht allzu viel erkennen konnte.
    Ihre Miene war kalt und abweisend. „Was zum Teufel machst du hier?“ fragte sie schroff.
    „Hallo, Madison. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.“ „Richtig. Was tust du hier?“
    Er zuckte lächelnd die Schultern. Hob um Vergebung bittend die Hände. „Bier trinken. Musik hören.“
    „Was tust du
hier
, in Key West? In der Bar meines Vaters?“
    „Ich habe beruflich auf den Keys zu tun. Und hier bin ich, weil mich dein Vater eingeladen hat.“
    Er hörte das leise pfeifende Geräusch, als sie unwillkürlich überrascht Atem holte.
    Er schob ihr mit dem Fuß einen Stuhl hin. „Nimm Platz, Madison.“
    Sie setzte sich. Nicht weil sie seine Gesellschaft suchte, wie er registrierte, sondern weil sie so erschüttert war.
    „Willst du einen Drink?“ fragte er.
    Ohne den Blick von ihm zu nehmen, schüttelte sie den Kopf. „Ich arbeite noch. Wann … seit wann wusstest du denn, dass du herkommst?“
    Er zuckte die Schultern. „Seit letzter Woche. Man hat mich bei einem Mordfall hier in der Gegend um Unterstützung gebeten. Dein Vater hat mich übers Wochenende eingeladen.“
    „Du wohnst im

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